Vevey (awp) - Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé führt eine neue Babynahrung ein, die der Muttermilch besonders nah kommen soll. Eine Mischung aus verschiedenen Nährstoffen soll die kognitiven Fähigkeiten von Babys fördern, was Wissenschaftler nun in den USA erstmals nachgewiesen haben.

Seit Jahren erforsche Nestlé die Auswirkungen der Ernährung auf die Entwicklung des Gehirns und der kognitiven Fähigkeiten von Kleinkindern, heisst es in einer Mitteilung des Konzerns vom Mittwoch. Dabei hätten die Wissenschaftler Komponenten entdeckt, die in der Muttermilch enthalten und für die Entwicklung der kognitiven Fähigkeiten und des Lernens von Säuglingen verantwortlich sind.

Aus den identifizierten Komponenten fertigte Nestlé den Angaben nach eine Nährstoffmischung an, welche die Bildung von Myelin fördere. Sie bestehe aus spezifischen Phospholipiden, Vitaminen, Fettsäuren und Mineralien. Myelin ist eine Schutzschicht aus Proteinen und Fetten, die die Nervenfasern isoliert und damit für die kognitive Entwicklung von Säuglingen mitverantwortlich ist.

Wissenschaftliche Tests zeigten Wirksamkeit

Wissenschaftler des Rhode Island Hospital und des Pennington Biomedical Research Center in den USA hätten die Wirksamkeit dieser Nährstoffmischung bei der Vermehrung von Myelin nun zum ersten Mal bei gesunden Säuglingen nachgewiesen, heisst es in der Mitteilung weiter. Die "bahnbrechenden" Ergebnisse zeigten den Einfluss der Ernährung auf die Entwicklung der Gehirnstruktur bereits im dritten und sechsten Lebensmonat. Dies habe man durch nicht-invasive Analysen zur Erfassung der Myelinmenge im Gehirn ermitteln können.

Nestlé hat nun mit diesen Erkenntnissen die Nährstoffmischung Nutrilearn Connect entwickelt, die die Myelinisierung in den ersten Lebensmonaten fördert. Eingeführt wurde sie bislang in Hongkong. In den nächsten Monaten komme sie jedoch auch in anderen Ländern auf den Markt.

Nestlé gehört zu den weltweit grössten Herstellern von Säuglingsnahrung. Darum wurde der Konzern kürzlich von der US-Regierung ausgewählt, um tonnenweise Milchpulver in das Land einzuführen. Zuvor gab es in den USA wegen Verunreinigungen beim landesgrössten Produzenten eine Knappheit an Säuglingsnahrung.

Kritik an Vermarktung von Muttermilchersatz

Nestlé gerät aber auch immer wieder wegen seiner Säuglingsnahrung in die Kritik. So warf etwa die Weltgesundheitsorganisation WHO den Herstellern von Säuglingsmilchpulver in einer Studie vor, mit "skrupellosem Marketing" werdende Mütter zu verunsichern. Es würden irreführende und wissenschaftlich nicht fundierte Behauptungen aufgestellt, um Mütter dazu zu bringen, Babys solche Ersatznahrung anstatt Muttermilch zu geben.

Nestlé gibt im Disclaimer des Communiqués an, die Empfehlung der WHO zu unterstützen, wonach Babys mindestens während sechs Monaten ausschliesslich gestillt werden sollten. Für Säuglinge, die nicht wie empfohlen mit Muttermilch ernährt werden könnten, sei Säuglingsanfangsnahrung das einzige geeignete Muttermilchersatzprodukt, das von der WHO als geeignet anerkannt sei, heisst es.

tv/tp