- von Alexander Hübner

Die Techniker aus Erlangen kommen mit der Installation der in den vergangenen Monaten an die Kunden ausgelieferten Laborstraßen, die als Hoffnungsträger der Medizintechnik-Tochter von Siemens gelten, nicht hinterher. Vorstandschef Bernd Montag hat die Einführung von "Atellica" bis zum Ende des Geschäftsjahres im September zur Chefsache erklärt. "Das Thema hat absolute Vorfahrt", sagte Montag am Dienstag. Es gehe darum, die Probleme "sehr schnell zu beheben". Denn erst wenn die Diagnosesysteme laufen, verdient der Hersteller mit den dafür benötigten Reagenzien richtig Geld. In der Sparte ist Healthineers weltweit die Nummer zwei hinter Roche.

Die unerwartet hohen Anlaufkosten schlugen sich im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres 2018/19 auch im Gewinn nieder. Die Diagnostik-Sparte verdiente operativ 24 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Das Geschäft mit Computertomografen (CT) und anderen bildgebenden Systemen, das vor allem in den USA glänzend läuft, machte das nur mit Mühe wett. Der Umsatz stieg zwar zwischen Oktober und Dezember auf vergleichbarer Basis um 2,5 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro, das bereinigte operative Ergebnis trat mit 545 (Vorjahr: 547) Millionen Euro aber auf der Stelle. "Mit der Ergebnisentwicklung in unserem Diagnostikgeschäft bin ich nicht zufrieden", sagte Montag. Das drückte die Healthineers-Aktie um fünf Prozent auf 33,57 Euro.

ES DAUERT LÄNGER

500 Atellica-Systeme hatte Healthineers im vierten Quartal in den Markt gedrückt, 370 kamen im ersten Quartal dazu. "Wir hatten ein etwas verhaltenes Quartal", räumte Montag ein. 400 bereits bestellte Anlagen stehen noch auf Halde. Das Ziel, bis Ende September insgesamt 2200 bis 2500 weitere Atellica-Systeme auszuliefern, "ist sicher ambitionierter geworden", sagte der Vorstandschef. Healthineers habe unterschätzt, dass 35 Prozent der Systeme an Neukunden gingen, die bisher nicht mit Siemens-Diagnostikgeräten arbeiteten, erwartet habe man 20 Prozent. Vor allem in Großlaboren, die besonders eifrig bestellt hätten, dauere die Installation länger als gedacht. "Atellica" ersetzt in vielen Laboren eine Ansammlung einzelner Geräte.

An den Prognosen für das Geschäftsjahr 2018/19 (per Ende September) hält Montag aber fest. Der Umsatz der Siemens-Tochter soll auf vergleichbarer Basis um vier bis fünf Prozent steigen, die bereinigte Gewinnmarge soll auf 17,5 bis 18,5 (17,2) Prozent zulegen. Im Quartal ging sie allerdings auf 16,5 (17,1) Prozent zurück. Beim Nettogewinn profitiert Healthineers von geringeren Steuern und vor allem geringeren Zinsen, nachdem die Mutter mit dem Erlös aus dem Börsengang Schulden tilgte. Im ersten Quartal legte der Gewinn um elf Prozent auf 345 Millionen Euro zu.

Beim niederländischen Healthineers-Rivalen Philips läuft es dagegen reibungslos. Die Zahlen für das vierte Quartal (Oktober bis Dezember) übertrafen die Erwartungen der Analysten, weil Philips in China, Lateinamerika und Europa mehr Klinik-Ausrüstung verkaufte. Das operative Ergebnis (Ebita) stieg um zehn Prozent auf 971 Millionen Euro, der Umsatz kletterte auf vergleichbarer Basis um fünf Prozent auf 5,6 Milliarden. "Wir erwarten, dass der Schwung im Laufe des Jahres noch zunimmt", sagte Vorstandschef Frans van Houten. Bis 2020 soll der Umsatz pro Jahr um vier bis sechs Prozent zulegen. Anders als Siemens produziert Philips auch medizinische Geräte für Privatkunden, etwa elektrische Zahnbürsten.