Von Dan Gallagher

NEW YORK (Dow Jones)--Vielleicht sandte Micron ohne Absicht eine Botschaft an die US-Regierung und die ganze Welt. Der Einstieg ins Chipgeschäft ist nichts für schwache Nerven. Zuletzt kündigte Micron seinen Ausstieg aus 3D XPoint an, einer alternativen Speicherchip-Technologie, die das Unternehmen seit 2015 zusammen mit Intel entwickelt hat.

Der Grund dafür ist ziemlich einfach: Mit 3D XPoint ließ sich einfach nicht genug Geld umsetzen, damit sich der Aufwand lohnt. Dagegen sind andere neue Technologien vielversprechender. Als Teil seines Ausstiegsplans will Micron die Produktionsstätte in Utah, die Speicherchips auf Basis der XPoint-Technologie herstellt, abwickeln und verkaufen.

Das Unternehmen hat einen guten Zeitpunkt gewählt, um auf den Markt zu gehen. Die Chipherstellung ist angesichts der Produktionsbeschränkungen in Branchen wie der Autoindustrie von großem Interesse. Und die US-Regierung ist besonders daran interessiert, eine stärkere einheimische Chipindustrie aufzubauen. US-Präsident Joe Biden drängt auf eine Finanzierung von bis zu 37 Milliarden US-Dollar, um Produktionserweiterungen zu unterstützen.

Laut Harlan Sur von JP Morgan könnten die Subventionen dazu beitragen, Microns Anlage in Utah zu einem attraktiven Vermögenswert für Chip-Unternehmen zu machen. Diese müssten "einen erheblichen Teil der Produktion auslagern und eine ausreichende Umsatzgröße" haben, um die Produktion zu unterstützen. Er nannte Analog Devices, NXP Semiconductors, ST Microelectronics und Infineon als mögliche Käufer.

Aber selbst, wenn ein solcher Verkauf unmittelbar bevorstünde, würde Microns Fabrik in Utah nicht viel - wenn überhaupt - dazu beitragen, die aktuelle Produktionskrise zu lindern. Eine Anlage, die für die Produktion einer speziellen Form von Speichern ausgelegt ist, die nur wenige tatsächlich kaufen, kann nicht einfach auf ein anderes Chipformat umgestellt werden. Tim Arcuri von UBS sagt, dass jede andere Technologie "eine signifikante Neukonfiguration des Werkzeugsatzes erfordern würde". Er schätzt die Kosten für die Erneuerung der Ausrüstung allein in der Fabrik in Utah auf etwa 3 Milliarden Dollar.

Microns Schritt sollte auch die Regierungen daran erinnern, dass die Autonomie im Chipgeschäft ihren Preis hat. Zum Teil wird mit der Sicherstellung von mehr inländischer Produktion argumentiert. Es gelte, die Abhängigkeit von ausländischen Märkten zu reduzieren. Geopolitische Spannungen werden dann oft als Grund ins Feld geführt. Aber volle Autonomie erfordert überschüssige Produktionskapazitäten - und das ist in der Chipherstellung ein teures Unterfangen. Micron schätzt, dass die "Unterauslastungsgebühren" in der Fabrik in Utah das Unternehmen etwa 400 Millionen Dollar pro Jahr kosten. Das sind Kosten, die Micron gerne von seinen Büchern nehmen würde. Diese Summe sollten Regierungen, die das Chipgeschäft politisieren, derweil nicht aus dem Auge verlieren.

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(END) Dow Jones Newswires

March 18, 2021 11:56 ET (15:56 GMT)