Von Dan Gallagher

NEW YORK (Dow Jones)--Nach einer zuletzt spektakulären Entwicklung werden sich die PC-Verkäufe in diesem Jahr voraussichtlich deutlich abkühlen. Ironischerweise dürften sich auf diesem Markt dadurch Intel und Advanced Micro Devices (AMD) noch hefiger als bisher befehden.

Die Rivalität zwischen den beiden Chipherstellern bei PC reicht Jahrzehnte zurück. Aber sie nahm 2018 richtig Fahrt auf, als AMD begann, Prozessoren auszuliefern, die mit den modernsten Produktionslinien von Taiwan Semiconductor Manufacturing (TSMC) hergestellt wurden. Das verschaffte AMDs Chips einen Vorteil gegenüber denen von Intel, da der Wettbewerber mit der Aktualisierung seines eigenen Produktionsprozesses zu kämpfen hatte. Nach Angaben von Mercury Research entfielen im dritten Quartal 2021 rund 21 Prozent der für PC verkauften Zentralprozessorchips auf AMD - mehr als das Doppelte seines Marktanteils von 8 Prozent nur vier Jahre zuvor.

Die Anleger haben sich bisher hauptsächlich auf die Rivalität der beiden Unternehmen auf dem schnell wachsenden Markt für Chips für Rechenzentren konzentriert. Allerdings machen PC immer noch einen Großteil des Umsatzes beider Unternehmen aus. Und das könnte in diesem Jahr zu einem Problem werden, da diese reife, altehrwürdige Branche nach einem starken, von der Pandemie ausgelösten Lauf eine Verschnaufpause einlegt. IDC schätzt, dass die PC-Lieferungen im Jahr 2021 um fast 12 Prozent auf 337,6 Millionen Stück zulegten, nach einem Zuwachs von 13 Prozent im Vorjahr. Das Marktforschungsunternehmen geht jedoch davon aus, dass die Verkäufe in diesem Jahr stagnieren und sich 2023 nur noch um 1 Prozent vorschieben. Und diese Prognosen gehen davon aus, dass die Pandemie anhält. Insgesamt hat die Branche in den fünf Jahren vor 2020 im Durchschnitt 265 Millionen Einheiten pro Jahr verkauft.


 
Laut Analysten haben unterschiedliche Chipkonzerne die Nase vorn 
 

Intel und AMD stellten ihre kommenden PC-Chips auf der CES-Messe in der vergangenen Woche in Las Vegas vor. Die neuesten Angebote sind hauptsächlich auf Laptops ausgerichtet, die etwa drei Viertel des PC-Marktes ausmachen. Intels neue Chips sind die ersten Laptop-Prozessoren, die mit dem neuen Produktionsprozess "Intel 7" gefertigt werden, während AMD seine neuen Ryzen-Chips mit dem 6-Nanometer-Prozess von TSMC produziert. Die Analysten sind sich uneins darüber, wer die besseren Aussichten hat. Mark Lipacis von Jefferies erwartet, dass AMD Intel weiterhin Marktanteile abnimmt. Dagegen geht Pierre Ferragu von New Street Research davon aus, dass Intels neue Angebote dem Chiphersteller helfen werden, "seine Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustellen".

Keiner von beiden Konzernen kann es sich leisten, in diesen Punkten zu versagen. Die Anleger haben den Aktienkurs von AMD in den vergangenen zwölf Monaten um 39 Prozent emporkatapultiert, und damit hat er viele andere Chiphersteller übertroffen. Analysten erwarten, dass der viel kleinere Chiphersteller in den nächsten zwei Jahren weiterhin zweistellige Umsatzzuwächse erzielt, nachdem er im Jahr 2021 schätzungsweise um 65 Prozent zugelegt hat. Intel hingegen versucht weiterhin verzweifelt, seinen Anteilsverlust aufzuhalten. Der Konzern steckt mitten in einem mehrjährigen - und teuren - Turnaround-Plan, mit dem er die Lücke zu TSMC in der Fertigung schließen will. Derweil muss das Management das Geschäft und seinen Cashflow aufrechterhalten.


 
Apple-Prozessoren könnten Konzernen Strich durch die Rechnung machen 
 

Ein weiteres potenzielles Problem ist die Möglichkeit, dass konkurrierende ARM-basierte Prozessoren nach dem Erfolg der neuen Macs von Apple, die die firmeneigenen Chips verwenden, mehr Zulauf erhalten. Qualcomm nutzte seine eigene CES-Präsentation, um bekannt zu geben, dass mehr als 200 Unternehmenskunden Microsoft Windows-basierte Geräte mit den ARM-basierten Snapdragon-Chips des Unternehmens testen oder einsetzen. Chris Caso von Raymond James schreibt, dass "PC-Hersteller eine wettbewerbsfähige Antwort auf die M1-betriebenen Macs haben müssen", aber mehr Marktanteile für ARM-Prozessoren wie Snapdragon würden auf Kosten der x86-Chips von Intel und AMD gehen. Eine Sache jedenfalls ist sicher. Auch wenn sich das Wachstum abflacht, wird der PC-Markt in diesem Jahr für viel Spannung sorgen.

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January 10, 2022 06:08 ET (11:08 GMT)