Frankfurt (Reuters) - Angesichts der Unsicherheit über die weitere Entwicklung im Nahost-Konflikt sind die Anleger in Europa erneut in Deckung gegangen.

Dax und EuroStoxx50 gaben am Dienstag jeweils ein halbes Prozent auf 15.161 beziehungsweise 4129 Punkte nach. Auch die US-Futures deuteten auf einen schwächeren Handelsstart hin. Anleger machte ein Fernsehbericht nervös, demzufolge Irans oberster politischer und religiöser Führer Ajatollah Ali Chamenei gesagt habe, Israels "Völkermord" an den Palästinensern im Gazastreifen solle sofort aufhören. Dies fachte Befürchtungen an, dass der Konflikt in der Region eskalieren könnte.

"Die Märkte befürchten, dass eine Bodenoffensive Israels einen größeren und komplizierteren regionalen Konflikt auslösen könnte, der regionale Lieferketten, Energieproduktion, Wirtschaftswachstum und Finanzstabilität gefährdet", sagte Kyle Rodda, Analyst bei Capital.com. "Die Angst davor, dass die Situation im Nahen Osten aus dem Ruder läuft, ist unverändert groß", bestätigte auch Christian Henke, Analyst vom Broker IG. Gegenwärtig setzten Investoren jedoch eher darauf, dass ein Flächenbrand verhindert werden könne.

Zunehmend rückten auch Unternehmenszahlen in den Fokus. Die Titel der Bank of America zogen im vorbörslichen US-Handel um rund ein Prozent an, nachdem die zweitgrößte US-Bank sowohl beim Investmentbanking als auch in der Handelssparte besser abgeschnitten hat als erwartet. Zudem profitierte die Großbank wie auch andere Institute im Sommerquartal von den kräftig gestiegenen Zinsen in den USA. Dagegen drückte ein Gewinnrückgang die Aktien von Goldman Sachs vorbörslich ins Minus.

INDUSTRIEMETALLE UNTER DRUCK - ÖLPREIS STEIGT LEICHT

An den Rohstoffmärkten gaben unterdessen die Kupferpreise um knapp ein Prozent auf 7923 Dollar pro Tonne nach. Neben der Furcht vor einer Eskalation des Konflikts zwischen Israel und radikalen Palästinensern trug dazu auch ein zunächst leicht festerer Dollar bei, der in der US-Währung gehandelte Rohstoffe für ausländische Käufer verteuert. Goldman Sachs warnte zuletzt vor dem Risiko einer zunehmenden Abschwächung bei Industriemetallen wegen einer nachlassenden Nachfrage und der Auswirkungen höherer Zinsen. Im Schlepptau gaben auch Bergbauaktien um knapp zwei Prozent nach.

Dagegen zog der Ölpreis leicht an, nachdem er zum Wochenstart gefallen war. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um bis zu 0,6 Prozent auf 90,16 Dollar pro Barrel. Im Blick hatten Investoren neben dem Nahost-Konflikt auch eine mögliche Lockerung der US-Sanktionen gegen Venezuela. Angesichts ausgebliebener Investitionen rechnen Experten allerdings selbst bei einer Lockerung der Sanktionen nicht mit einer schnellen Steigerung der Ölproduktion in dem südamerikanischen Land.

ERICSSON AUF SECHS-JAHRES-TIEF - AUFTRIEB FÜR AIRBUS

Bei den Einzelwerten drückte eine enttäuschende Prognose für das Schlussquartal Ericsson an der Börse in Stockholm um rund neun Prozent auf den niedrigsten Stand seit fast sechs Jahren. Nach einem Gewinneinbruch im dritten Quartal geht der Konzern zudem von einer anhaltenden Unsicherheit in seinem Mobilfunknetz-Geschäft bis ins kommende Jahr aus. "Der Fokus liegt heute morgen auf der Prognose für das vierte Quartal und der Umsetzung des mittelfristigen Ebita-Ziels von Ericsson", erklärten die Analysten von Barclays.

Auch Nordic Semiconductor verfehlte mit der Umsatzprognose für das vierte Quartal die Erwartungen. Anleger kehrten dem norwegischen Chiphersteller daraufhin den Rücken, die Titel brachen um fast 18 Prozent ein.

Für Rückenwind sorgte hingegen eine Hochstufung bei Airbus. Mit einem Kursplus von mehr als zwei Prozent hielt sich der europäische Flugzeugbauer an die Dax-Spitze. Die Analysten der Investmentbank Jefferies hoben den Wert auf "Buy" von zuvor "Hold" und setzten das Kursziel auf 150 von zuvor 130 Euro.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)