Bilanz

zum

31. Dezember 2023

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Bericht des Aufsichtsrates

Wie in den Vorjahren bewegten sich die deutsche Wirtscha und auch der Dierig-Konzern 2023 in einem schwierigen wirtschalichen Umfeld. Angesichts vieler Kriege und Konflikte in der Welt, vor dem Hintergrund einer Energiepreiskrise, globaler Teuerung und einer immer größer werdenden Vertrauenskrise gegenüber den Ins/tu/onen ging die Konsumlaune der Menschen überall auf der Welt und auch in Deutschland spürbar zurück. Die deutsche Immobilienkonjunktur war durch hohe Bauzinsen und stark ges/egene Baukosten ebenfalls stark belastet. Damit waren beide Segmente des Dierig-Konzerns, das Tex/lsegment sowie das Immobiliensegment, von nega/ven äußeren Einflüssen geprägt. Hierzu gehört auch die überbordende Bürokra/e, die im Dierig-Konzern mehr und mehr zu einer Belastung wird.

Infolge vieler Anpassungsprozesse an äußere Einflussfaktoren und dank des hohen Engagements der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gelang es dem Dierig-Konzern 2023 abermals, sicher durch ein vola/les und sich schnell veränderndes Umfeld zu steuern. Der Dierig-Konzern erwirtschaete einen Umsatz von 50,0 Millionen Euro (im Vorjahr 52,1 Millionen Euro) und blieb damit um 4,0 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Das Tex/lsegment erlöste einen Umsatz in Höhe von 35,4 Millionen Euro, was gegenüber dem Vorjahr mit 38,1 Millionen Euro einen Rückgang um 7,1 Prozent bedeutet. Mit einem Umsatz von 14,6 Millionen Euro (im Vorjahr 14,0 Millionen Euro) verzeichnete das Immobiliensegment eine Umsatzsteigerung in Höhe von 4,3 Prozent. Bei rückläufigem Umsatz bewahrte sich der Dierig-Konzern seine Ertragskra und erzielte 2023 ein Vorsteuerergebnis in Höhe von 3,7 Millionen Euro (im Vorjahr 4,6 Millionen Euro).

Aufgrund dieser Ergebnisentwicklung schlagen Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung vom 22. Mai 2024 vor, für das Geschäsjahr 2023 eine Dividende in konstanter Höhe von 20 Eurocent je dividendenberech/gter Ak/e auszuschü@en.

Der Aufsichtsrat ist im Geschäsjahr 2023 am 5. April, 23. Mai, 25. August und am 1. Dezember zu vier ordentlichen Sitzungen zusammengekommen. Darüber hinaus kam der Aufsichtsrat zu einer außerordentlichen Sitzung am 21. November zusammen. Diese diente im Vorgriff der ordentlichen Aufsichtsratssitzung am 1. Dezember dazu, Handlungsop/onen hinsichtlich des seit Ende 2022 verschobenen Wohnbauprojekts im Mühlbach-Quar/er zu beraten und über die weiteren Schri@e zu entscheiden.

Sitzungsteilnahme 2023 der Aufsichtsräte

05.04.

23.05.

25.08.

21.11.

01.12.

Chris/an Dierig (Vorsitzender seit 23. Mai 2023)

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x

Dr. Ralph Wollburg (stellv. Vorsitzender seit

23. Mai 2023)

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Ramona Meinzer (seit 23. Mai 2023)

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Patrizia Nachtmann

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Ernst Obermayer

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Bernhard Schad

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Rolf Se@elmeier (Vorsitzender bis 23. Mai 2023)

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Im Aufsichtsrat der Dierig Holding AG hat es im Berichtsjahr folgende personelle Veränderungen gegeben:

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Rolf Se@elmeier, Mitglied des Aufsichtsrates seit 2013 und dessen Vorsitzender seit 2018, stellte sich bei der Hauptversammlung vom 23. Mai 2023 nicht mehr zur Wiederwahl. Nach seinem Eintri@ in den Ruhestand als Vorsitzender des Vorstandes der Stadtsparkasse Augsburg ha@e er sich dazu entschlossen, auch nicht mehr der Dierig Holding AG in einer Funk/on im Aufsichtsrat zur Verfügung zu stehen. Der Aufsichtsrat dankt Rolf Se@elmeier für seine Unterstützung, seinen fachkundigen Rat und sein über ein Jahrzehnt lang währendes Engagement für das Unternehmen.

