Von Steffen Gosenheimer

FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte scheinen die schwache Vorgabe der Wall Street vom Mittwoch in Reaktion auf die Zinserhöhung der US-Notenbank und die begleitenden Aussagen gut wegzustecken. Börsianer rechnen zum Start am Donnerstag mit wenig veränderten Indizes. Rückenwind kommt von den Futures auf die US-Indizes, die gut ein halbes Prozent im Plus liegen. Der DAX wird bei knapp 15.180 Punkten erwartet, 0,3 Prozent unter dem Vortagsschluss. Auch der Euro-Stoxx-50 dürfte knapp behauptet starten.

Die Wall Street hatte verschnupft darauf reagiert, dass die US-Notenbank schon 2023 sinkenden Zinsen eine Absage erteilte und damit erst im kommenden Jahr rechnet. Am Zinsterminmarkt waren dagegen zuletzt bereits für das laufende Jahr schon wieder sinkende Zinsen gespielt worden. Stärker als noch am Vorabend in den USA scheinen die Märkte mittlerweile aber zu gewichten, dass die US-Notenbank jetzt nur noch eine weitere Zinserhöhung in diesem Jahr sieht, womit auch eine Pause im Zinserhöhungszyklus möglich scheint. "Das Ende ist nah", kommentiert Commerzbank-Devisenanalyst Ulrich Leuchtmann zum Zinserhöhungszyklus der Fed.

Dass die Fed die Leitzinsen um 25 Basispunkte auf nun 4,75 bis 5,00 Prozent angehoben hat, war derweil erwartet worden und bewegt für sich genommen nicht mehr.

Mit der Aussicht auf das Ende der Zinserhöhungen in den USA waren die Renditen der US-Anleihen deutlich abgerutscht und zogen die Marktzinsen in Europa mit nach unten. "Die deutlich fallenden Renditen dürften am Donnerstag die Wachstumswerte in Europa stützen", erwartet ein Marktteilnehmer. Zugleich verlor der Dollar deutlich an Wert. Er gibt am Morgen im europäischen Handel weiter nach, der Euro steigt auf 1,0925 Dollar, das ist der höchste Stand seit Anfang Februar.

Ein Profiteur der jüngsten Entwicklung ist das Gold. Die sinkenden Renditen und die zurückgehende Zinserhöhungserwartung machen das keine Zinsen abwerfende Edelmetall als Anlage attraktiver. Mit 1.980 Dollar nähert sich die Feinunze wieder dem jüngsten Hoch bei 2.010 Dollar.

Nach der Zinsentscheidung in den USA nehmen Marktteilnehmer nun die Sitzungen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und der Bank of England (BoE) ins Visier. Die SNB dürfte den Leitzins voraussichtlich trotz der jüngsten Turbulenzen um die Credit Suisse auf 1,5 von 1,0 Prozent erhöhen, von der BoE wird eine Zinserhöhung auf 4,25 von 4,0 Prozent erwartet.


   Wenig Bewegung bei Einzelwerten 

Am Aktienmarkt könnten Banken etwas schlechter laufen als der breite Markt. In den USA waren die Branchenwerte unter Druck geraten, nachdem Finanzmimnisterin Yellen einer Ausweitung der Einlagensicherung über die Grenze von 250.000 Dollar eine Absage erteilt hatte. Das könnte die Sorgen um Kreise ziehende Probleme bei regionalen US-Banken wieder aufleben lassen.

Porsche AG liegen im Spezialistenhandel knapp im Plus. "Die hohe Prämie ist ein Zeichen der Stärke", meint ein Marktteilnehmer zu Plänen des Unternehmens, seinen Mitarbeitern bis zu 9.050 Euro Prämie zu zahlen. "Die Börse bewertet Porsche nicht als Autohersteller, sondern als Unternehmen aus dem Luxusgütersegment", betont er.

Unter weiteren Einzelwerten könnten Ausblicke von Unternehmen und Dividendenankündigungen im Rahmen der Vorlage detaillierter Geschäftsberichte für 2022 für Bewegung sorgen. Heidelberg Materials will für das abgelaufene Geschäftsjahr eine um 20 Cent auf 2,60 Euro erhöhte Dividende zahlen. Die Aktie zeigt sich vorbörslich davon zunächst unbeeindruckt und gibt leicht nach.

Die Anzeigenplattform Scout24 zahlt nach der Gewinnsteigerung 2022 nach 0,84 nun 1,00 Euro je Aktie. Dazu kündigte das Unternehmen an, eigene Aktien für bis zu 100 Millionen Euro zurückzukaufen. Der Kurs zieht um 1 Prozent an.

Vitesco zahlt derweil für 2022 keine Dividende, weil das Unternehmen keinen Bilanzgewinn erzielte. Dafür rechnet der Autozulieferer mit einer weiteren Verbesserung sowohl des Umsatzes als auch der Marge. Die Aktie verliert 1,5 Prozent.

Der Bausoftwarespezialist Nemetschek rechnet dieses Jahr mit einer nachlassenden Profitabilität, gleichwohl soll die Marge aber weiter auf hohem Niveau liegen. Auch bei Nemetschek tut sich vorbörslich zunächst wenig.


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DEVISEN          zuletzt        +/- %   0:00 Uhr  Mi, 17:05   % YTD 
EUR/USD           1,0915        +0,5%     1,0859     1,0794   +2,0% 
EUR/JPY           142,88        +0,1%     142,74     143,15   +1,8% 
EUR/CHF           0,9988        +0,3%     1,0900     0,9964   +0,9% 
EUR/GBP           0,8858        +0,1%     0,8852     0,8822   +0,1% 
USD/JPY           130,90        -0,4%     131,46     132,64   -0,2% 
GBP/USD           1,2325        +0,5%     1,2267     1,2236   +1,9% 
USD/CNH           6,8188        -0,6%     6,8621     6,8786   -1,6% 
Bitcoin 
BTC/USD        27.718,63        +1,6%  27.280,57  28.678,29  +67,0% 
 
ROHÖL            zuletzt  VT-Settlem.      +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex          70,45         70,9      -0,6%      -0,45  -12,4% 
Brent/ICE          76,22        76,69      -0,6%      -0,47  -10,7% 
GAS                       VT-Settlem.               +/- EUR 
Dutch TTF          40,46        39,97      +1,2%      +0,49  -47,6% 
 
METALLE          zuletzt       Vortag      +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)     1.977,75     1.966,04      +0,6%     +11,71   +8,4% 
Silber (Spot)      22,97        22,90      +0,3%      +0,07   -4,2% 
Platin (Spot)     990,25       984,95      +0,5%      +5,30   -7,3% 
Kupfer-Future       4,07         4,04      +0,5%      +0,02   +6,6% 
 
YTD bezogen auf Schlusskurs des Vortags 
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March 23, 2023 03:25 ET (07:25 GMT)