MoB Juni 2015 Marktkommentar Juni 2015

In letzter Minute haben sich die Regierungschefs der Eurozone nun doch noch über die Be- dingungen für Verhandlungen über ein neues Hilfsprogramm für Griechenland geeinigt. Die Parlamente und Regierungen werden dem Kompromiss wahrscheinlich zustimmen, um grö- ßeren Schaden zu vermeiden.
Ganz gleich, wie man zu dem Ergebnis steht, den Börsen gefällt es: Schon im Vorfeld haben sich vor allem die europäischen Märkte von den Tiefständen Anfang Juli erholt. Von der Spitze im April hatten sie rund 14% abgegeben, doch seit Jahresbeginn liegt die Wertent- wicklung heute noch deutlich über 10%.
Trotz der Turbulenzen in den zurückliegenden Wochen schnitt Europa in der Halbjahresbi- lanz am besten ab, die US-Börsen entwickelten sich seitwärts unter relativ geringen Schwankungen, und die Emerging Markets verzeichneten teilweise sogar Verluste. Lediglich Japan konnte mit Europa mithalten.
Vor allem die Lage in China verunsicherte die Anleger weltweit. Nachdem sich dort das Wachstum weiter abschwächte, spekulierten überwiegend Privatanleger auf neue Stimulie- rungsmaßnahmen der Regierung, kauften Aktien auf Kredit und trieben die Kurse in die Hö- he. Als kürzlich die Auflagen für Wertpapierkredite verschärft wurden und sich das Umfeld für viele Unternehmen weiter eintrübte, kam es, nach dem rasanten Anstieg zuvor, zu starken Gewinnmitnahmen am Aktienmarkt.
Die chinesische Regierung hat eilig Maßnahmen ergriffen, um den Kursverfall zu stoppen: Rund die Hälfte der Werte wurde vom Handel ausgesetzt, Staatskonzerne wurden zu Stüt- zungskäufen verpflichtet, und bestimmte Großanleger dürfen keine Aktien mehr verkaufen. Zusätzlich senkte die Notenbank den Leitzins zum vierten Mal in Folge. Tatsächlich hat sich der Markt zuletzt stabilisiert, bis zu einer Bereinigung kann es aber noch dauern.
Allerdings zeichnet sich in China bereits eine Wende in der Wirtschaftsentwicklung ab, denn die Immobilienpreise haben wieder etwas angezogen. Mit einer gewissen Zeitverzögerung setzt dann in der Regel eine Konjunkturerholung ein. Deshalb ist für das zweite Halbjahr e- her wieder mit einer freundlichen Börse zu rechnen. Die niedrigen Kurse sollten daher als Einstieg genutzt werden.
In Europa wird man nach dem Griechenland-Chaos bei der Analyse der Märkte wieder zu fundamentalen Einflussfaktoren zurückfinden. Das Umfeld hat sich nicht grundlegend verän- dert: Die Konjunktur bleibt auf Erholungskurs, die Unternehmensgewinne steigen, und die Bewertungen sind moderat. Eine leichte Leitzinserhöhung in den USA ist längst eingepreist, sie wird die Märkte wohl nicht zu sehr belasten.
Schließlich kann aus dem Verhandlungs-Wirrwarr mit Griechenland eine erneute Bestätigung für eine wichtige Erkenntnis gewonnen werden: Die Politik löst keine Probleme, sie ver- schiebt sie in die Zukunft und überträgt die Lasten nachfolgenden Generationen. Dies gilt nicht nur für die Griechenland-Krise, sondern auch für die Verschuldungsproblematik, die Einwanderungspolitik, die Altersversorgung und vieles mehr. Und wenn es später eng wird, trifft es den Steuerbürger. Ein internationales Aktienfondsdepot könnte dann sicherlich hel- fen, die Kapriolen der Politik zu überstehen.

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