Die weltweiten Aktienmärkte gerieten am Mittwoch ins Wanken, als die Anleger einen Bericht verdauten, der zeigte, dass die jährlichen Verbraucherpreise in den USA im Juni um 9,1 % gestiegen sind - der stärkste Anstieg seit mehr als vier Jahrzehnten -, so dass die Amerikaner tiefer in die Tasche greifen müssen, um Benzin, Lebensmittel, Gesundheitsversorgung und Miete zu bezahlen.

Die Märkte schwankten heftig, als der Euro zum ersten Mal seit 20 Jahren den Wert von 1:1 gegenüber dem Dollar erreichte, da die Anleger auch befürchteten, dass weitere überdimensionale Zinserhöhungen der Fed bevorstehen könnten.

Es wird erwartet, dass die US-Notenbank die Zinsen in diesem Monat um bis zu 100 Basispunkte anheben wird, nachdem ein überwiegend düsterer Inflationsbericht gezeigt hat, dass der Preisdruck, der bereits ein 40-Jahres-Hoch erreicht hat, weiter zunimmt.

Eine ganze Reihe von Zentralbankern hatte in den vergangenen Wochen signalisiert, dass sie auf ihrer nächsten Sitzung am 26. und 27. Juli eine zweite Zinserhöhung um 75 Basispunkte in Folge befürworten würden.

Doch nachdem die Daten des Arbeitsministeriums vom Mittwoch gezeigt haben, dass die steigenden Kosten für Benzin, Lebensmittel und Mieten den Verbraucherpreisindex (CPI) im vergangenen Monat um 9,1% gegenüber dem Vorjahr ansteigen ließen, könnte sich die Meinung geändert haben.

Die Rezessionssorgen hatten die europäischen Börsen bereits ins Straucheln gebracht, aber der Verbraucherpreisindex war noch höher als von den meisten Ökonomen erwartet.

Der paneuropäische STOXX 600 Index verlor 1,01% und der MSCI-Index für Aktien aus aller Welt 0,31%.

Die US-Aktien schlossen am Mittwoch leicht schwächer, nachdem die Anleger die unerwartet guten US-Inflationsdaten verdaut hatten. Alle drei großen US-Aktienindizes konnten sich zwar von ihren zu Beginn des Tages erreichten Tiefstständen erholen und lagen im Laufe des Tages zeitweise im positiven Bereich, schlossen aber alle im roten Bereich.

Der Dow Jones Industrial Average fiel um 0,67%, der S&P 500 verlor 0,45% und der Nasdaq Composite fiel um 0,15%.

Die Bank of Canada hob am Mittwoch ihren Leitzins um 100 Basispunkte an, um die Inflation zu bekämpfen. Sie überraschte damit die Märkte und war das erste G7-Land, das in diesem Konjunkturzyklus eine derart aggressive Zinserhöhung vornahm.

Der Euro schrammte nur kurz an der Parität vorbei, aber das war genug. Der deutsche DAX und der französische CAC40 verdoppelten ihre morgendlichen Verluste fast auf 1,5% bzw. 1,4%. Der Londoner FTSE lag nicht weit dahinter, da ein weiterer Anstieg der Gaspreise um 4% den Druck noch verstärkte.

"Der Verbraucherpreisindex von 9,1% ist der höchste Wert seit über 40 Jahren. Die einzige gute Nachricht ist, dass die Kerninflation etwas niedriger ist", sagte Robert Alster, Chief Investment Officer bei Close Brothers Asset Management.

"Und die Euro-Parität - nun ja, die wirtschaftlichen Aussichten für Europa verschlechtern sich weiter, vor allem, wenn das russische Gas nicht wieder fließt."

Auch Korea und Neuseeland hatten über Nacht ihre Zinssätze angehoben. Die Daten zum Wirtschaftswachstum in Großbritannien brachten zwar einen unerwarteten Anstieg, aber die Anleger konzentrierten sich viel mehr darauf, wie schnell und heftig die Fed jetzt handelt.

"Die Märkte wurden etwas aufgehalten, was die Euro-Dollar-Parität angeht, aber wir haben immer noch eine unglaubliche Anzahl von beweglichen Teilen", sagte Kit Juckes von der Societe Generale und erklärte, je höher die Inflationszahlen in den USA seien, desto deutlicher werde, dass die Fed mit Zinserhöhungen weitermachen werde. Die Märkte für festverzinsliche Wertpapiere blieben beunruhigt. Die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen - die Benchmark für die weltweiten Kreditkosten - fiel um 5 Basispunkte auf 2,908%, da die Anleger auch die jüngste Senkung der Wachstumsprognose des Internationalen Währungsfonds für die USA verdauten.

Die Renditen deutscher Staatsanleihen stiegen leicht auf 1,15%, nachdem sie zwei Tage lang stark gefallen waren, während die 10-jährigen italienischen Renditen auf 3,27% kletterten.

Jim Reid von der Deutschen Bank sagte, dass die Warnzeichen für eine Rezession am Anleihemarkt bereits "immer alarmierender" würden. Eines davon ist die Kurve der 2-jährigen/10-jährigen US-Staatsanleihen, die vor jeder der letzten 10 US-Rezessionen invertiert hat und mit -16 Basispunkten in diesem Zyklus bisher am stärksten invertiert ist.

PARITÄTISCHE ÜBERWACHUNG

Der breiteste MSCI-Index für asiatisch-pazifische Aktien außerhalb Japans schloss 0,43% höher, während der japanische Nikkei um 0,54% zulegte.

Die taiwanesischen Aktien führten die Gewinne an, nachdem das taiwanesische Finanzministerium am Dienstagabend mitgeteilt hatte, dass es seinen Aktienstabilisierungsfonds aktivieren werde. Der Markt war an diesem Tag auf ein 19-Monats-Tief gefallen.

"Die starke Schwäche der Ölpreise im Juli deutet jedoch darauf hin, dass die Inflation im Juni ihren Höhepunkt erreicht haben könnte. Sollte dies der Fall sein, könnte die dynamischste Phase der Fed-Straffung mit einer Zinserhöhung um 75 Basispunkte am 27. Juli enden", so die Analysten der ANZ.

Die Befürchtung, dass höhere Zinssätze die Weltwirtschaft zum Stillstand oder gar in eine Rezession bringen könnten, war die Hauptursache für den Einbruch der weltweiten Aktienkurse um 20% in diesem Jahr und den Anstieg des als sicherer Hafen geltenden US-Dollars.

Der Dollar war zu Beginn der Sitzung auch gegenüber anderen Währungen fest, aber sein Indexwert gegenüber den wichtigsten Konkurrenten fiel kürzlich um 0,148%, während der Euro um 0,17% auf $1,0053 stieg.

Rohöl aus den USA stieg kürzlich um 0,06% auf $95,90 pro Barrel und Brent lag bei $99,31, was einem Rückgang von 0,18% entspricht.

Die führende Kryptowährung Bitcoin stieg unterdessen zuletzt um 1,74% auf $19.656,85.