BILLY-BERCLAU (AFP)--Frankreich will mit der Eröffnung der ersten großen Fabrik für Batterien für Elektroautos ein neues Kapitel der Industriegeschichte des Landes aufschlagen. Der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire besuchte am Dienstag die neue Fabrik des Unternehmens Automotive Cells Company (ACC) im nordfranzösischen Billy-Berclau in Begleitung von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP).

"Es ist das erste Mal seit Jahrzehnten, dass in Frankreich eine Industriebranche komplett neu aufgebaut wird", betonte das französische Wirtschaftsministerium. ACC ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Autobauer Stellantis und Mercedes und des Energiekonzerns Totalenergies, deren Chefs ebenfalls an der Eröffnung teilnahmen.

Die ACC-Batterieproduktion soll im Sommer beginnen, die ersten Batterien werden Ende des Jahres auf dem Markt erwartet. ACC plant Investitionen in Höhe von insgesamt 7 Milliarden Euro für die Produktionsstätte in Nordfrankreich, ein Forschungszentrum in Westfrankreich und zwei weitere Fabriken in Deutschland und Italien. Das Unternehmen hat dafür 1,2 Milliarden Euro aus öffentlichen Geldern erhalten, davon 845 Millionen Euro in Frankreich.

Frankreich will die Produktion von Autobatterien massiv ausbauen, um die Abhängigkeit von China zu verringern und das Aus für Neuwagen mit Verbrenner ab 2035 vorzubereiten. Drei weitere Fabriken sind in Nordfrankreich vorgesehen: Das chinesisch-japanische Unternehmen AESC-Envision soll die Elektrosparte von Renault ab 2025 ausstatten. Hinzu kommen ein Startup aus Grenoble und die taiwanische Gruppe ProLogium, die 2026 die Produktion aufnehmen will.

Die französische Regierung hat das Ziel ausgegeben, ab 2030 jährlich zwei Millionen Elektroautos im eigenen Land herzustellen. Bis 2027 soll die französische Industrie in der Lage sein, die nötigen Batterien zu liefern und möglicherweise auch zu exportieren.

Die von Frankreich betonte Unabhängigkeit von China ist dabei relativ: Ein Teil der zur Herstellung der Batterien benötigten Materialien wird weiterhin aus China importiert, unter anderem Lithium und Nickel.

Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

DJG/sha

(END) Dow Jones Newswires

May 30, 2023 06:31 ET (10:31 GMT)