MÜNCHEN (dpa-AFX) - Ein brummendes Geschäft mit Wartung und Ersatzteilen beflügelt die Gewinnpläne des Münchner Triebwerksbauers MTU. Vorstandschef Reiner Winkler legte deshalb am Donnerstag die Latte für das Gesamtjahr höher. Auch bei dem Antrieb für den Airbus-Verkaufsschlager A320neo sieht der Manager sein Unternehmen im Plan. An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Der Kurs der MTU-Aktie sprang am Vormittag um fast zwei Prozent nach oben und erreichte mit 176,90 Euro den höchsten Kurs seiner Geschichte. Zuletzt lagen die Papiere noch mit 0,9 Prozent im Plus.

Analysten bewerten die Entwicklung unterschiedlich. Die Experten der Investmentbank JPMorgan erwarten, dass die MTU-Aktie in nächster Zeit bis auf 190 Euro zulegt und raten weiterhin zum Kauf. Analyst Zafer Rüzgar von der Investmentbank Equinet sieht das Kursziel hingegen bei 148 Euro und empfiehlt Anlegern, sich von den Papieren zu trennen.

Unterdessen stimmt das brummende Ersatzteil- und Wartungsgeschäft MTU-Chef Winkler optimistischer. "Wir gehen davon aus, das dieser Trend anhält", sagte er mit Blick auf die Zwischenbilanz der ersten sechs Monate. Im Gesamtjahr soll der Umsatz deshalb auf rund 4,2 Milliarden Euro steigen und damit stärker als gedacht. Der operative Gewinn (bereinigtes Ebit) soll von 573 Millionen im vergangenen Jahr jetzt auf etwa 640 Millionen Euro klettern. Dies ist deutlich mehr als von Analysten erwartet.

Bisher war Winkler nur von einem moderaten Anstieg des bereinigten Ebit ausgegangen und hatte im Februar 600 bis 620 Millionen Euro ins Spiel gebracht. Der bereinigte Überschuss soll nun im ähnlichen Maß von 405 Millionen auf etwa 450 Millionen Euro zulegen. Die Vorjahreszahlen hatte MTU wegen neuer Bilanzierungsregeln angepasst.

Im zweiten Quartal erzielte MTU einen Umsatz von gut 1,1 Milliarden Euro, fast 16 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Das bereinigte Ebit schoss um 35 Prozent auf fast 160 Millionen Euro nach oben. Unter dem Strich stand ein Überschuss von 112 Millionen Euro, der bereinigte Nettogewinn legte um rund 36 Prozent auf 114 Millionen Euro zu. Damit übertraf das MDax-Unternehmen durchweg die Erwartungen von Branchenexperten.

Triebwerkshersteller verkaufen ihre neuen Antriebe oft mit wenig Gewinn oder gar Verlust. Richtig Geld verdienen sie mit Ersatzteilen und Wartung. Da Flugzeuge und ihre Antriebe meist jahrzehntelang im Einsatz sind, zahlt sich die Einführung neuer Triebwerkstypen für die Hersteller erst mit Verzögerung richtig aus. So profitieren die Münchner heute kräftig davon, dass sie an dem Triebwerk für den seit Ende der 1980er Jahre gebauten Airbus-Mittelstreckenjet A320 beteiligt sind. Von keinem anderen Airbus-Modell sind so viele Exemplare im Einsatz.

Auch bei dem Antrieb für das Nachfolgermodell Airbus A320neo ist MTU mit im Boot und hat in München sogar eine eigene Endfertigungslinie in Betrieb genommen. Seine Auslieferungsziele habe MTU im ersten Halbjahr voll erreicht, sagte Finanzvorstand Peter Kameritsch. Im zweiten Halbjahr soll die Produktion noch einmal deutlich anziehen. Dieses sogenannte Getriebefan-Triebwerk wurde unter der Führung der United-Technologies-Tochter Pratt & Whitney entwickelt. Es kommt in verschiedenen Varianten etwa auch bei den E2-Jets des brasilianischen Herstellers Embraer und dem von Bombardier entwickelten Airbus A220 zum Einsatz.

Die Version für die A320neo bereitet allerdings noch technische Probleme. Die dadurch verzögerten Auslieferungen machen Airbus zu schaffen. Ende Juni warteten rund 80 praktisch fertige Jets der Reihe vor den Werkshallen auf die noch fehlende Antriebe. Der Rückstand soll in den kommenden Monaten aufgeholt werden./stw/tav/zb