FRANKFURT (Dow Jones)--Nach einem schwachen Start in den Tag drehen die europäischen Aktienmärkte vorsichtig ins Plus. Die zuvor zu spürende Anspannung weicht ein wenig, nachdem die Sitzung der Europäischen Zentralbank ohne größere Überraschung über die Bühne gegangen ist. Zweifelsohne profitiert die EZB aktuell von ihrem doch recht flexiblem PEPP-Programm. Hier haben die Notenbanker angedeutet, moderat weniger im vierten Quartal zu kaufen. Zudem kauften sie sich Zeit, genau gesagt drei Monate, bis zu dem Treffen im Dezember. Für diesen Termin hat EZB-Präsidentin Christine Lagarde eine umfangreiche Überprüfung des Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP) angekündigt. Die Nervosität der vergangenen Tage ist erst einmal vom Tisch, was auch an der schwindenden Volatilität im Währungspaar Euro-Dollar abzulesen ist.

Alles in allem war es eine entspannte Sitzung für die Marktteilnehmer und Handelssysteme, der DAX steigt um 0,4 Prozent auf 15.671 Punkte. Im Tagestief hatte der Index schon bei 15.454 Punkten gelegen. Der Euro-Stoxx-50 gewinnt 0,3 Prozent auf 4.189 Punkte. Der Euro notiert zum Dollar bei 1,1815 und die Bundesanleihen tendieren etwas fester.


   EZB nimmt den kleinen Zeh vom Gaspedal 

Trotz der homöopathischen Dosis, in der die EZB ihre Anleihekäufe nun erstmals seit Beginn der Pandemie drosseln will, dürfte dies von den Marktteilnehmern als erster kleiner Schritt in Richtung einer sehr langen und sehr vorsichtigen geldpolitischen Normalisierung angesehen werden, so Ulrike Kastens, Volkswirtin Europa der DWS. Erst im Dezember, wenn auch die Projektionen für 2024 veröffentlicht werden, rechnet Kastens mit einer Entscheidung über eine tatsächliche Neukalibrierung der Geldpolitik. Vor allem das Gesamtvolumen der Ankaufhöhe ab März 2022, wenn das PEPP offiziell beendet sein könnte, dürfte dann im Fokus stehen. 2021 markiere den Höhepunkt der Anleihekäufe, ab 2022 müssten sich die Marktteilnehmer auf ein geringeres Ankaufvolumen einstellen.

ING-Europa-Chefvolkswirt Carsten Brzeski betrachtet das etwas geringere Tempo der EZB-Anleihekäufe im vierten Quartal als einen kleinen Sieg für die geldpolitischen Falken im EZB-Rat. "Es ist kein Tapering, aber ein sehr vorsichtiges Anzeichen dafür, dass Tapering kommen wird", schreibt Brzeski in einem Kommentar zu den Ergebnissen der EZB-Ratssitzung.


   Easyjet braucht Geld 

Mit einem Abschlag von 11 Prozent handelt die Aktie von Easyjet, die Fluggesellschaft plant eine Kapitalerhöhung in Höhe von 1,2 Milliarden britischen Pfund sowie eine neue Kreditlinie von 400 Millionen Dollar, um ihre Bilanz zu sanieren und in Wachstum zu investieren. Das zusätzliche Eigenkapital werde die Bilanzposition wieder auf das Niveau von vor der Pandemie bringen und die Liquidität verbessern.

Für die Aktie von Assa Abloy geht es nach der Übernahme von HHI, einem Geschäftsbereich von Spectrum Brands, um knapp 5 Prozent nach oben. "Wir sehen starke strategische Gründe für diese Übernahme, da sie Assa in die Lage versetzt, sich auf dem nordamerikanischen Wohnungsmarkt zu stärken und von der schnelleren Durchdringung bei elektromechanischen Lösungen in den USA zu profitieren", sagt Jefferies. Das Deal sei aus Sicht der bezahlten Muliples vernünftig, mit dem 14fachen des erwarteten 2021 Ebitda oder dem 10fachen einschließlich der Synergien, so die Analysten. Die Übernahme steigere den Umsatz von Assa um 14 Prozent. Das auf Sicherheitstechnik spezialisierte schwedische Unternehmen übernimmt das Segment Hardware and Home Improvement (HHI) von der Spectrum Brands Holdings für 4,3 Milliarden US-Dollar in bar.

