New York (Reuters) - Der Börsengang von Donalds Trumps neu gegründetem sozialen Netzwerk "Truth Social" droht zu scheitern.

Das Übernahme-Vehikel Digital World Acquisition, das dem Betreiber der Twitter-Alternative zum Sprung an die Börse verhelfen will, bangt um die Zustimmung der Aktionäre zur erforderlichen Verlängerung der Übernahmefrist für die Trump Media & Technology Group (TMTG) um zwölf Monate. Digital-World-Chef Patrick Orlando verlängerte die Abstimmungsfrist am Dienstag um zwei Tage. Er braucht eine Mehrheit von 65 Prozent, um eine Liquidation des Unternehmens zu verhindern. Digital World braucht mehr Zeit, weil die US-Börsenaufsicht SEC die Übernahme von TMTG blockiert.

Doch Digital World hat Schwierigkeiten, die Investoren zur Abgabe des Votums zu bewegen. Die meisten seien Privatanleger, die nur schwer erreichbar seien. Bis zum Montagabend sei Digital World weit entfernt von den erforderlichen Zustimmungsquote gewesen, sagten mehrere Insider der Nachrichtenagentur Reuters.

Es geht um 1,3 Milliarden Dollar, die die TMTG von Digital World im Zuge des "Börsengangs durch die Hintertür" erhalten soll. Digital World ist ein Börsenvehikel (SPAC, Special Purpose Acquisition Company), das 293 Millionen Dollar eingesammelt hat und damit auf die Suche nach einem Übernahmeobjekt gegangen war. Eine weitere Milliarde Dollar haben neue Investoren im Zuge des Börsengangs zugesagt.

Die Umstände, unter denen Digital World die Trump-Firma ausgewählt hat, sind aber Gegenstand zivil- und strafrechtlicher Ermittlungen. Die Ankündigung hatte unter den Anhängern des Ex-Präsidenten der USA und bei den Investoren von Digital World einen großen Hype ausgelöst. Die SEC hat die Transaktion wegen der laufenden Ermittlungen auf Eis gelegt.

Trump hatte seine Ansichten während seiner Amtszeit vor allem über Twitter kommuniziert. Im Zuge der Ausschreitungen seiner Anhänger im Kapitol im Januar 2021 hatte die Plattform Trump jedoch ausgeschlossen. Seit April nutzt er "Truth Social". Er hat dort vier Millionen Follower - weit weniger als die 89 Millionen, die seine Beiträge auf Twitter abonniert hatten.

SPACs haben eine begrenzte Lebenszeit, wenn sie keine Übernahme zustande bringen. Normalerweise müsste Digital World das bei den Aktionären eingesammelte Geld bis Donnerstag zurückgeben. Bei einer Abstimmungsniederlage kann das Management Digital World noch für ein halbes Jahr weiterbetreiben. Doch die Zusage der neuen "Truth Social"-Investoren über eine Milliarde Dollar gilt nur bis 20. September. Investmentbanker versuchten sie zurzeit ebenfalls zu einer Verlängerung zu bewegen, sagten Insider.

Ohne den Börsengang ist die weitere Finanzierung von TMTG offen. Laut Digital World reicht das Geld noch bis April 2023. TMTG hatte vergangene Woche erklärt, "Truth Social" stehe auf einer starken finanziellen Grundlage.

(Mitarbeit: Echo Wang und Krystal Hu, geschrieben von Alexander Hübner, redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)