- von Alexander Hübner

München (Reuters) - Nach einer kräftigen Erholung von der Corona-Pandemie will die Münchener Rück in diesem Jahr beim Gewinn an alte Zeiten anknüpfen.

Vorstandschef Joachim Wenning peilt 2022 rund 3,3 Milliarden Euro an, so viel wie zuletzt vor neun Jahren - aber ohne mehr Risiken in die Bilanz des größten Rückversicherers der Welt zu nehmen. Die Münchener Rück profitiere von den steigenden Preisen für Naturkatastrophen-Policen und von der "Flucht in die Qualität", die viele Kunden zu großen Rückversicherern trieben, sagte Wenning auf der Bilanzpressekonferenz am Mittwoch in München. Bei den Verhandlungen über die Erneuerung der Verträge mit den Erstversicherern zum Jahreswechsel hat die Münchener Rück deutlich mehr Geschäft gezeichnet.

Mit einem Nettoergebnis von 2,9 (2020: 1,2) Milliarden Euro hat sich der Rückversicherer 2021 vom Einbruch im ersten Corona-Jahr erholt und die eigenen Erwartungen übererfüllt. "2021 war ein gutes Jahr für Munich Re", sagte Wenning. Abgesagte Großveranstaltungen und erzwungene Betriebsunterbrechungen fielen diesmal kaum noch ins Gewicht, dafür sorgten steigende Todesfälle in der Leben-Rückversicherung für einen Schaden von 785 Millionen Euro. Vor allem in den USA, Südafrika und Indien waren infolge der Pandemie deutlich mehr Menschen gestorben als gewöhnlich. Auch im laufenden Jahr rechnet die Münchener Rück daraus noch mit Sonderbelastungen von 300 Millionen Euro.

Trotzdem peilt Wenning erstmals seit 2015 mehr als drei Milliarden Euro Gewinn an. Er hat dem Rückversicherer einen Wachstumskurs verordnet. Gerade beim Naturkatastrophen-Schutz gebe es noch erhebliche Versicherungslücken. "Munich Re kann erhebliche Kapazitäten bereitstellen", sagte der Vorstandschef. Dabei soll das lukrative, aber schwankungsanfällige Kerngeschäft mit Schaden-Rückversicherungen künftig beim Ergebnis nur "die Sahne drauf" sein. Naturkatastrophen schlugen 2021 mit Schäden von 3,1 Milliarden Euro zu Buche, mehr als dreimal so stark wie 2020. Zwei Milliarden Euro Gewinn pro Jahr sollen stabilere Sparten wie die Lebens-Rückversicherung und der Erstversicherer Ergo erwirtschaften, der mit 605 (517) Millionen Euro die Gewinnerwartungen 2021 übererfüllte.

"Das Strategieprogramm 'Ambition 2025' ist sehr gut aus den Startlöchern gekommen und hat Fahrt aufgenommen. Diesen Schwung und das gute Marktumfeld werden wir konsequent nutzen", sagte Wenning. Bei den Verhandlungen zur Erneuerung der Verträge mit den Erstversicherern zum 1. Januar zeichnete die Münchener Rück 14,5 Prozent mehr Geschäft, obwohl die Preise, bereinigt um die wachsenden Risiken, nur leicht stiegen. Nach einem Plus von 8,5 Prozent auf 59,6 Milliarden Euro sollen die Beitragseinnahmen im neuen Jahr erneut auf den Rekordwert von 61 Milliarden steigen.

RECHTSSTREIT UM NORD STREAM 2

In der Cyber-Versicherung, aus der sich zahlreiche Anbieter wegen sich häufender Schäden durch Hacker zurückgezogen haben, habe die Münchener Rück das Prämienvolumen gegen den Trend um 70 Prozent auf fast 1,5 Milliarden Euro erhöht - größtenteils durch Preiserhöhungen. Von der Ukraine-Krise sieht Wenning den Konzern direkt nicht betroffen - allenfalls über die Kapitalmärkte, wenn diese einbrechen sollten. Die gezeichneten Risiken dort und in Russland seien "vernachlässigbar". Den Vertrag mit dem Betreiber der russischen Ostsee-Gaspipeline "Nord Stream 2", deren Genehmigung auf Eis liegt, hatte die Münchener Rück vor mehr als einem Jahr gekündigt. Der Betreiber wehre sich dagegen, sagte Wenning. Derzeit laufe ein Rechtsstreit.

Vom steigenden Gewinn sollen auch die Aktionäre profitieren: Die Dividende wird auf elf (9,80) Euro erhöht. Nach zwei Jahren Corona-Pause Ende April will die Münchener Rück auch den Rückkauf eigener Aktien wieder aufnehmen - für bis zu eine Milliarde Euro. Größere Zukäufe, für die man das Geld brauchen würde, seien in nächster Zeit nicht zu erwarten. "Was Akquisitionen angeht, sind wir offen, aber nicht verzweifelt", sagte Wenning.