Von der Hauptversammlung vom 23. Mai 2023 neu und eins/mmig in den Aufsichtsrat gewählt wurde Ramona Meinzer, geschäsführende Gesellschaerin der AUMÜLLER AUMATIC GmbH in Thierhaupten. Als engagierte, strategisch denkende und meinungsstarke Industrieunternehmerin ist Ramona Meinzer weit über die Region bekannt. Der Aufsichtsrat freut sich sehr, dass sie sich dazu bereit erklärt hat, ihre Kenntnisse der Dierig Holding AG zur Verfügung zu stellen. Mit Ramona Meinzer ist der Aufsichtsrat jünger und weiblicher geworden und zudem stärker industriell ausgerichtet als zuvor.

Die weiteren Mitglieder der Kapitalgeberseite des Aufsichtsrates wurden von der Hauptversammlung vom

23. Mai 2023 eins/mmig wiedergewählt. Im Anschluss an die Hauptversammlung bes/mmte der Aufsichtsrat Chris/an Dierig zum Vorsitzenden und Dr. Ralph Wollburg zum stellvertretenden Vorsitzenden.

Der im Geschäsjahr 2021 gebildete Prüfungsausschuss ist im Geschäsjahr 2023 zu vier Sitzungen zusammengekommen. Der Prüfungsausschuss hat drei Mitglieder und setzt sich gegenwär/g zusammen aus Bernhard Schad (Vorsitzender), Ramona Meinzer und Chris/an Dierig. Im Rahmen seiner Tä/gkeit hat der Prüfungsausschuss sich insbesondere mit der Prüfung der Rechnungslegung, der Überwachung des Rechnungslegungsprozesses, der Wirksamkeit des internen Kontrollsystems, des Risikomanagement-Systems sowie der Abschlussprüfung und der Compliance befasst. Zur Rechnungslegung und Abschlussprüfung gehören auch die Nachhal/gkeitsberichtersta@ung und deren Prüfung.

Sitzungsteilnahme 2023 der Mitglieder des Prüfungsausschusses

16.02.

05.04.

26.10.

01.12.

Bernhard Schad

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x

x

x

Chris/an Dierig

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x

x

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Ramona Meinzer (seit 23.05.2023)

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Rolf Se@elmeier (bis 23.05.2023)

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Nach Einschätzung des Aufsichtsrates gehört dem Aufsichtsrat eine angemessene Anzahl unabhängiger Mitglieder an.

Die Gesellscha unterstützt neugewählte Mitglieder des Aufsichtsrates im Wege einer eingehenden Einführung in das Amt eines Aufsichtsratsmitglieds sowie in die mit dem Amt verbundenen Rechte und Pflichten. Sofern die Aufsichtsratsmitglieder darüber hinaus im Rahmen ihrer eigenverantwortlichen Fortbildung angemessene Unterstützung der Gesellscha in Anspruch nehmen möchten, wird die Gesellscha ihnen diese Unterstützung gewähren.

Der Aufsichtsrat hat den Vorstand im abgelaufenen Geschäsjahr bei der Leitung des Unternehmens regelmäßig beraten und die Geschäsführung der Gesellscha überwacht. In alle Entscheidungen von grundlegender Bedeutung für das Unternehmen war er unmi@elbar eingebunden. Der Aufsichtsrat wurde regelmäßig durch schriliche und zusätzlich in seinen Sitzungen durch mündliche Berichte des Vorstandes über den Gang der Geschäe und die Lage des Unternehmens unterrichtet. Darüber hinaus haben sich der Vorsitzende des Aufsichtsrates sowie Mitglieder des Prüfungsausschusses in Einzelgesprächen regelmäßig

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vom Vorstand und der beauragten Prüfungsgesellscha informieren lassen. Dabei wurden insbesondere Fragen der Strategie, der Planung, der Geschäsentwicklung, der Risikolage, des Risikomanagements und der Compliance des Unternehmens disku/ert. Der Aufsichtsrat hat wich/ge einzelne Geschäsvorfälle geprü und über die gemäß Gesetz, Satzung und Geschäsordnung des Vorstandes zur Zus/mmung vorgelegten Geschäe entschieden.

