(neu: Aussagen vom Kapitalmarkttag, Aktienkurs, Analystenstimme.)

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Technologiekonzern Siemens setzt sich unter seinem neuen Chef Roland Busch mittelfristig ehrgeizigere Ziele. So sollen die vergleichbaren Umsätze in den kommenden drei bis fünf Jahren durchschnittlich um 5 bis 7 Prozent pro Jahr wachsen, teilte das Unternehmen am Donnerstag vor dem Kapitalmarkttag in München mit. Zuvor hatte Siemens über den Geschäftszyklus ein Plus von 4 bis 5 Prozent angepeilt. Der Gewinn soll stärker wachsen als der Umsatz: So soll das Ergebnis je Aktie vor Kaufpreisallokationen - also bereinigt um Auswirkungen von Zukäufen - jährlich im hohen einstelligen Bereich zulegen.

Beim geplanten Umsatzwachstum will das Unternehmen "deutlich stärker" als die Branche wachsen, kündigte Busch vor Investoren an. Treiber soll das Geschäft mit der Digitalisierung sein: "Unsere Wachstumsmotoren sind Digitalisierung, Automatisierung und Nachhaltigkeit. Dabei verstärken sich unser Kerngeschäft und unser Digitalgeschäft gegenseitig."

Allein die Kernmärkte der Bereiche Digital Industries, Smart Infrastructure, Mobility und Siemens Healthineers umfassten - ausgehend vom Jahr 2020 - ein Volumen von 440 Milliarden Euro mit jährlichen Wachstumsraten von vier bis fünf Prozent bis 2025, so Busch. In diesen Märkten will Siemens das Geschäft weiter ausbauen. Zudem will sich Siemens weitere Märkte erschließen, auch durch Zukäufe. Dabei bevorzuge Siemens ergänzende Akquisitionen, erläuterte Finanzvorstand Ralf Thomas, der die Ziele des Konzerns insgesamt "ambitioniert" nannte.

Die Margenziele für die Sparte Intelligente Infrastruktur sowie für das Zuggeschäft wurden erhöht. Für das renditestärkste Geschäft mit der digitalen Industrie wurde das bisherige Margenziel von 17 bis 23 Prozent beibehalten. Hier strebt Siemens einen Umbau des Softwaregeschäfts an, was zunächst auf die Zahlen drücken wird. Große Teile des Softwaregeschäfts sollen ab dem Geschäftsjahr 2022 künftig als cloud-basierter Service im Abo angeboten werden. Für Siemens bedeute die Umstellung kontinuierlichere Umsätze, zudem sollen damit neue Zielgruppen erschlossen werden, hieß es. Dabei zielt Siemens vor allem auf kleine und mittelständische Unternehmen.

Für das laufende Geschäftsjahr 2021/22 (Ende September) bekräftigte Siemens seine Gewinnprognose. Anders als zuletzt sind nun die Belastungen der milliardenschweren Übernahme des US-Krebsspezialisten Varian durch die Medizintechniktochter Siemens Healthineers enthalten. Finanzvorstand Thomas bekräftigte dabei, dass sich die Belastungen im Zusammenhang mit Varian in dem Zeitraum auf 300 bis 500 Millionen Euro belaufen dürften.

Die derzeit "günstige Geschäftsentwicklung" des Konzerns setze sich auch im laufenden Quartal fort, erläuterte Busch. So sehe man eine breite Erholung in Schlüsselmärkten wie der Autoindustrie, aber auch im Maschinenbau und der Prozessindustrie. Dabei wächst das Geschäft in China weiter deutlich, aber auch die USA erholten sich.

Siemens hatte 2020 seinen jahrelangen Umbau zum Technologiekonzern mit der Abspaltung des Energiegeschäfts unter dem Namen Siemens Energy weitgehend abgeschlossen. Thomas bekräftigte, die Beteiligung von Siemens Energy weiter reduzieren zu wollen. Inklusive der Aktien, die der Siemens Pensionsfonds an dem Unternehmen hält, liegt die Beteiligung des Konzerns bei unter 50 Prozent. Der Medizintechniker Siemens Healthineers, an dem der Konzern hingegen die Mehrheit hält, bleibe Kerngeschäft.

Von den neuen Zielen sollen auch die Aktionäre profitieren: So legt Siemens ein Aktienrückkaufprogramm von bis zu drei Milliarden Euro bis 2026 auf. Zudem kündigte der Konzern steigende Dividenden an.

Die Aktie von Siemens verlor zu Handelsbeginn zunächst rund 1,5 Prozent, konnte die Verluste danach jedoch zum Teil wieder aufholen. Am frühen Mittag liegt das Papier noch knapp 0,5 Prozent im Minus und ist damit in einem festen Dax das Schlusslicht.

Sein erster Eindruck entspreche seinen bisherigen Erwartungen, schrieb JPMorgan-Analyst Andreas Willi in einer ersten Reaktion zum Kapitalmarkttag. Das Umsatzziel des Industriekonzerns sei etwas ehrgeiziger, als er erwartet habe. Die angehobenen Ziele für die Sparte Intelligente Infrastruktur sowie für das Zuggeschäft seien zwar positiv, entsprächen aber ebenfalls weitgehend seinen Annahmen./nas/men/jha/