Von Matthias Goldschmidt

FRANKFURT (Dow Jones)--Ein vergleichsweise hohes Aufkommen an Naturkatastrophen mit Winterstürmen in Europa und Fluten in Australien dürfte sich im Erstquartalsbericht der Hannover Rück bemerkbar gemacht haben. Auch Auswirkungen der Pandemie haben den Konzern wohl noch belastet. Analysten erwarten bei dem DAX-Aufsteiger trotz eines steigenden Prämienaufkommens einen Gewinnrückgang, der den sehr gut kapitalisierten Konzern aber nicht umhauen wird. Ein besonderes Augenmerk gilt Aussagen zu möglichen Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf den Ausblick, den der Konzern zuletzt im März - kurz nach Beginn der russischen Invasion - bestätigt hatte.


   WORAUF ANLEGER ACHTEN SOLLTEN: 

SCHADEN-UNFALL-RÜCKVERSICHERUNG: Eine Häufung von Katastrophenschäden hat die Schaden-Unfall-Sparte voraussichtlich belastet. Es sind vor allem die Winterstürme in Europa und die Überflutungen in Australien, die ins Kontor geschlagen haben. Allerdings ist der Konzern in der Lage, die Schäden wegzustecken. Im März hatte er mitgeteilt, dass die bisher erfassten Schäden im Rahmen des für dieses Jahr erhöhten Großschadensbudgets von 284 Millionen Euro für das Quartal liegen. Dementsprechend erwarten Analysten nur eine leichte Verschlechterung der Schaden-Kosten-Quote auf 98,0 von 96,2 Prozent. Die Quote setzt den Aufwand im Versicherungsgeschäft ins Verhältnis zum Ertrag. Bei einer Quote von unter 100 Prozent arbeitet eine Versicherung profitabel.

LEBEN-RÜCKVERSICHERUNG: In der zweiten Rückversicherungssparte spielt die Pandemie nach wie vor eine dominierende Rolle. Wegen der Übersterblichkeit hatte der Konzern im vergangenen Jahr Belastungen mit direktem Corona-Bezug von 582 Millionen Euro verbucht, hauptsächlich aus Südafrika und den USA. Auch im Laufe dieses Jahres dürften noch Belastungen anfallen.

AUSBLICK: Die Hannover Rück will den Gewinn im laufenden Jahr auf 1,4 bis 1,5 Milliarden Euro von 1,23 Milliarden im Vorjahr steigern. Zuletzt hat das Management daran festgehalten. Das direkte Engagement des Konzerns in Russland ist zwar zu vernachlässigen. Aber das sich eintrübende Konjunkturumfeld und vor allem die Kapitalmarktentwicklung wirken sich auf die Hannover Rück aus. Dazu werden Stellungnahmen des Managements erwartet.

ERNEUERUNG: Das Preisumfeld für die Rückversicherer war zuletzt günstig. Bei der großen Erneuerungsrunde zum 1. Januar hatte Hannover Rück Preiserhöhungen von 4,1 Prozent bei einem starken Prämienwachstum durchsetzen können. Zum 1. April steht eine weitere Runde an, was einen Einblick in die Preisentwicklung geben dürfte.

Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum ersten Quartal und für das Gesamtjahr 2022:


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.                                PROG   PROG   PROG 
1. QUARTAL                       1Q22   ggVj   Zahl    1Q21 
Bruttoprämien                   8.464    +8%      3   7.809 
Kapitalanlageergebnis             418    -5%      2     441 
EBIT                              402  -0,4%      3     404 
Ergebnis nach Steuern/Dritten     274   -10%      3     306 
Ergebnis je Aktie                2,47    -3%      3    2,54 
Combined Ratio*                  98,0     --      2    96,2 
 
.                                PROG   PROG   PROG 
GESAMTJAHR                       Gj22   ggVj   Zahl    Gj21 
Bruttoprämien                  29.839    +7%      7  27.762 
Kapitalanlageergebnis           1.492   -23%      4   1.943 
EBIT                            2.076   +20%      9   1.735 
Ergebnis nach Steuern/Dritten   1.425   +16%     12   1.231 
Ergebnis je Aktie               11,94   +17%     13   10,21 
Combined Ratio*                  96,4     --      3    97,7 
Dividende je Aktie               6,19    +8%     11    5,75 
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ERLÄUTERUNGEN:

- *Schaden-Rückversicherung

- alle Angaben in den Tabellen in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis und Dividende je Aktie in Euro, Combined Ratio in Prozent

- Bilanzierung nach IFRS

- Quellen: Angaben des Unternehmens. Prognosen von Factset

- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum

- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr

- alle Angaben ohne Gewähr

Kontakt zum Autor: matthias.goldschmidt@wsj.com

DJG/mgo/jhe

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May 02, 2022 09:00 ET (13:00 GMT)