Schwerpunkte der Tä/gkeit des Aufsichtsrates im abgelaufenen Geschäsjahr waren:

  • die Analyse und die Erörterung des Jahres- und des Konzernabschlusses zum 31. Dezember 2022;
  • die Erörterung von Maßnahmen des Vorstandes im Geschäsbereich Tex/lien sowie dessen strategische Weiterentwicklung;
  • die Erörterung von Maßnahmen des Vorstandes im Geschäsbereich Immobilien;
  • die Analyse und Erörterung der unterjährigen Geschäsergebnisse 2023 und des Halbjahresfinanzberichts;
  • die Erörterung der Liquiditätsentwicklung im Dierig-Konzern;
  • die Erörterung und Zus/mmung zur Konzernplanung für das Geschäsjahr 2024;
  • die Diskussion über die Neuerungen und zunehmenden regulatorischen Anfordernisse insbesondere im Zusammenhang mit der Nachhal/gkeitsberichtersta@ung;
  • die Analyse und Erörterung der laufenden Ergebnisentwicklung der tex/len Gesellschaen;
  • Vorbereitung der Aufsichtsratswahlen im Geschäsjahr 2023;
  • Vorbereitung der Satzungsänderung;
  • die Diskussion und die Umsetzung der Empfehlungen und Anregungen des Deutschen Corporate Governance Kodex.

Der Aufsichtsrat hat gemeinsam mit dem Vorstand im Dezember 2023 eine Entsprechenserklärung abgegeben und auf der Unternehmens-Homepage veröffentlicht. Darin wird erklärt, welchen Empfehlungen des Deutschen Corporate Governance Kodex nicht entsprochen wurde oder wird und warum nicht. Interessenkonflikte sind im abgelaufenen Geschäsjahr nicht aufgetreten. Der vom Vorstand aufgestellte Jahresabschluss und der Konzernabschluss für das Geschäsjahr 2023 mit dem Lagebericht und dem Konzernlagebericht des Vorstandes haben dem Aufsichtsrat vorgelegen. Sie sind von dem von der Hauptversammlung gewählten Abschlussprüfer der Gesellscha, SONNTAG GmbH Wirtschasprüfungsgesellscha, Augsburg, geprü und mit dem uneingeschränkten Bestä/gungsvermerk versehen worden.

Den Aurag zur Abschlussprüfung für das Geschäsjahr 2023 hat der Aufsichtsrat auf der Grundlage seines in der Sitzung am 1. Dezember 2023 gefassten Beschlusses erteilt. Entsprechend den Empfehlungen des Deutschen Corporate Governance Kodex hat der Aufsichtsrat vor Erteilung des Aurags zur Abschlussprüfung eine Erklärung des Abschlussprüfers darüber eingeholt, welche beruflichen, finanziellen oder sons/gen Beziehungen zwischen dem Prüfer und seinen Organen und Prüfungsleitern einerseits und dem Unternehmen und seinen Organmitgliedern andererseits bestehen, die Zweifel an seiner Unabhängigkeit begründen könnten. Die Erklärung erstreckt sich auch auf den Umfang anderer Beratungsleistungen, die für das Unternehmen im abgelaufenen Geschäsjahr erbracht wurden. Nach der dem Aufsichtsrat durch den Abschlussprüfer vorgelegten Erklärung ergaben sich keine Zweifel an dessen Unabhängigkeit.

Die Prüfungsberichte des Abschlussprüfers wurden den Aufsichtsratsmitgliedern rechtzei/g vor der Bilanzsitzung zugesandt. Der Jahres- und der Konzernabschluss einschließlich der Lageberichte sowie die Prüfungsberichte wurden in der Bilanzsitzung des Aufsichtsrates am 5. April 2024 intensiv erörtert. An der Bilanzsitzung haben Vertreter des Abschlussprüfers teilgenommen, über die wesentlichen Ergebnisse der Prüfung berichtet und Fragen aus dem Aufsichtsrat beantwortet. Der Abschlussprüfer stellte im Rahmen seiner Prüfung unter anderem fest, dass potenzielle, den Fortbestand der Gesellscha und des Konzerns

