Von Olaf Ridder

FRANKFURT (Dow Jones)--Das Ende der Corona-Pandemie lässt die Zweitquartalszahlen des Medizintechnikkonzerns Siemens Healthineers schwach erscheinen. Analysten schätzen, dass rund 650 Millionen Euro Umsatz mit Covid-19-Schnelltests im Jahresvergleich fehlen. Ergebnisseitig belasten Kosten für die vor sechs Monaten angekündigte Verschlankung der Diagnostiksparte, die vor allem im zweiten Quartal verbucht werden sollten. Am Mittwochmorgen vor Börseneröffnung stellt die Siemens-Tochter ihre Zwischenbilanz vor.


Darauf werden Anleger achten:


ZAHLEN: Aus den vorgenannten Gründen erwartet der Markt den bereinigten operativen Gewinn (EBIT) um 28 Prozent unter dem starken Vorjahreswert und den Umsatz auf vergleichbarer Basis um 4,5 Prozent geringer. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Investoren werden eher darauf schauen, wie stark das Strahlentherapiegeschäft gewachsen ist, das im Quartal zuvor wegen fehlender Bauteile einen Auslieferungsstau zu beklagen hatte. Höhere Einnahmen dürfte dank Preiserhöhungen auch das sonst robuste Geschäft mit bildgebenden Röntgen-, MRT- und CT-Geräten liefern. Analysten trauen Healthineers hier im Schnitt ein Plus von 8 Prozent zu. Vielleicht ist es sogar noch mehr: Wettbewerber Philips meldete jüngst 15 Prozent organisches Wachstum - vor allem volumenbedingt.


AUSBLICK: 2022/23 soll, so hat es das Unternehmen im November angekündigt, der Umsatz im Mittel stabil blieben (minus 1 bis plus 1 Prozent), während der bereinigte Gewinn je Aktie von 2,29 im Vorjahr auf 2,00 bis 2,20 Euro sinkt. Analysten halten dies mit Blick auf den Umsatz für sehr plausibel, rechnen beim Gewinn jedoch mit einem Ergebnis eher am unteren Ende der Spanne. Sie dürften sich wünschen, dass Finanzchef Jochen Schmitz gute Gründe parat hat, warum es vielleicht doch besser läuft, als sie glauben. Immerhin: Citi hält die Prognose noch für erreichbar.


RESTRUKTURIERUNG: Healthineers will sich schneller als bislang geplant von einem Teil der alten Laborstraßen im Diagnostikgeschäft trennen, um die Kosten bis 2025 um 300 Millionen Euro zu senken. Das wird zunächst kosten: Die 100 bis 150 Millionen Euro, die für das laufende Geschäftsjahr avisiert wurden, dürften überwiegend im abgelaufenen Quartal angefallen sein. Wie genau die Kosten verteilt werden, entscheidet darüber, wie die kommenden Quartale aussehen.


CORINDUS: Für das zugekaufte Geschäft mit robotergestützten Operationen könnte Vorstandschef Bernd Montag eine Neuausrichtung bekannt geben. Vor einem halben Jahr ließ er erkennen, dass der Einsatz der Technologie sich bei minimal-invasiven Gefäß-Operationen in der Kardiologie nicht so durchgesetzt habe wie erhofft und dass deshalb die Ausrichtung geprüft werde.


COVID-SCHNELLTESTS: Analysten prognostizieren für das in der Pandemie lukrative Schnelltestgeschäft nur noch 24 Millionen Euro Umsatz. Vor einem Jahr verbuchte man in Erlangen hier noch 680 Millionen Euro und konnte seinerzeit sogar die Prognose anheben.


Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum zweiten Quartal und für das Geschäftsjahr 2022/23:


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.                                  PROG  PROG   PROG 
2. QUARTAL                      2Q22/23  ggVj   Zahl  2Q21/22 
Umsatz                            5.284   -3%     14    5.460 
Vergleichbares Umsatzwachstum      -4,5    --     14     15,8 
EBIT bereinigt                      702  -28%     14      980 
EBIT-Marge bereinigt               13,3    --     --     17,9 
Ergebnis nach Steuern u Dritten     370  -36%     14      579 
Ergebnis je Aktie                  0,33  -37%     12     0,52 
Ergebnis je Aktie bereinigt        0,42  -37%     12     0,67 
 
.                                  PROG  PROG   PROG 
GESCHÄFTSJAHR                   Gj22/23  ggVj   Zahl  Gj21/22 
Umsatz                           21.839   +1%     14   21.714 
Vergleichbares Umsatzwachstum       0,6    --     14      5,9 
EBIT bereinigt                    3.260  -11%     14    3.655 
EBIT-Marge bereinigt               14,9    --     --     16,8 
Ergebnis nach Steuern und Dritten 1.854   -9%     14    2.038 
Ergebnis je Aktie                  1,64   -9%     12     1,81 
Ergebnis je Aktie bereinigt        2,03  -11%     12     2,29 
Dividende je Aktie                 0,89   -6%     12     0,95 
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ERLÄUTERUNGEN:

- Angaben in den Tabellen in Millionen Euro, Ergebnis je Aktie und Dividende in Euro, Umsatzwachstum und EBIT-Marge in Prozent

- Bilanzierung nach IFRS

- Quellen: Angaben des Unternehmens. Prognosen von Vara Research.

- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum

- das Geschäftsjahr läuft vom 1. Oktober bis 30. September?

- alle Angaben ohne Gewähr

Kontakt zum Autor: olaf.ridder@wsj.com

DJG/rio/smh

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May 08, 2023 09:00 ET (13:00 GMT)