Hamburg (awp/sda/reu) - Die Pkw-Nachfrage in Deutschland ist wegen der massiven Probleme einiger Hersteller bei der Umstellung auf die strengeren Abgasmessregeln aus dem Tritt geraten. Allerdings fiel der Rückgang bei den Neuanmeldungen nicht so stark aus wie befürchtet.

Der Absatz schrumpfte lediglich um 0,2 Prozent auf 3,44 Millionen Fahrzeuge, wie aus der Zulassungsstatistik des Kraftfahrtbundesamts (KBA) hervorging, die am Freitag veröffentlicht wurde. Zum Jahresschluss fiel der Absatz zwar um 6,7 Prozent auf rund 237'000 Wagen; damit war das Minus aber nicht mehr so gross wie im November (-10 Prozent).

Im September, dem Monat der Einführung des neuen Abgasmesszyklus WLTP, waren die Zulassungen noch um fast ein Drittel eingebrochen. Als Grund für die Dezember-Flaute nannten Branchenvertreter vor allem, dass der Monat zwei Arbeitstage weniger hatte als im Vorjahr.

Probleme lassen nach

Dagegen hätten die Probleme bei der Einführung des neuen Abgasmesszyklus nachgelassen. Inzwischen stünden mehr Fahrzeuge zur Verfügung, die nach den neuen Regeln zertifiziert seien. Vor der WLTP-Einführung hatten mehrere Hersteller Neuwagen mit teils hohen Preisnachlässen verkauft und so für ein kräftiges Zulassungsplus gesorgt. Das trug dazu bei, dass der Rückgang zum Jahresende moderat ausfiel.

Es seien jedoch immer noch nicht alle Modelle mit neuem Prüfsiegel lieferbar, sagte Peter Fuss von der Unternehmensberatung EY ein. Deshalb hätten viele Kunden den Kauf eines neuen Wagens verschoben.

Der Autoexperte schätzt, dass der Pkw-Markt an Fahrt gewinnen wird, wenn im Frühjahr alle Hersteller die WLTP-Zertifizierung abgeschlossen haben. "Wir gehen von einem relativ guten ersten Quartal." Allerdings könnte sich die Nachfrage bei einem Konjunkturabschwung auch rasch wieder eintrüben. "Unter dem Strich wäre ein Neuwagenabsatz auf dem Niveau des Vorjahres schon ein guter Erfolg."

Verkaufseinbussen bei mehreren Marken

Hohe Verkaufsrückgänge im Dezember verbuchten vor allem die beiden französischen Hersteller Peugeot (minus 43 Prozent) und Renault (-21 Prozent) und der japanische Autobauer Nissan (-40 Prozent). Auch die zu Volkswagen gehörenden Marken büssten ein: Seat -15 Prozent, Skoda -12 Prozent und die Hauptmarke VW -11 Prozent.

Audi schrumpfte um 5,7 Prozent. BMW kam dagegen auf ein leichtes Zulassungsplus von 0,2 Prozent. Mercedes-Benz steigerte seinen Absatz zum Jahresende sogar um fast 22 Prozent.

Der Diesel-Anteil sank im abgelaufenen Jahr auf 32,3 (Vorjahr 38,8) Prozent. Noch vor drei Jahren war fast jeder zweite Neuwagen ein Selbstzünder.

EY-Experte Fuss rechnet damit, dass der Dieselanteil weiter sinken wird, sollte weitere Städte Fahrverbote verhängen. Fast zwei Drittel der neu zugelassenen Wagen hatten einen Benzinmotor unter der Haube.