Im DAX profitieren RWE von Berichten über den Einstieg eines aktivistischen Investors, für die Aktie geht es um 1,3 Prozent nach oben. Merck KGaA legen sogar um 1,8 Prozent zu, die Darmstädter haben die Prognose für den Bereich Life Sciences etwas nach oben genommen. Der DAX-Konzern hat in seiner erhöhten Prognose einkalkuliert, dass der Umsatzbeitrag im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie in den kommenden Jahren wieder sinken wird. "Auch wenn es noch schwer abzuschätzen ist, gehen wir davon aus, dass dieser covid-bedingte Rückenwind mit der Zeit nachlassen wird", sagte CEO Belen Garijo auf der Kapitalmarktveranstaltung des Konzerns in Darmstadt.

Bayer führen die Verliererseite im DAX an, der Kurs fällt um 2 Prozent. "Die strengeren Vorschriften für den Einsatz von Glyphosat führen zu Verkaufsdruck", sagt ein Händler. Mit der Pflanzenschutzanwendungsverordnung sei der Einsatz in Deutschland am Mittwoch stark eingeschränkt worden. Für bestimmte Regionen und bestimmte Wachstumsperioden sei er sogar verboten worden. Komplett verboten ist die Anwendung von Glyphosat ab Januar 2024.

Um weitere 10 Prozent aufwärts geht es bei SFC Energy. Nachdem der Brennstoffzellen-Hersteller im Wochenverlauf eine große Kooperation in Indien vermelden konnte, kommt nun noch der größte Auftrag der Unternehmensgeschichte aus den USA dazu. Dort wurden 600 EFOY-Brennstoffzellen bestellt.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %     absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.189,46      +0,3%       12,31         +17,9% 
Stoxx-50                3.583,78      -0,0%       -1,23         +15,3% 
DAX                    15.671,27      +0,4%       60,99         +14,2% 
MDAX                   36.127,50      +0,5%      183,45         +17,3% 
TecDAX                  3.947,39      +0,3%       11,20         +22,9% 
SDAX                   17.034,57      +0,5%       84,01         +15,4% 
FTSE                    7.034,66      -0,9%      -60,87          +9,8% 
CAC                     6.698,06      +0,4%       29,17         +20,7% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite      -0,36                  -0,03          +0,22 
US-Zehnjahresrendite        1,33                  -0,02          +0,41 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %     Do,8:02  Mi, 17.25 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,1814      -0,0%      1,1812         1,1815   -3,3% 
EUR/JPY                   129,74      -0,5%      130,11         130,40   +2,9% 
EUR/CHF                   1,0856      -0,4%      1,0874         1,0898   +0,4% 
EUR/GBP                   0,8534      -0,5%      0,8587         0,8594   -4,5% 
USD/JPY                   109,82      -0,4%      110,13         110,36   +6,3% 
GBP/USD                   1,3843      +0,5%      1,3758         1,3746   +1,3% 
USD/CNH (Offshore)        6,4505      -0,1%      6,4611         6,4603   -0,8% 
Bitcoin 
BTC/USD                47.008,26      +2,0%   46.356,01      46.061,26  +61,8% 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settl.       +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  69,23      69,30       -0,1%          -0,07  +44,2% 
Brent/ICE                  72,50      72,60       -0,1%          -0,10  +42,4% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag       +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.789,95   1.789,20       +0,0%          +0,75   -5,7% 
Silber (Spot)              24,06      23,93       +0,5%          +0,13   -8,9% 
Platin (Spot)             983,38     984,43       -0,1%          -1,05   -8,1% 
Kupfer-Future               4,28       4,23       +1,1%          +0,05  +21,3% 
 
 
 
 
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September 09, 2021 10:27 ET (14:27 GMT)