LONDON (dpa-AFX) - Der Möbel- und Einzelhändler Steinhoff baut sein Geschäft in Europa mit einer Übernahme in Großbritannien weiter aus. Für insgesamt 597 Millionen britische Pfund (718 Mio Euro) will der Konzern mit südafrikanischen Wurzeln die Billigkette Poundland schlucken. Nachdem das Poundland-Management Steinhoff zuvor bereits einmal hat abblitzen lassen, stimmten die Briten am Mittwoch der vorgelegten Offerte Steinhoffs über 222 Pence je Aktie zu.

An der Börse kam das gut an: Die Poundland-Titel verteuerten sich bis zum Mittag um knapp 13 Prozent. Steinhoff-Papiere, die seit dem Frühjahr auch im MDax gelistet sind, bewegten sich hingegen kaum.

Analyst Neil Wilson vom Brokerhaus ETX Capital bezeichnete die Offerte als "ein Schnäppchen". Vor einem Jahr hätte Steinhoff noch das Doppelte für die Kette zahlen müssen. Vor allem die Schwäche des britischen Pfund, das nach dem Brexit-Votum gehörig unter die Räder gekommen ist, macht die Übernahme günstig. Steinhoff hatte sich allerdings kurz vor der Abstimmung bereits mit Poundland-Aktien eingedeckt und 23,6 Prozent der Anteile eingesammelt.

Steinhoff-Chef Markus Jooste zeigte sich trotz der Entscheidung der Briten, die EU zu verlassen, und der damit verbundenen unsicheren Aussichten für die britische Wirtschaft, überzeugt von dem Geschäft. Die Übernahme von Poundland bringe einen signifikanten Mehrwert und ergänze das bestehende Netzwerk optimal, sagte er. Der Konzern treibt derzeit die Expansion in Europa kräftig voran und hat dabei vor allem Preisbrecher im Blick.

In Großbritannien besitzt Steinhoff unter anderem bereits den Textildiscounter Pep & Co. Nach Meinung der Investmentbank BNP Paribas ließe sich die Kette prima mit Poundland verbinden. Das Unternehmen vertreibt in seinen gut 600 Läden auf der britischen Insel und in Irland Produkte zu einem Pfund - von Haushaltswaren und Lebensmitteln über Kosmetika, Büroartikel oder DVDs.

In Deutschland ist Steinhoff vor allem durch die Möbelkette Poco bekannt. Durch einige Übernahmen wie den Kauf der französischen Handelskette Conforama ist Steinhoff zu einem der größten Möbelhändler in Europa geworden.

Durch den Ausbau des Europa-Geschäfts mache sich Steinhoff unabhängiger von der stagnierenden Wirtschaft Südafrikas und der hohen Volatilität der dortigen Währung, lobte Analyst Wilson. Zuletzt hatte Steinhoff auf seinem Übernahmekurs aber auch einige Schlappen einstecken müssen. Der Konzern hatte sowohl für den Einzelhändler Home Retail Group als auch die Elektronikkette Darty geboten, ging beide Male aber leer aus./she/stb/fbr