Zürich (awp) - Der Rückversicherer Swiss Re gibt am Freitag, 23. Februar, die Ergebnisse zum Geschäftsjahr 2017 bekannt. Zum AWP-Konsens haben insgesamt zwölf Analysten beigetragen.

2017E 
(in Mio USD)          AWP-Konsens      2016A    

Gebuchte Bruttoprämien  34'582        35'622 
Reingewinn               108,6         3'558 
Eigenkapital            33'175        34'532  

(in %)
Combined Ratio P&C       110,7          93,5  

(in CHF)
Dividende pro Aktie       5,00          4,85 

FOKUS: Das abgelaufene Geschäftsjahr der Swiss Re war von einer überdurchschnittlich hohen Belastung aus Naturkatastrophen geprägt. Vor allem die Kosten für die Hurrikane "Harvey", "Irma" und "Maria", die im Spätsommer über weite Teile der Karibik und den Südosten der USA gefegt waren, lasten schwer auf der Rechnung 2017. Hinzu kamen auch noch ein Erdbeben in Mexiko, Feuersbrünste in Kalifornien oder der Wirbelsturm Debbie in Australien. Die Frage bleibt, ob die Swiss Re das Jahr trotzdem mit einem Gewinn oder allenfalls mit einem Verlust abschliessen wird.

Die Bilanz der Swiss Re dürfte stark genug sein, um die hohen Schadenskosten aufzufangen und den Aktionären erneut eine attraktive Dividende ausschütten zu können. Ausserdem wäre es möglich, dass Swiss Re ein weiteres Aktienrückkaufprogramm ankündigt, welches von den Aktionären an der kommenden Generalversammlung im Frühling abgesegnet werden muss und üblicherweise je nach Kapitalbedarf nach der nächsten Hurrikan-Saison im Spätherbst lanciert wird.

Ein weiteres Thema, das die Anleger beschäftigt, ist das Interesse des japanischen Konglomerats Softbank an Swiss Re. Softbank will sich mit bis zu 30% massgeblich am Rückversicherer beteiligen. Derzeit würden dazu Gespräche geführt, liess Swiss Re Anfang Februar verlauten. Softbank, die Aktivitäten wie etwa Mobilfunk, Chipfertigung, Mitfahrdienste oder Onlinehandel unter einem Dach vereint, könnte so Zugang zu Daten in grossem Umfang erhalten (Stichwort: "Big Data").

Wie immer richtet sich der Blick anlässlich der Bilanzmedienkonferenz auch auf die in der Branche wichtige Vertragserneuerungsrunde Januar. Dabei stellt sich die Frage, ob sich die mit den Erstversicherern ausgehandelten Preise für Rückversicherungsdeckung nach der rückläufigen Entwicklung der vergangenen Jahre weiter stabilisiert und möglicherweise gar leicht zugelegt haben. Swiss Re hatte am Branchentreffen in Monte Carlo im vergangenen September erste Hinweise diesbezüglich geäussert.

ZIELE: Die Renditeziele strebt Swiss Re auf die lange Sicht an und mit Blick auf die grossen Katastrophenbelastungen dürfte man sie 2017 wohl verfehlen. Langfristig will der Konzern aber mit der Eigenkapitalrendite den risikofreien Zinssatz zehnjähriger US-Staatsanleihen um mindestens 700 Basispunkte übertreffen. In der P&C-Rückversicherungen gilt für die Rendite eine Zielbandbreite von 10-15%, für die L&H-Sparte von 10-12%, für Corporate Solutions von 10-15% und für Life Capital von 6,8%.

Das ökonomische Eigenkapital je Aktie will die Swiss Re über den Versicherungszyklus auf Gruppenebene derweil jährlich um 10% steigern. Dabei ist es das Ziel, "überschüssiges" Kapital, das keine Verwendung für das operative Geschäft findet, an die Aktionäre zurückzuführen. Dies hatte Swiss Re in den letzten Jahren mit Aktienrückkäufen umgesetzt. Zuletzt schloss die Gruppe das im November lancierte und 1 Mrd CHF schwere Programm ab.

PRO MEMORIA: Die Gespräche zum Softbank-Deal kommen laut einem Bericht der "Financial Times" vom Montag gut voran. Dabei verlangten die Japaner mehrere Sitze im Verwaltungsrat, um die Geschäftsentwicklung des Rückversicherers mitbestimmen zu können, hiess es im Zeitungsbericht. In den nächsten Wochen würden sich der Softbank-Gründer und milliardenschwere CEO Masayoshi Son gemeinsam mit Swiss Re-Verwaltungsratspräsident Walter Kielholz zu weiteren Gesprächen treffen, um den Deal abzuschliessen.

