FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Neuordnung in der deutschen Energiebranche und die Rückkehr von RWE und Eon in die Gewinnzone haben am Dienstag die Investoren begeistert. Vor allem die Nachrichten von Eon kamen an der Börse gut an: Der Kurs schnellte um weitere 5 Prozent nach oben, nachdem er schon am Vortag ähnlich stark gestiegen war. Aber auch die Papiere von RWE verteuerten sich um 0,53 Prozent.

Analysten fanden denn auch lobende Worte. Eon habe für 2017 "solide" Gewinne ausgewiesen und auch die sinkende Nettoverschuldung sei eine "positive Überraschung", sagte Alberto Gandolfi von Goldman Sachs.

Sein Analystenkollege Sam Arie von UBS merkte an, Eon habe dank des Deals mit RWE die "Gewinnklippe" umschifft, vor die das Unternehmen andernfalls Anfang der 2020er Jahre wohl gefahren wäre. Diese Aussage begründete der Experte mit den von Eon in Aussicht gestellten Synergien aus dem Deal mit RWE von etwa 600 bis 800 Millionen Euro jährlich.

Am Wochenende waren die Pläne von RWE und Eon bekannt geworden, sich die RWE-Tochter Innogy untereinander aufzuteilen. Diese betreibt Stromnetze, produziert Strom aus erneuerbaren Energien und handelt mit Energie. Für Eon ist das lukrative Netzgeschäft und der Stromvertrieb von Innogy vorgesehen, während die erneuerbaren Energien beider Konzerne unter dem Dach von RWE vereint werden sollen. Aktien von Innogy waren daraufhin am Montag in der Spitze um 16 Prozent nach oben geschossen auf den von Eon gebotenen Übernahmepreis von 40 Euro.

Bei RWE hob Alberto Gandolfi von Goldman Sachs die für 2018 in Aussicht gestellte reguläre Dividende von 0,70 Euro je Aktie positiv hervor. Laut Javier Garrido von JPMorgan spiegelt die Dividende die Zuversicht des Managements mit Blick auf die künftigen Erträge wider. "Wir rechnen mit einer positiven Reaktion auf die Ergebnisse", hatte der Analyst in einer vor Börsenbeginn erstellten Einschätzung geschrieben - und sollte damit Recht behalten.

Trotz der positiven Kommentare zu den Geschäftszahlen beider Konzerne lag das Augenmerk der Experten wie schon am Vortag auf dem bevorstehenden Umbruch auf dem deutschen Energiemarkt. "Wir denken der Deal ist für beide Seiten strategisch sinnvoll", lautete das Fazit von Erkan Aycicek von der Landesbank Baden-Württemberg. Zwar müsse Eon für Innogy eine Übernahmeprämie von 16 Prozent zahlen. Mit dem weitreichenden Tausch von Geschäftsaktivitäten würden aber das Netzgeschäft gestärkt und Synergien gehoben. Kartellrechtliche Hürden sieht Aycicek nicht, denn wegen seiner Monopolstellung werde das Netzgeschäft ohnehin bereits reguliert.

Aktien von Eon stiegen am Dienstag auf den höchsten Stand seit mehr als drei Monaten. Sie hatten sich nach monatelangen Verlusten im Februar bei Kursen um 8 Euro stabilisiert. Nachgebende Strompreise hatten den Kurs über den Winter belastet. Ganz ähnlich war in den vergangenen Monaten der Kursverlauf der Papiere von RWE. Am Montag waren sie dann ebenfalls auf den höchsten Kurs seit Mitte Dezember gesprungen./bek/ag/jha/

Unternehmen im Artikel: E.ON, RWE, innogy SE