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gefährdende Entwicklungen durch das gemäß § 91 Absatz 2 Ak/engesetz errichtete Risikofrüherkennungssystem erfasst und erkannt werden können. Der Wirtschasprüfer stellte weiterhin fest, dass die Risiken in den Lageberichten für die Einzelgesellscha und den Konzern zutreffend dargestellt sind. Der Aufsichtsrat hat mit dem Vorstand ebenfalls das Risikomanagement-System, seine Organisa/on und die Wirkungsweise erörtert. Schwachpunkte im rechnungslegungsbezogenen internen Kontroll- und Risikomanagement-System wurden nicht festgestellt. Sowohl der Vorstand als auch die Abschlussprüfer haben alle Fragen umfassend und zur Zufriedenheit des Aufsichtsrates beantwortet. Der Aufsichtsrat hat von dem Ergebnis der Prüfung durch den Abschlussprüfer zus/mmend Kenntnis genommen.

Der Aufsichtsrat ha@e für die Prüfung 2023 neben den von der ESMA (Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde) festgelegten Prüfungsschwerpunkten folgenden zusätzlichen Schwerpunkt mit dem Abschlussprüfer festgelegt: Untersuchung der Auswirkung der makroökonomischen Faktoren auf die Fair- Value-Bewertung der Investment Proper/es (mit Fokus auf Mieten und Liegenschaszins).

Nach dem Ergebnis der vom Aufsichtsrat vorgenommenen eigenen Prüfung des Jahresabschlusses, des Konzernabschlusses, des Lageberichts und des Konzernlageberichts sind Einwendungen nicht zu erheben. Lagebericht und Konzernlagebericht spiegeln auch die unterjährig durch den Vorstand berichtete Entwicklung wider. Der Aufsichtsrat billigt daher den vom Vorstand aufgestellten Jahresabschluss der Gesellscha zum 31. Dezember 2023 und den vom Vorstand aufgestellten Konzernabschluss zum 31. Dezember 2023. Der Jahresabschluss der Dierig Holding AG ist damit festgestellt. Auch den Vorschlag des Vorstandes zur Gewinnverwendung hat der Aufsichtsrat geprü. Unter Berücksich/gung der aktuellen Finanz- und Liquiditätslage schließt sich der Aufsichtsrat dem Vorschlag an.

Die SONNTAG GmbH, Wirtschasprüfungsgesellscha, hat zusätzlich den vom Vorstand nach § 312 AktG erstellten Bericht über die Beziehungen zu verbundenen Unternehmen geprü. Der Abschlussprüfer hat über das Ergebnis folgenden Bestä/gungsvermerk erteilt:

"Nach unserer pflichtgemäßen Prüfung und Beurteilung bestä/gen wir, dass

  1. die tatsächlichen Angaben des Berichts rich/g sind,
  2. bei den im Bericht aufgeführten Rechtsgeschäen die Leistung der Gesellscha nicht unangemessen hoch war,
  3. bei den im Bericht aufgeführten Maßnahmen keine Umstände für eine wesentlich andere Beurteilung als die durch den Vorstand sprechen."

Der Aufsichtsrat hat den Bericht des Vorstandes über Beziehungen zu verbundenen Unternehmen ebenfalls geprü. Er hat gegen die im Bericht enthaltene Schlusserklärung des Vorstandes und das Ergebnis der Prüfung durch den Abschlussprüfer keine Einwendungen erhoben.

Der Aufsichtsrat dankt den Mitgliedern des Vorstandes und allen Mitarbeitenden für ihren Einsatz im abgelaufenen Geschäsjahr und für ihr erfolgreiches Engagement für das Unternehmen, seine Kunden und seine Ak/onäre.

In einem wirtschalichen Umfeld, das von zunehmender Verunsicherung geprägt war, bewäl/gte der Dierig- Konzern 2023 mit Erfolg vielfäl/ge sich stellende Herausforderungen. Wir sind zuversichtlich, dass Dierig in einem ebenfalls herausfordernden Jahr 2024 die posi/ve Unternehmensentwicklung fortsetzen und gute Finanzergebnisse erwirtschaen wird.

