FRANKFURT (dpa-AFX) - Paukenschlag in der Versorgerbranche: Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben am Montag euphorisch auf die geplante Zerschlagung der RWE -Ökostromtochter Innogy reagiert. Investoren könnten fortan eine klarere Wahl haben, auf was sie in der Branche setzen wollten - Stromproduktion oder Stromhandel und Weiterleitung, sagte ein Händler.

Die Aktien von Innogy schnellten am Vormittag als unangefochtener Favorit im Index der mittelgroßen Werte MDax um 15,55 Prozent auf 39,90 Euro nach oben. Das entsprach knapp den 40 Euro, die Eon den Innogy-Minderheitsaktionären bietet. Die Summe setzt sich aus dem Angebotspreis von 36,76 Euro sowie den unterstellten Innogy-Dividenden von 3,24 Euro für die Geschäftsjahre 2017 und 2018 zusammen.

RWE als Innogy-Mutter hält noch knapp 77 Prozent und soll dafür mit knapp 17 Prozent an Eon beteiligt werden - mit Anteilen aus einer Sachkapitalerhöhung. Zudem sollen diverse Geschäftsteile hin- und hergetauscht werden. RWE zahlt als Ausgleich noch 1,5 Milliarden Euro an Eon. Bindende Verträge wurden allerdings noch nicht abgeschlossen.

Die Aktien von RWE zogen daraufhin morgens an der Dax -Spitze um gut 14 Prozent auf 20,56 Euro an. Mehr hatten sie zuletzt Mitte Dezember gekostet, bevor Innogy die Anleger mit einer Gewinnwarnung geschockt hatte. Beide Aktien waren daraufhin eingebrochen. Innogy haben die zwischenzeitlichen Verluste inklusive eines Rutsches unter die Marke von 29 Euro infolge des Kurssprungs vom Montag wieder wettgemacht.

Zuletzt lag das RWE-Papier noch gut 7 Prozent im Plus. Für die Anteilsscheine von Eon ging es um Wochenstart um 6 Prozent auf bis zu 8,989 Euro nicht ganz so deutlich nach oben. "Die Aktivitäten von Eon und Innogy sind strukturell und regional recht identisch", sagte Analyst Sven Diermeier von Independent Research. Das Vorhaben erscheine schlüssig, auch wenn es für die Eon-Aktionäre eine Anteilsverwässerung bedeute.

Insgesamt sei der Einfluss der Transaktion auf den Eon-Aktienkurs denn auch am schwersten einzuschätzen, erklärte Analyst Lüder Schumacher von der französischen Großbank Societe Generale. Durch die Kapitalerhöhung zahle Eon im Grunde mit einer zu niedrig bewerteten Währung - der Experte hält die Eon-Aktien also für unterbewertet. Im Gegenzug erhalte Eon aber das Stromnetz und damit die Kronjuwelen von Innogy.

Gerade die Netze sind laut Schumacher der Schlüssel im laufenden Wandel der Energiebranche. Das verhelfe Eon mittelfristig zu einer attraktiven Stellung. Kurzfristig dürfte der Fokus aber auf der Kapitalerhöhung und dem Preis für Innogy liegen, was den Kurs belasten könnte.

Das RWE-Management habe derweil - angesichts einer überschaubaren Anzahl potenzieller Käufer - eine machbare Lösung für die Zukunft der Innogy-Beteiligung gefunden. RWE würde einen ordentlichen Preis erhalten und der Ökostrom-Anteil des Versorgers würde steigen. Letztendlich könnten Investoren RWE endlich als Einzelunternehmen mit klarem Fokus bewerten.

RWE hatte einst als Reaktion auf den eingeleiteten Atomausstieg sein Zukunftsgeschäft mit Netzen, Vertrieb und Ökostrom in Innogy gebündelt und im Herbst 2016 an die Börse gebracht. Bei RWE selbst verblieben die Kohle-, Gas- und Atomkraftwerke sowie der Großhandel mit Strom.

Vorausgegangen war eine jahrelange Talfahrt der Kurse wegen schwacher Strompreise auch infolge der Energiewende sowie des Atomausstiegs Deutschlands. 2017 erholten sich die Aktien von RWE mit einem Plus von knapp 44 Prozent und Eon mit einem Anstieg um rund 35 Prozent dann deutlicher. Langfristig bleibt das Bild aber trüb. Zum Vergleich: Vor dem Umdenken der Politik in Sachen Atomkraft infolge der Nuklearkatastrophe von Fukushima hatten RWE-Aktien mehr als 50 Euro und Eon-Papiere um die 25 Euro gekostet./mis/jkr/das

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