Dieses Zitat von Benjamin Graham, das den Unterschied zwischen Trends und Fundamentaldaten verdeutlichen soll, hat in den letzten Jahren an zahlreichen Beispielen seine Relevanz bewiesen. Ein Blick auf den Elektroautohersteller Rivian genügt: Nur wenige Tage nach seinem Börsengang erreichte die Bewertung des Unternehmens 180 Milliarden US-Dollar - mehr als Ford und General Motors zusammen.
 
Dies für ein Unternehmen, das zu diesem Zeitpunkt nur einige tausend Fahrzeuge produzierte und natürlich noch keinen Cent Gewinn erzielt hatte. Der Hype ist genauso schnell verflogen, wie er aufgekommen war, und der Unternehmenswert - Marktkapitalisierung abzüglich Nettobarmittel - beläuft sich nun auf 10,3 Milliarden Dollar.
 
Unter der Leitung von RJ Scaringe, oft als "Anti-Elon Musk" bezeichnet, verbrennt Rivian weiterhin zwischen 1,5 und 2 Milliarden Dollar pro Quartal. Bei diesem Tempo schmilzt die Liquidität wie Schnee in der Sonne, und eine Refinanzierung in den nächsten zwölf Monaten scheint unvermeidlich.
 
Damit diese unter guten Bedingungen stattfinden kann, muss Rivian nachweisen, dass seine Fahrzeuge auf dem Markt Anklang finden. Gute Nachrichten in dieser Hinsicht: Das Unternehmen bestätigte kürzlich in einer Pressemitteilung sein Ziel, in diesem Jahr 50.000 Fahrzeuge zu produzieren.
 
Damit liegt Rivian zwar weit hinter Tesla und seinen zwei Millionen Fahrzeugen pro Jahr, bestätigt jedoch seine Glaubwürdigkeit und reiht sich neben Elon Musks Unternehmen und dem chinesischen Hersteller BYD ein, die beide ihre jährlichen Produktionsziele übertroffen haben.
 
Die Situation ist jedoch für jüngere Unternehmen wie Fisker, Nikola oder Lucid - trotz der Partnerschaft des Letzteren mit Aston Martin - schwieriger, die alle ihre Prognosen nach unten korrigiert haben.
 
Rivians Vorteil besteht darin, dass es jahrelang auf seine industrielle Partnerschaft mit Ford vertraut hat. Allerdings hat sich Ford fast vollständig aus dem Kapital zurückgezogen - bemerkenswert ist hier die Präsenz von Amazon, das 17% hält.
 
Der Anteil der Elektroautos in den USA steigt trotz der Skepsis der Analysten in den letzten Monaten signifikant an. Sie machen in diesem Jahr 8,6% der Neuwagenverkäufe aus, verglichen mit 5,9% im Vorjahr zur gleichen Zeit.