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Augsburg, den 5. April 2024

Der Aufsichtsrat

Chris/an Dierig

Vorsitzender

Neu im Aufsichtsrat: Ramona Meinzer

wurde in Rumänien geboren und kam als Vierjährige mit ihren Eltern als Geflüchtete nach Deutschland. Nach dem Schulabschluss studierte sie im In- und Ausland Rechts-, Wirtschas- und Ingenieurwissenschaen. 2012 übernahm sie den Vorsitz der Geschäsführung der AUMÜLLER AUMATIC GmbH. Sie engagiert sich im Vorstand der IHK, der bayme und der Wirtschasfördervereine der Region Augsburg. Als Vorsitzende des Aufsichtsrates der Interna/onalen Schule Augsburg und des Hochschulrates der Hochschule Augsburg sowie als Bildungsak/onärin setzt sie sich für mehr Bildungsgerech/gkeit ein. 2018 erhielt Ramona Meinzer die Staatsmedaille für besondere Verdienste um die bayerische Wirtscha. Das Magazin Focus setzte sie 2022 auf die Liste der "100 Frauen des Jahres". Als Unternehmerin geht sie gern unkonven/onelle Wege. Um etwa mehr über die öffentliche Verwaltung zu wissen, absolvierte sie 2024 ein Unternehmerprak/kum im Landratsamt Augsburg.

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Lagebericht 2023 des Vorstandes der Dierig Holding AG

1. Grundlagen des Konzerns

Die Dierig Holding AG als Hauptgesellschaft des Dierig-Konzerns ist eine Aktiengesellschaft nach deutschem Recht und fungiert als Holding. Die Geschäftsaktivitäten des Dierig-Konzerns gliedern sich in das Textilsegment und das Immobiliensegment. Als die den Konzernabschluss aufstellende Gesellschaft beziehen sich die folgenden Angaben auf den Konzern. In der Ertragslage und der zusammengefassten Finanz- und Vermögenslage (siehe Punkt 3.3.1 bis 3.3.2) wird auf den Einzelabschluss abgestellt.

Die Dierig Textilwerke GmbH als Tochtergesellschaft der Dierig Holding AG ist die konzernleitende Zwischenholding und damit Muttergesellschaft der operativen Tochtergesellschaften mit Sitz in Deutschland. Zudem verfügt die Dierig Textilwerke GmbH im Immobiliensegment über ein eigenes operatives Geschäft. In Österreich und in der Schweiz verfügt Dierig über dort ansässige Tochtergesellschaften.

Das Unternehmen Dierig wurde im Jahr 1805 im schlesischen Langenbielau als textiles Verlagsgeschäft gegründet.

Die Konzernstrategie fußt auf unternehmerischer Nachhaltigkeit. Die Sicherung und langfristige Mehrung der Substanz hat in jedem Fall Vorrang vor dem Erreichen kurzfristiger Renditeziele. Die Dividendenpolitik basiert darauf, die Anteilseigner angemessen zu beteiligen. Maßgeblich sind dabei Erträge aus dem operativen Geschäft. Hingegen werden Gewinne aus Grundstücksverkäufen reinvestiert.

Die operativen Konzerngesellschaften sind in der folgenden Übersicht dargestellt:

Gesellschaft

Standort

Produkte und

Absatzmärkte

Dienstleistungen

fleuresse GmbH

Augsburg, Deutschland

Markenbettwäsche

Groß- und Fachhandel im

Wesentlichen in

Deutschland

Adam Kaeppel GmbH

Augsburg, Deutschland

Markenbettwäsche

Großabnehmer und

Einzelhandel im

Wesentlichen im

deutschsprachigen Raum

Christian Dierig GmbH

Leonding, Österreich

Markenbettwäsche

Groß- und Fachhandel in

Österreich sowie Export in

die CEE-Staaten

Dierig AG

Wil, Schweiz

Markenbettwäsche

Groß- und Fachhandel in

der Schweiz sowie Export

in EU-Staaten

BIMATEX Textil-

Augsburg, Deutschland

Roh- und Fertiggewebe

Konfektionäre,

Marketing- und Vertriebs-

als Meterware,

Großhändler und

GmbH

Objekttextilien

Gewerbetreibende in der

(BIMATEX GmbH)

EU

Dierig Textilwerke GmbH

Augsburg, Deutschland

Entwicklung, Bau und

Gewerbliche Mieter an

Vermietung von

den Konzernstandorten

Immobilien;

im Großraum Augsburg

Dienstleistungen für die

und Kempten

Tochtergesellschaften

Prinz GmbH

Augsburg, Deutschland

Entwicklung, Bau und

Gewerbliche Mieter in

Vermietung von

Augsburg

Immobilien

Peter Wagner Immobilien

Augsburg, Deutschland

Immobilienberatung

Private

AG (PWI)

und -bewertung,

Immobilienverkäufer

Vermittlung und

und -käufer,

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Verwaltung von Immobilien, Projektentwicklung, Standortmanagement, Finanzierungsberatung

