NEW YORK (Dow Jones)--Zinsängste haben am Donnerstag die Wall Street gedrückt. Denn starke Arbeitsmarktdaten lieferten der US-Notenbank klare Argumente, bei ihrem Zinserhöhungszyklus im Kampf gegen die viel zu hohe Inflation auf Kurs zu bleiben. Zu dieser Sicht passte das als unerwartet falkenhaft interpretierte Sitzungsprotokoll der US-Notenbank vom Vorabend. Dazu gesellten sich Aussagen von Gita Gopinath, der stellvertretenden Vorsitzenden des Internationalen Währungsfonds (IWF). Sie hatte erklärt, dass die Inflation in den USA "noch nicht die Kurve gekriegt" habe und die Fed Recht habe, "den Kurs zu halten".

Nach Einschätzung des Präsidenten der US-Notenbankfiliale in St. Louis, James Bullard, nähern sich die Zinssätze dem "restriktiven" Bereich. Ein restriktives Zinsniveau ist ein solches, das das Wirtschaftswachstum bremst. Der Dow-Jones-Index verlor 1,0 Prozent auf 32.930 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite büßten 1,2 bzw. 1,5 Prozent ein. An der Nyse standen 1.260 (Mittwoch 2.451) 1.857 Kursgewinnern (685) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 94 (72) Titel.

Mit steigenden Zinsen werden Aktien unattraktiver. Zudem belastete die Sorge, dass anziehende Leitzinsen das Risiko einer Rezession erhöhen und so die Unternehmensgewinne unter Druck geraten könnten. "Anzeichen für ein starkes Lohnwachstum und eine starke Arbeitsmarktaktivität sind schlechte Nachrichten für Aktien", erläuterte Marktstratege Art Hogan von B.Riley Wealth. Denn sowohl der ADP-Arbeitsmarkt als auch die wöchentlichen Arbeitsmarktdaten waren klar besser als veranschlagt ausgefallen und lieferten eine Steilvorlage für eine positive Überraschung beim offiziellen Jobbericht am Freitag.


   Dollar legt nach ADP-Bericht zu - Ölpreise mit Erholung 

Die besser als erwartet ausgefallenen Arbeitsmarkdaten trieben den Dollar. Der Dollar-Index stieg um 0,8 Prozent. Sollte die Stimmung des Devisenmarktes in Richtung Fed-Erwartungen kippen, könnte der Dollar noch einmal signifikant aufwerten, sagte Analystin Esther Reichelt von der Commerzbank. Ihr Haus halte das mittelfristig aber nicht für gerechtfertigt.

Die Ölpreise erholten sich etwas von ihrem jüngsten Absturz, der von erneuten Rezessionsängsten ausgelöst worden war. Selbst höher als erwartet gestiegene Rohöllagerbestände in den USA belasteten die Ölpreise kaum. Im Handel verwies man auf eine deutlicher als zunächst gedacht ausgefallene Reduzierung der Raffinerieaktivitäten in den USA im Zuge der jüngsten Kaltwetterfront. Die Auslastung der Raffinerien war daher deutlich zurückgegangen.

Mit den Zinserhöhungsspekulationen gerieten die Notierungen am Rentenmarkt unter Druck, die Renditen erholten sich vom Absturz der Vortage. Der Goldpreis wurde von gestiegenen Marktzinsen und dem festen Dollar belastet.


   Amazon mit Stellenabbau-Plänen unter Druck 

Unter den Einzelaktien ging es für die Aktien von Amazon nach vorbörslichen Gewinnen um 2,4 Prozent abwärts. Der Stellenabbau des Internetriesen fiel üppiger als zunächst geplant aus.

Tesla verloren 2,9 Prozent. Der Elektroautohersteller hatte im Dezember weniger in China gefertigte Fahrzeuge ausgeliefert als im Vormonat oder im Vorjahr, wie Daten der China Passenger Car Association offenbarten.

