Zürich (Reuters) - Der Schweizer Pharmakonzern Novartis baut seine Entwicklungspipeline mit einem Milliardenzukauf in den USA aus.

Der Arzneimittelhersteller aus Basel übernimmt für bis zu 3,5 Milliarden Dollar die Firma Chinook Therapeutics. Die Aktionäre des Biotech-Unternehmens aus Seattle sollen 3,2 Milliarden Dollar in bar oder 40 Dollar je Aktie erhalten, wie Novartis am Montag mitteilte. Eine Zahlung von weiteren vier Dollar je Aktie sei an bestimmte Bedingungen geknüpft. Die Transaktion soll in der zweiten Jahreshälfte abgeschlossen werden. Am Freitag hatten die Chinook-Aktien mit 23,99 Dollar geschlossen.

Chinook entwickelt Novartis zufolge unter anderem zwei Medikamente zur Behandlung einer seltenen und schweren chronische Nierenerkrankung. Atrasentan befinde sich in der spätklinischen Phase-III-Entwicklung und Zigakibart stehe kurz vor dem Beginn der Phase-III-Entwicklung. Beide Arzneien soll gegen IgA-Nephropathie eingesetzt werden, die zu einem fortschreitenden Nierenfunktionsverlust führen kann. "IgA-Nephropathie ist eine verheerende Krankheit, von der vor allem junge Erwachsene betroffen sind und die möglicherweise zur Dialyse oder Nierentransplantation führt", erklärte Novartis-Chef Vasant Narasimhan.

Der Amerikaner hat nach seiner Berufung an die Konzernspitze im Jahr 2018 die Ausrichtung des Pharmariesen auf innovative Arzneien und neuartige Behandlungsansätze wie Zell- und Gentherapie oder Nuklearmedizin eingeleitet. Diesen Kurs will er auch mit Zukäufen für bis zu fünf Milliarden Dollar vorantreiben. In der zweiten Jahreshälfte will Novartis das im Tochterunternehmen Sandoz gebündelte Geschäft mit Nachahmermedikamenten abspalten und an die Schweizer Börse bringen. Damit wäre der Umbau zu einem rein auf patentgeschützte Medikamente ausgerichteten Konzern abgeschlossen.

An der Börse kam der Zukauf gut an. Die Novartis-Aktien stiegen um 1,1 Prozent und gehörten damit zu den gefragtesten europäischen Gesundheitswerten. Beide Chinook-Mittel hätten Blockbuster-Potenzial, also die Chance auf einen Jahresumsatz von einer Milliarde Dollar oder mehr, erklärte Vontobel-Analyst Stefan Schneider.

(Bericht von Paul Arnold, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)