Berlin (Reuters) - Deutschlands größte Containerreederei Hapag-Lloyd rechnet 2024 mit Gegenwind aus verschiedenen Richtungen und macht sich auf einen weiteren Ergebnisrückgang gefasst.

Der Konzern sei zwar zufriedenstellend in das laufende Geschäftsjahr gestartet, erklärte Vorstandschef Rolf Habben Jansen am Donnerstag. "Aber das wirtschaftliche und politische Umfeld bleibt - insbesondere auch mit Blick auf die aktuelle Situation rund um das Rote Meer - volatil und herausfordernd." Beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) könnte Hapag-Lloyd sogar in die roten Zahlen rutschen. Habben Jansen will unter anderem mit Kostensenkungen beim Einkauf gegensteuern. Die Dividende für 2023 wird nach einem Gewinneinbruch um 85 Prozent gekappt.

Beim Ebit bestätigten sich die schon Ende Januar vorgelegten vorläufigen Zahlen: Die 2023 erzielten 2,5 Milliarden Euro entsprechen einem Siebtel dessen, was Hapag-Lloyd 2022 noch unter dem Eindruck der Corona-Sonderkonjunktur eingefahren hatte. Hapag-Lloyd wies am Donnerstag zudem ein Konzernergebnis von drei Milliarden Euro aus. Dies sei das drittbeste in der Unternehmensgeschichte, erklärte Habben Jansen. "Auch wenn es angesichts der Normalisierung der globalen Lieferketten deutlich unter dem außergewöhnlich starken Jahr 2022 liegt." In der Pandemie waren die Frachtraten in der Container-Schifffahrt kräftig gestiegen, weil Transportkapazitäten knapp und Lieferketten brüchig geworden waren.

"Wir werden wachsam und agil bleiben", erklärte Habben Jansen im Geschäftsbericht 2023. Geopolitische Entwicklungen wie im Roten Meer führten erneut zu wachsenden Problemen mit den globalen Lieferketten. "Gleichzeitig erwarten wir, dass das Marktumfeld angesichts der auch in diesem Jahr hohen Zahl an Schiffsauslieferungen weiterhin schwierig bleibt." Um auch künftig profitabel und wettbewerbsfähig zu bleiben werde durch Anpassungen der Angebote gegengesteuert. Hapag-Lloyd hat bereits einige Dienste auf zentralen Linienrouten gestrichen.

VERTRAG VON VORSTANDSCHEF HABBEN JANSEN VERLÄNGERT

Die weltweit fünftgrößte Reederei rechnet damit, dass sich das Ebit in diesem Jahr in einer Bandbreite von minus einer bis plus einer Milliarde Euro bewegen wird. Wegen schwankender Frachtraten und der weltpolitischen Lage sei die Prognose mit erheblichen Unsicherheiten behaftet. Hapag-Lloyd hat - wie andere Großreedereien auch - nach Angriffen von Huthi-Rebellen aus dem Jemen auf Frachter im Roten Meer seit Mitte Dezember keine Schiffe mehr durch das Seegebiet in Nahost geschickt, sondern sie um die Südspitze Afrikas umgeleitet. Dies führt zu Verzögerungen und höheren Kosten, ermöglicht es den Reedereien aber auch, höhere Gebühren zu verlangen.

Die Hapag-Lloyd-Aktionäre, darunter auch die Stadt Hamburg, müssen sich auf eine deutlich schmalere Dividende von 9,25 Euro je Aktie einstellen. Für das Ausnahmejahr 2022 hatte die Reederei noch 63 Euro je Anteilsschein gezahlt. Großaktionäre von Hapag-Lloyd sind mit je 30 Prozent die chilenische Reederei CSAV und der aus Hamburg stammende Milliardär Klaus-Michael Kühne (Kühne & Nagel). Kleinere Anteilspakete halten neben der Hansestadt Hamburg die Staatsfonds von Katar und Saudi-Arabien. Der Streubesitz lag Ende September 2023 laut Hapag-Lloyd bei 3,6 Prozent.

Konzernchef Habben Jansen soll nach Entscheidung des Aufsichtsrats auch in den nächsten Jahren den Hamburger Traditionskonzern leiten. Der Vertrag des 57-Jährigen wurde vorzeitig bis Ende März 2029 verlängert. Der Niederländer steht seit knapp zehn Jahren an der Spitze von Hapag-Lloyd.

(Bericht von Elke Ahlswede und Vera Eckert, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)