Zürich (awp) - Investoren reagieren am Donnerstag begeistert auf die jüngsten Nachrichten der beiden Pharma-Schwergewichte Roche und Novartis. Entsprechend zählen die Genussscheine von Roche und auch die Anteilsscheine von Novartis zu den grössten Gewinnern unter den Blue Chips. Die beiden Konzerne haben sich darauf geeinigt, dass Roche dem Konkurrenten die Roche-Beteiligung von gut einem Drittel abkauft. Damit haben lang anhaltende Spekulationen nun ein Ende.

Kurz vor 10.00 Uhr gewinnen die Roche-Bons 2,3 Prozent hinzu auf 376,95 Franken, während sich Novartis um 1,2 Prozent verteuern auf 77,40 Franken. Das schiebt denn auch den Leitindex SMI an, der aktuell um 0,6 Prozent anzieht.

Am Morgen hatten die beiden Konzerne mitgeteilt, dass Roche die über 53 Millionen Inhaberaktien, die Novartis seit mehr als 20 Jahren am Konkurrenten hält, zurückkaufen werde. Roche zahlt 20,7 Milliarden US-Dollar für die Anteile. Für Novartis ergibt sich daraus ein Gewinn von etwa 14 bis 15 Milliarden US-Dollar, nachdem der Konzern seinerzeit etwa 5 Milliarden für die Inhaberaktien gezahlt hatte.

Analysten betonen in ihren ersten Kommentaren, dass mit der Transaktion jahrelang anhaltende Spekulationen ein Ende hätten. Für Roche wird die Transaktion grundsätzlich als positiv gewertet. Vor allem, weil damit die jahrelange Unsicherheit um die Novartis-Beteiligung ein Ende habe. Zudem biete sich für Roche damit die Möglichkeit, vorhandenes Kapital gut einzusetzen, heisst es einhellig in den verschiedenen Kommentaren. Roche hätte nämlich ohne diesen Deal gegen Ende des Jahres eine positive Nettoliquidität in der Bilanz ausgewiesen, was wiederum Fragen zur möglichen Kapitalallokation nach sich gezogen hätte, heisst es beispielsweise bei der UBS.

In der Vergangenheit habe Roche opportunistische Akquisitionen getätigt (z.B. Spark und Intermune), wenn die Bilanz flexibel war. Er gehe davon aus, dass der Rückkauf eine willkommene Alternative zu einem weiteren Zukauf sei, so der zuständige UBS-Analyst weiter.

Mit Blick auf Novartis heben die Experten hervor, dass der Konzern damit seiner jüngsten Strategie zur Verschlankung treu bleibe. Zwar sei die Beteiligung finanziell attraktiv gewesen mit den jährlichen Dividenden, die Novartis so zugeflossen seien; allerdings habe die Beteiligung strategisch kaum Sinn ergeben, da Novartis keinen Einfluss auf die Geschäfte von Roche nehmen konnte.

Gleichzeitig dürften die etwa 14 bis 15 Milliarden US-Dollar auch Fragen über deren Verwertung aufwerfen. Am Markt könnte dies zu Spekulationen über eine mögliche Grossakquisition führen, heisst es in zahlreichen Kommentaren.

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