Frankfurt (Reuters) - Fallende Preise für Öl und Gas hinterlassen tiefe Spuren in der Bilanz des österreichischen Energiekonzerns OMV.

Umsatz und Gewinn brachen im abgelaufenen Quartal stärker ein als erwartet. Dazu kam ein schwächeres Chemiegeschäft; die Sparte hielt sich gerade so in den schwarzen Zahlen. OMV-Chef Alfred Stern sagte am Freitag, das Halbjahr sei von sinkenden Preisen und einer abnehmenden Nachfrage geprägt gewesen. Auch für die kommenden Monate rechnet das Unternehmen nicht mit besseren Preisen. An der Wiener Börse gehörten die Aktien mit einem Minus von rund zwei Prozent zu den Schlusslichtern.

Die Erlöse sanken um 39 Prozent auf 8,98 Milliarden Euro. Das bereinigte operative Ergebnis (CCS) fiel noch kräftiger um 60 Prozent auf 1,18 Milliarden Euro. Damit verfehlte die OMV auch die Erwartungen der Analysten, die im Durchschnitt mit 1,27 Milliarden Euro gerechnet hatten. Die Analysten von Jefferies verwiesen auf das schwächelnde Chemiegeschäft, was nur noch ein Plus von sieben Millionen Euro schaffte - das entspricht einem Rückgang um 99 Prozent verglichen mit dem Vorjahr. Dass OMV unter dem Strich einen Barmittelabfluss verzeichnete, sei "enttäuschend".

Die gesamte Chemiebranche leidet derzeit unter einer schwachen Nachfrage und hohen Produktionskosten. Die Petrochemie-Tochter Borealis[BESGR.UL] schrieb dabei operativ rote Zahlen - der Verlust lag bei 58 Millionen Euro, nachdem im Vorjahresquartal noch ein Gewinn von 412 Millionen Euro angefallen war. Die OMV verhandelt derzeit mit dem staatlichen Ölkonzern Adnoc aus Abu Dhabi über eine mögliche Zusammenlegung ihrer Petrochemie-Sparten Borealis und Borouge. Stern sagte, die beiden Unternehmen befänden sich "mitten in Verhandlungen". Es gehe darum, dass OMV und Adnoc als gleichberechtigte Partner an dem neuen Unternehmen beteiligt würden. Das neue Geschäft solle börsennotiert werden. Zu einer Bewertung äußerte er sich auf Nachfrage nicht.

Borealis gilt als einer der weltweit führenden Hersteller von Polyolefinen und ist für die OMV das Kernelement in der Umsetzung ihrer Strategie bis 2030. Die Österreicher wollen bis 2050 klimaneutral sein und bis dahin das traditionelle Öl- und Gasgeschäft zurückfahren. Stern sagte, die geplante Zusammenlegung mit Borouge ändere an dieser Strategie nichts.

Im Vorjahr hatte der Höhenflug der Rohstoffpreise den Gewinn von OMV noch kräftig nach oben getrieben. Nun machte sich der gegenteilige Trend bemerkbar - in der Sparte Energy halbierte sich das operative Ergebnis vor Sondereffekten auf 895 Millionen Euro. Der durchschnittliche Brent-Rohölpreis sank auf 78 Dollar je Barrel, der Erdgaspreis auf 28,5 Euro je Megawattstunde. Für beide Einflussgrößen nahm die OMV ihre Jahresprognose zurück und erwartet nun 2023 einen Brent-Rohölpreis von 75 bis 80 (zuvor mehr als 80) Dollar pro Barrel und einen durchschnittlichen Gaspreis von rund 30 (zuvor 35) Euro je Megawattstunde.

(Bericht von Sabine Wollrab und Christina Amann. Redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)