Immobilieninvestoren, private und gewerbliche Mieter und Vermieter in Augsburg und der Metropolregion München

Für den Dierig-Konzern war das Jahr 2023 geprägt von einer starken Kaufzurückhaltung in den Textilmärkten und von krisenhaften Erscheinungen in der deutschen Immobilienwirtschaft. Über die krisenbedingten Anpassungen im Tagesgeschäft hinausgehend überprüften Aufsichtsrat, Vorstand und die Geschäftsführungen der Tochtergesellschaften fortwährend die Geschäftsmodelle des Konzerns und seiner operativen Tochtergesellschaften, die übergeordneten Strategien sowie die Ziele und das Steuerungssystem. Die Prüfungen ergaben, dass diese Grundlagen geeignet sind, den Konzern sicher durch und aus der Krise zu führen. Infolgedessen erfolgten lediglich punktuelle Anpassungen. Die Grundlagen des Konzerns betreffende Neuausrichtungen waren indes nicht erforderlich. Weder wurden strategische Geschäftsfelder aufgegeben noch kam es zu einer Besetzung neuer Geschäftsfelder von unternehmensrelevanter Tragweite.

1.1 Geschäftsmodell des Konzerns

Im Textilsegment entwickelt und vermarktet Dierig Bettwäsche der Marken fleuresse und Kaeppel und handelt international mit Roh- und Fertiggeweben. Die eigene Textilproduktion mit Spinnerei, Weberei und Ausrüstung wurde Mitte der 1990er-Jahre verlagert. Die frei gewordenen Areale werden seither vom Immobiliensegment entwickelt, umgebaut und an Dritte vermietet. Seit dem Jahr 2006 kauft der Dierig-Konzern Immobilien im Großraum Augsburg zu und entwickelt diese. Stand 31. Dezember 2023 umfassen die konzerneigenen Liegenschaften rund 482.000 Quadratmeter Grundstücks- und 147.000 Quadratmeter Gewerbemietflächen an den Standorten Augsburg, Gersthofen und Kempten.

1.2 Ziele und Strategien

Die Gesamtstrategie des Dierig-Konzerns zielt auf eine nachhaltige Unternehmensentwicklung. Dabei sind die Konzernwerte Beständigkeit, Seriosität und Solidität wesentliche Faktoren, um Kunden sowohl im Textil- als auch im Immobiliensegment langfristig zu binden. Ökologische und soziale Nachhaltigkeit sind im unternehmerischen Handeln des Dierig-Konzerns von jeher von wesentlicher Bedeutung und genießen einen zunehmenden Stellenwert.

Die strategische Ausrichtung wird regelmäßig von den Geschäftsführungen der operativen Tochtergesellschaften, dem Vorstand und dem Aufsichtsrat diskutiert und überprüft. Trotz des schwierigen Geschäftsumfelds hat sich die strategische Ausrichtung des Dierig-Konzerns im Jahr 2023 gegenüber den Vorjahren nicht verändert. Dessen ungeachtet fanden auf operativer Ebene umfangreiche Anpassungen statt. Auch wurden einzelne Märkte und Aktivitäten einer Neubewertung unterzogen, was zu Veränderungen bei Personal, Investitionen und Lagerhaltung führte.

1.2.1 Textilstrategie

Da die Fertigung von Textilien in Deutschland bis auf wenige Nischen unrentabel geworden ist, hat der Dierig-Konzern in den 1990er-Jahren die Eigenfertigung in Spinnerei, Weberei und Ausrüstung aufgegeben. Im Zentrum der Textilstrategie steht das Bettwäschegeschäft, in dem die beiden Marken Kaeppel und fleuresse eigene Entwürfe produzieren lassen und die Markenbettwäsche an den Handel im gesamten deutschsprachigen Raum absetzen. Dafür werden jährlich mehrere Hundert Dessins und Farbvarianten entwickelt. Der Bettwäschevertrieb in Österreich und in der Schweiz erfolgt für fleuresse jeweils über Landesgesellschaften.

