Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach dem Abverkauf des Vortages dürften Europas Börsen am Donnerstag wenig verändert in den Handel starten. Der DAX wird in der Nähe des Schlussstands von 15.842 Punkten erwartet, auch im Euro-Stoxx-50 sieht es nach einer Verschnaufpause ist. Dabei steht die Stabilisierung auf tönernen Füßen: Der Streit um die Anhebung der Schuldenobergrenze in den USA hält Anleger weiter in Atem und sollte für Zurückhaltung sorgen: "Der Konflikt geht in die heiße Phase", sagt Marktstratege Edgar Walk vom Bankhaus Metzler. Sollten die USA zahlungsunfähig werden, wäre das eine "wirtschaftliche Katastrophe, weil dann US-Staatsanleihen nicht mehr als Sicherheiten hinterlegt werden können", erläutert er die möglichen Folgen.

Zwar ist die Rede von positiven Gesprächen, eine Einigung zeichnet sich aber noch immer nicht ab. Ohne eine solche könnten die USA bereits Anfang Juni die Schuldenobergrenze erreichen - die USA könnten dann ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr vollumfänglich nachkommen.

Den Ernst der Lage unterstreicht nun die Ratingagentur Fitch: Sie hat die USA wegen des Schuldenstreits und eines möglicherweise drohenden Zahlungsausfalls nun unter Beobachtung gestellt. Damit könnten die USA die Spitzenbonität AAA für ihre Kreditwürdigkeit verlieren. Fitch teilte mit, die Agentur gehe zwar nach wie vor von einer Lösung im Schuldenstreit vor dem "Tag X" - dem Tag der Zahlungsunfähigkeit - aus. "Wir glauben aber, dass die Risiken gestiegen sind, dass das Schuldenlimit nicht vor dem Tag X angehoben oder ausgesetzt wird."

"Spätestens mit der Rating-Aktion von Fitch heute Nacht werden sich immer mehr Börsianer an 2011 erinnert fühlen", warnt Vermögensverwalter QC Partners. Damals habe der S&P-500 in den zweieinhalb Wochen vor der Last-Minute-Einigung 18 Prozent verloren. Starke Ausschläge, insbesondere nach unten, sollten in der aktuellen Phase also niemanden überraschen.


   Furcht vor Dollar-Knappheit treibt US-Währung 

Mittel- und längerfristig wäre eine Zahlungsunfähigkeit der USA zwar schlecht für den Dollar. Kurzfristig sieht das aber ganz anders aus: Die Furcht, dass bei einem Ausfall der US-Staatsanleihen der Dollar knapp wird, treibt die US-Währung immer weiter nach oben. Am Morgen fällt der Euro zum Dollar auf 1,0732 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit zwei Monaten.

Das am Vorabend veröffentlichte Mai-Protokoll der US-Notenbank zeigt, dass die Notenbank derzeit in zwei Lager gespalten ist. Während die Mehrheit zu einer Zinspause neigt, halten andere eine weitere Straffung für notwendig. Im Unterschied zur Europäischen Zentralbank hat die US-Notenbank den wichtigsten Leitzins bereits über die Inflationsrate angehoben, was das Wirtschaftswachstum weiter bremsen sollte.

Aus technischer Sicht ist der DAX nun in die Handelspanne zwischen 15.650 und gut 16.000 zurückgefallen. Darüberhinaus hat er mit dem Test des Allzeithochs den Widerstandsbereich um 16.300 bestätigt.


  Starke Entwicklung bei Nvidia sollte Chipsektor stützen. 

Extrem starke Geschäftszahlen und einen äußerst positiven Ausblick hat der US-Chipkonzern Nvidia vorgelegt. Der Konzern prognostiziert nun für das laufende Quartal einen Rekordumsatz von 11 Milliarden US-Dollar. Analysten hatten im Konsens lediglich mit 7,2 Milliarden Dollar gerechnet. Obwohl sich der Kurs der Aktie in diesem Jahr bereits mehr als verdoppelt hat, reagierte er im nachbörslichen US-Handel mit Aufschlägen von 25 Prozent auf den Bericht.

Nvidia gilt als Hauptgewinner des KI-Booms, denn die Graphikprozessoren des Chipkonzerns stellen die für KI-Anwendungen extrem hohen Rechenleistungen zur Verfügung. Damit ist Nvidia drauf und dran, als erster Chipkonzern und als siebtes US-Unternehmen überhaupt eine Bewertung von über einer Billion Dollar zu erreichen.


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DEVISEN          zuletzt        +/- %       0:00  Mi, 17:20 Uhr   % YTD 
EUR/USD           1,0736        -0,1%     1,0750         1,0757   +0,3% 
EUR/JPY           149,96        +0,1%     149,84         149,63   +6,8% 
EUR/CHF           0,9731        +0,0%     1,1049         0,9736   -1,7% 
EUR/GBP           0,8699        +0,1%     0,8692         0,8704   -1,7% 
USD/JPY           139,67        +0,2%     139,38         139,09   +6,5% 
GBP/USD           1,2341        -0,2%     1,2368         1,2359   +2,0% 
USD/CNH           7,0829        +0,3%     7,0642         7,0680   +2,2% 
Bitcoin 
BTC/USD        26.256,03        -0,4%  26.364,89      26.264,58  +58,2% 
 
ROHÖL            zuletzt  VT-Settlem.      +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex          74,09        74,34      -0,3%          -0,25   -7,2% 
Brent/ICE          78,12        78,23      -0,1%          -0,11   -6,7% 
 
METALLE          zuletzt       Vortag      +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)     1.957,42     1.957,14      +0,0%          +0,29   +7,3% 
Silber (Spot)      23,02        23,13      -0,5%          -0,11   -4,0% 
Platin (Spot)   1.024,58     1.028,58      -0,4%          -4,00   -4,1% 
Kupfer-Future       3,57         3,56      +0,3%          +0,01   -6,6% 
YTD bezogen auf Schlusskurs des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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May 25, 2023 02:13 ET (06:13 GMT)