Für die Hurrikan- und Erdbeben-Schäden in den USA, der Karibik und Mexiko erwartete Swiss Re im dritten Quartal Gesamtkosten von rund 3,6 Mrd USD. Die Zahl sei vor Steuern und nach Abzug von Retrozessionen, also der Weitergabe von Kosten an andere Rückversicherer, berechnet worden, teilte die Gruppe Mitte Oktober mit. CFO David Cole hielt in der Mitteilung zudem fest, dass Swiss Re "die eigenen Prioritäten im Kapitalmanagement weiter verfolgen" werde.

Ende August traf Hurrikan "Harvey" auf die texanische Küste, wobei die massiven Niederschläge vor allem in der Region Houston zu schweren Überschwemmungen geführt hatten. Hurrikan "Irma" ging am 10. September in Florida an Land und die Karibik wurde nach "Irma" noch von Hurrikan "Maria" heimgesucht. Experten gehen von einem Gesamtschaden für die Versicherungsindustrie in Höhe von rund 100 Mrd USD aus.

Anfang Oktober hatte Swiss Re für das Geschäft zur Abwicklung alter sogenannter "geschlossener" Lebensversicherungsbeständen die japanische Versicherungsgruppe MS&AD Insurance (dahinter verbergen sich die Firmen Mitsui, Sumitomo, Aioi und Dowaan) an Bord geholt. Die Japaner erwerben in einem ersten Schritt für 175 Mio GBP eine Beteiligung von 5% an der Swiss Re-Tochter ReAssure. Innerhalb von drei Jahren soll die Beteiligung durch die Japaner auf 15% aufgestockt werden, was einer Investition von umgerechnet 1 Mrd CHF entspricht. Swiss Re verspricht sich davon eine erhöhte finanzielle Flexibilität für rasches Wachstum.

Im Dezember hatte Swiss Re in diesem Geschäft 1,1 Millionen Lebensversicherungspolicen der britischen Legal & General übernommen. Die Transaktion steht im Zeichen der Strategie der Sparte Life Capital, das Wachstum mit der Übernahme von zur Abwicklung bestimmten Portfolios voranzutreiben. Der Kaufpreis für die übernommenen Lebensversicherungen, wozu sogenannte With Profit-, Unit Linked- und Sparpolicen zählen, lag bei 650 Mio GBP. Sie werden nun von der Swiss Re-Einheit ReAssure verwaltet.

Ende März übernimmt John Dacey das Amt des Finanzchefs von David Cole. Cole wolle künftig eine "nicht-exekutive Karriere" verfolgen, er werde aber weiterhin Verwaltungsratsmitglied mehrerer Tochtergesellschaften von Swiss Re bleiben, hiess es. Dacey war vor fünf Jahren in seiner heutigen Funktion als "Chief Strategy Officer" in die Konzernleitung eingetreten. Zuvor war er in der Versicherungsbranche in unterschiedlichen Führungspositionen tätig gewesen. Die beiden Positionen "Group Chief Financial Officer" und "Group Chief Strategy Officer" werden zusammenzulegt. Ab Anfang April 2018 besteht das Group Executive Committee von Swiss Re somit neu aus zwölf Mitgliedern.

Im November hat die Swiss Re Jerome Jean Haegeli zum neuen Chefökonomen ernannt. Er ersetzt Kurt Karl, der per Ende Dezember 2017 nach rund sechs Jahren in dieser Position und 17 Jahren beim Unternehmen zurückgetreten ist.

AKTIENKURS: An der Börse hat die Aussicht auf einen Einstieg der Softbank bei Swiss Re dem Kurs starken Auftrieb gegeben. Analysten gehen davon aus, dass Softbank eine Beteiligung am Rückversicherer nur mit dem Bezahlen einer ansprechenden Prämie erhalten dürfte. Seit Jahresbeginn gewannen die Swiss Re-Papiere rund 5% dazu, während der Gesamtmarkt in etwa gleichviel eingebüsst hat. Im Jahr 2017 war die Performance von Swiss Re hingegen deutlich schwächer als im Leitindex SMI ausgefallen.

Website: www.swissre.com

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