Biel (awp) - Swatch hat die sich abschwächende Nachfrage in dem für die Gruppe wichtigen chinesischen Markt in der ersten Jahreshälfte 2024 deutlich zu spüren bekommen. Gleichzeitig verzichtete der Uhrenkonzern bewusst darauf, die Kosten deutlich zu senken. In der Folge sank der Gewinn um mehr als die Hälfte.

Von Januar bis Juni erzielte die Swatch Group mit bekannten Uhrenmarken wie Omega, Longines oder Tissot einen Nettoumsatz von 3,45 Milliarden Franken. Das sind 14 Prozent weniger als im Vorjahr, teilte Swatch am Montag mit. In Lokalwährungen gerechnet sind die Verkäufe um 11 Prozent gesunken.

Nachfrageeinbruch in China

Grund für die deutlich tieferen Umsätze sei die stark gesunkene Nachfrage nach Luxusgütern in China sowie auch in Hongkong und Macau, hiess es. Einzig die Marke Swatch habe sich dem negativen Trend widersetzt und die Verkäufe in China gar um 10 Prozent gesteigert. In guten Jahren erzielt die Gruppe in diesem Markt rund ein Drittel des Umsatzes.

Besser lief das Geschäft in anderen Teilen der Welt. Ausserhalb Chinas sei der Umsatz in Lokalwährungen auf dem Niveau des Rekordjahres 2023 geblieben, so die Mitteilung. Und verglichen mit den Verkäufen des ersten Halbjahres 2022 habe gar ein Anstieg um 5,6 Prozent resultiert.

Insbesondere in den USA seien die rekordhohen Absatzzahlen des Vorjahres erreicht worden, während in Japan mit einem Umsatzanstieg von 30 Prozent gar neue Bestwerte resultierten. Zudem sei das Geschäft in wichtigen Märkten wie Südkorea, Indien und in den Vereinigten Arabischen Emiraten gut gewachsen.

Verhalten entwickelte sich Europa. Zwar seien die Retail-Umsätze in den markeneigenen Shops stabil geblieben, dagegen war im Grosshandel aufgrund der geopolitischen Konflikte Zurückhaltung zu spüren. Die Sorge vor zu grossen Lagerbeständen liess den Umsatz bei den Händlern um 10 Prozent sinken. Positive Ausnahmen seien die Schweiz oder Spanien gewesen.

Marge schmilzt

Die fallenden Umsätze schlugen direkt auf die Ergebnisse durch, auch weil etwa die Kosten fürs Marketing kaum gekürzt und die Kapazitäten insbesondere in der Produktion aufrechterhalten wurden. Auf Entlassungen habe man bewusst verzichtet, erklärte Swatch.

Der Betriebsgewinn (EBIT) sackte daher um 71 Prozent auf 204 Millionen Franken ab. Und die dazugehörige Marge fiel auf 5,9 von zuvor 17,1 Prozent zurück. Unter dem Strich verblieb ein um 70 Prozent tieferer Konzerngewinn von 147 Millionen Franken.

Schwierige Lage in China

Mit Blick auf die kommenden Monate rechnet die Swatch Group in China, Hongkong und Macau mit einer weiterhin "schwierigen Lage" für die gesamte Luxusgüterindustrie. Allerdings bleibe das langfristige Potenzial für diese Absatzmärkte intakt, hiess es.

Hingegen rechnet die Gruppe in Japan und den USA für das zweite Halbjahr mit einem starken Wachstum. Und auch die Aussichten in vielen europäischen Ländern seien erfolgversprechend. Die Marke Omega dürfte etwa von ihrem Auftritt als offizieller Zeitnehmer der Olympischen Spiele in Paris profitieren.

Zugleich habe das zu Beginn des Jahres eingeführte Kostensenkungsprogramm erste Früchte getragen, hielt Swatch weiter fest. Die vollen positiven Auswirkungen dürften in der zweiten Jahreshälfte spürbar werden. Da soll die Gruppe klar profitabler sein.

Erste Anzeichen dafür gab es im Monat Juni mit einem Anstieg der operativen Marge auf über 15 Prozent. Das sei ein positives Zeichen für das zweite Semester, erklärte Swatch.

mk/ra