Der internationale Gewebehandel wird im Dierig-Konzern von der BIMATEX GmbH abgebildet. Sie übernimmt als Einkaufsorganisation für die Bettwäschegesellschaften des Konzerns die Beschaffung von Rohware und verkauft überdies Gewebe aller Qualitäten und Verarbeitungsstufen an Dritte. Ein Spezialgebiet ist der Handel mit technischen Textilien für die Produktion von Schleifscheiben und Poliermitteln sowie der Handel mit Filtrationsgeweben. Zusätzlich handelt die Gesellschaft auftragsbezogen mit Objektbettwäsche zum Beispiel für Krankenhäuser und Hotels.

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Die Textilstrategie gründet auf der hohen textilen Kompetenz der operativen Gesellschaften. Strategisches Ziel ist es, die Kunden durch Qualität zu überzeugen, um damit in den Kerngeschäftsfeldern und in angrenzenden Segmenten Marktanteile zu gewinnen und bei einem entsprechenden Marktumfeld organisch zu wachsen. Gegenüber den Vorjahren hat sich die Textilstrategie des Dierig-Konzerns im Jahr 2023 nur unwesentlich verändert. Das Hauptaugenmerk lag darauf, die Kosten und Lagerbestände an das volatile Umsatzvolumen anzupassen und neue Kunden zu gewinnen, um auf diese Weise ausgeschiedene Marktteilnehmer zu ersetzen und rückläufige Kundenumsätze zu kompensieren. Beschaffungsseitig arbeiteten die Textilgesellschaften stets daran, sich neue Bezugsquellen zu erschließen und die Lieferketten zu stabilisieren.

1.2.2 Immobilienstrategie

Durch die Verlagerung der Textilproduktion auf Dritte wurden in den 1990er-Jahren große Konzernareale an den Standorten Augsburg und Kempten für eine anderweitige Nutzung frei. Die Immobilienstrategie setzt darauf, diese Liegenschaften bedarfsgerecht zu entwickeln und zu vermarkten.

In der ersten Phase galt es, zur Deckung der Fixkosten - insbesondere der Pensionslasten - die Hallen an fremde Dritte zu vermieten. Im zweiten Schritt wurde der Bestand im Mieterauftrag umgebaut, was eine höherwertige Vermietung ermöglichte. Die dritte Phase bestand darin, Neubauten auf Freiflächen zu errichten. Als die eigenen Freiflächen im Jahr 2006 weitestgehend entwickelt waren, betrat das Immobiliensegment eine vierte strategische Phase: Seither kauft der Dierig-Konzern Industrieimmobilien und Grundstücke zu und führt diese Liegenschaften einer Entwicklung und Vermarktung zu.

Mit der Beteiligung an der PWI legte der Dierig-Konzern 2018 die Grundlagen für eine neue, fünfte Stufe der Immobilienstrategie. Diese besteht aus dem Immobilienservice, also der Immobilienberatung sowie der Vermittlung und Verwaltung von Immobilien, der Projektentwicklung und dem Standortmanagement für Dritte. Damit reagierte der Dierig-Konzern auf die sich abzeichnende Abschwächung des Immobilienmarktes.

In ihren Aktivitäten konzentrierte sich das Immobiliensegment des Dierig-Konzerns in der Vergangenheit auf die Entwicklung und Vermietung von Gewerbeflächen. Gaben Bebauungspläne eine Wohnbebauung vor, wurden diese Grundstücke bis zur Baureife entwickelt und anschließend verkauft. In der sechsten Phase der Immobilienstrategie will sich Dierig nunmehr auch im Wohnungsbau betätigen. Geplant ist, auf eigenem Grund Mietwohnungen zu errichten und diese im eigenen Bestand zu halten.

Bei der Entwicklung von Standorten folgt das Immobiliensegment einer Doppelstrategie. Um den Mietern ein attraktives Umfeld zu bieten, wird für jeden Immobilienstandort eine branchen- und nutzungsspezifische Prägung entwickelt und umgesetzt. Zugleich wird aus Gründen der Risikominimierung standortbezogen und standortübergreifend ein breiter Branchenmix angestrebt.

