Zürich (awp) - Der Chef des Online-Reisebüros Lastminute Luca Concone will endgültig mit der Vergangenheit brechen. Nach dem Betrugsskandal um bezogene Corona-Hilfszahlungen und dem anschliessenden Tabula Rasa in der Führungsetage will er neue Wege gehen, wie er in einem Gespräch mit der Zeitung "Finanz und Wirtschaft" erklärt.

"Die Gründer haben jemanden gesucht, der für Ordnung sorgt und dafür, dass Lastminute erwachsen wird", sagte der 57-Jährige im Interview vom Dienstag. Es habe an Prozessen und Strukturen gemangelt, eine Gesellschaft mit 1700 Mitarbeitern und einem Bruttoreisevolumen von 4 Milliarden Euro geordnet zu betreiben.

Concone hatte zum Jahreswechsel beim Online-Reiseanbieter übernommen. Wegen mutmasslicher Betrügereien mit Corona-Geldern im Sommer letzten Jahres war Firmengründer und Hauptaktionär Fabio Cannavale zusammen mit anderen Führungsmitgliedern in Untersuchungshaft gekommen und schliesslich zurückgetreten. Es folgte Laura Amoretti ad interim - doch auch sie geriet unter Verdacht, bevor dann Concone übernahm.

Vom Firmengründer "unabhängig"

Ankeraktionär von Lastminute ist Cannavale aber noch immer. Sein Einfluss sei aber strikt auf eine Aktienbeteiligung beschränkt, so Concone gegenüber der "Finanz und Wirtschaft" weiter. Er könne als CEO unabhängig handeln. Cannavale stehe ihm aber Rat gebend zur Seite. Regelmässig treffe er ihn aber nicht.

Zudem betont der aktuelle Lastminute-Chef, dass sich die weiterhin laufenden Untersuchungen gegen Einzelpersonen und nicht gegen das Unternehmen richten. Auch habe Lastminute alle erhaltenen Gelder zurückgezahlt.

Ganz hinter sich lassen kann Lastminute denn Fall aber noch nicht. Noch sind die Folgen zu spüren. "Derzeit helfen uns Berater, die Kosten in den Griff zu bekommen", sagt Concone. Lastminute will "Speck verlieren". Auch zu Entlassungen könnte es noch kommen, wenn auch nicht im grossen Stil, so der CEO weiter.

Mittelfristig "weit profitabler"

Gleichzeitig sollen Akquisitionen nur noch eine untergeordnete Rolle spielen. Das sei eine grosse Änderung zur bisher verfolgten Strategie, so der CEO. Vor dem grossen personellen Umbruch war das Unternehmen noch darum bemüht, den Markt zu konsolidieren.

Dennoch sei eine transformative Transaktion wie die Verschmelzung der Vorgängergesellschaft Bravofly Rumbo mit Teilen der ehemaligen Lastminute.com im Jahr 2015 "nie ganz vom Tisch". Sie sei derzeit aber "wirklich unwahrscheinlich".

Für das laufenden Jahr geht der CEO noch von einer Profitabilität unter dem Niveau von 2019 aus. "Aber mittelfristig werde ich das Unternehmen weit profitabler als damals machen", zeigt er sich zuversichtlich.

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