Die Papiere von T-Mobile US gewannen 3,2 Prozent. Die US-Tochter der Deutschen Telekom hatte für 2022 ein Rekordkundenwachstum mitgeteilt. Zudem wurde der obere Rand der jüngsten Zielspanne im Gesamtjahr bei Vertragskunden übertroffen.

Walgreens Boots Alliance sanken um 6,1 Prozent. Die Drogerie- und Apothekenkette hatte im ersten Geschäftsquartal 2022/23 aufgrund eines Vergleichs im Opioid-Rechtsstreit einen Nettoverlust verbucht. Auch der Gewinnausblick enttäuschte.

Bed Bath & Beyond brachen um 29,9 Prozent ein, der Einzelhändler warnte vor einer möglichen Insolvenz und stellte die eigene Überlebensfähigkeit in Frage. Das Unternehmen prüft nun alle strategischen Optionen.


   Schwarzer Tag im Kryptosektor 

Die Papiere der Kryptobank Silvergate Capital rauschten um 42,7 Prozent in die Tiefe. Die Bank meldete einen dramatischen Abfluss der Einlagen, so dass Vermögenswerte mit hohen Abschlägen verkauft werden mussten. Auch andere Sektortitel gerieten in den Abwärtsstrudel, so zum Beispiel Coinbase (-11,1%). Denn der Krypto-Kreditgeber Genesis Global Trading hatte weitere schlechte Nachrichten geliefert: Er hatte 30 Prozent seiner Mitarbeiter entlassen und erwägt nach Angaben aus Kreisen, Insolvenz anzumelden.


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INDEX                 zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
DJIA                32.930,08        -1,0%       -339,69          -0,7% 
S&P-500              3.808,10        -1,2%        -44,87          -0,8% 
Nasdaq-Comp.        10.305,24        -1,5%       -153,52          -1,5% 
Nasdaq-100          10.741,22        -1,6%       -173,58          -1,8% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite     Bp zu VT    Rendite VT      +/-Bp YTD 
2 Jahre                  4,46        +11,7          4,34            3,8 
5 Jahre                  3,91         +7,1          3,84           -8,7 
7 Jahre                  3,81         +4,2          3,77          -15,5 
10 Jahre                 3,71         +2,6          3,68          -16,9 
30 Jahre                 3,78         -1,4          3,80          -18,6 
 
DEVISEN               zuletzt        +/- %  Do, 7:50 Uhr  Mi, 17:28 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,0518        -0,8%        1,0608         1,0607   -1,7% 
EUR/JPY                140,30        -0,1%        140,62         140,12   -0,0% 
EUR/CHF                0,9855        -0,1%        0,9870         1,0769   -0,4% 
EUR/GBP                0,8833        +0,4%        0,8818         0,8815   -0,2% 
USD/JPY                133,39        +0,7%        132,52         132,12   +1,7% 
GBP/USD                1,1907        -1,3%        1,2031         1,2032   -1,6% 
USD/CNH (Offshore)     6,8879        -0,2%        6,8796         6,9014   -0,6% 
Bitcoin 
BTC/USD             16.853,94        +0,2%     16.811,12      16.868,25   +1,5% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               73,83        72,84         +1,4%          +0,99   -8,0% 
Brent/ICE               78,70        77,84         +1,1%          +0,86   -8,5% 
GAS                            VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF               69,40        65,02         +6,7%          +4,38  -12,0% 
 
METALLE               zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.833,49     1.855,65         -1,2%         -22,16   +0,5% 
Silber (Spot)           23,23        23,83         -2,5%          -0,60   -3,1% 
Platin (Spot)        1.060,68     1.081,50         -1,9%         -20,83   -0,7% 
Kupfer-Future            3,83         3,74         +2,3%          +0,09   +0,4% 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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(END) Dow Jones Newswires

January 05, 2023 16:10 ET (21:10 GMT)