Bei der Veräußerung von Grundstücken und Gebäuden entstehende Erträge werden gemäß der Immobilienstrategie ausschließlich und vollständig zur Finanzierung von neuen Immobilienkäufen oder von Baumaßnahmen verwendet. Die Ankaufspolitik ist renditeorientiert und nicht wachstumsgetrieben.

1.3 Steuerungssystem

Das finanzielle Steuerungssystem orientiert sich an den langfristigen Zielen und Strategien des Dierig-Konzerns. Für die Entwicklung der Umsatzerlöse und der Profitabilität sowie für die Optimierung der Kapitalstruktur sind Kennzahlen definiert. Darüber hinaus sind Mindestanforderungen festgelegt, die bei der Durchführung von Investitionen generell berücksichtigt werden müssen. Im Immobilienbereich werden Mindestrenditen standort- und mieterbezogen aufgestellt. Sie sind aus Gründen des Konkurrenzschutzes nicht zur Veröffentlichung bestimmt.

Eine stabile Umsatzentwicklung ist ein wichtiger Faktor für die langfristige Sicherung des Unternehmens. Daher werden Tages-, Wochen- und Monatsumsätze mit der Planung verglichen. Abweichungen werden analysiert und geeignete Maßnahmen zur Zielerreichung entwickelt und umgesetzt.

Um im Textilbereich eine optimale Kapitalallokation sicherzustellen, sind bei der Steuerung der Kapitalstruktur die Höhe der Vorräte sowie die Höhe der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen von zentraler Bedeutung. Der Dierig-Konzern ist bestrebt, das Verhältnis von Eigenkapital zu Gesamtkapital langfristig bei 1:3 zu halten. Beeinflusst wird das Eigenkapital von Pensionsrückstellungen. Infolge des sinkenden Rechnungszinses mussten die

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Pensionsrückstellungen im Jahr 2023 um 0,2 Millionen Euro erhöht werden. Dieser Effekt schlägt sich im gestiegenen OCI (Other Comprehensive Income - sonstiges Ergebnis) und entsprechend negativ im Eigenkapital nieder. Investitionen in das Immobilienvermögen führen naturgemäß zu einem Anstieg des Fremdkapitals im Konzern. Um die Ertragskraft nachhaltig zu stärken, tätigt der Dierig-Konzern Investitionen in renditestarke und durch langfristige Mietverträge mit solventen Mietern gesicherte Immobilienprojekte.

Die Steuerung des Konzerns und seiner Unternehmen erfolgt im Wesentlichen mithilfe der Kennzahlen Umsatzerlöse, Forderungen aus Lieferungen und Leistungen, Vorräte und Eigenkapitalquote. Im Immobilienbereich ist der Vermietungsgrad steuerungsrelevant. In Krisenzeiten gewinnt die Liquidität besondere Bedeutung. Über die oben beschriebenen Kennzahlen ist eine zeitnahe Kontrolle und Steuerung der Liquidität gewährleistet, sodass hierfür kein eigenes Kennzahlensystem erforderlich ist.

1.4 Forschung und Entwicklung

Anders als klassische Industrie- und Technologieunternehmen betreibt der Dierig-Konzern lediglich im Bereich der technischen Textilien Forschung und Entwicklung im engeren Sinne. Technische Innovationen wie die Entwicklung von Filtrationsgeweben und die Ausstattung von Objekttextilien werden gemeinsam mit Entwicklungspartnern realisiert. Hauptsächlich besteht die Entwicklung im Textilsegment aus dem Design neuer Bettwäsche. Zu diesem Zweck verfügen die Bettwäschemarken fleuresse und Kaeppel über jeweils eigene Ateliers.

Die Entwicklung im Immobiliensegment besteht vorrangig aus wirtschafts- und verkehrsgeografischen Standortanalysen sowie aus der Erstellung von Nutzungsprofilen und -konzepten. Auch Architektenleistungen im Rahmen von Neu- und Umbaumaßnahmen sowie aus Planungstätigkeiten im Rahmen von Energieeinsparkonzepten gehören im weiteren Sinn zur Entwicklungstätigkeit. In Summe dienen diese Investitionen der Optimierung sowie der Sicherung der Gebäudesubstanz. Nachdem knapp ein Drittel der Immobilien des Konzerns unter Denkmalschutz steht, haben denkmalpflegerische Aspekte große Bedeutung für die Nutzung und den wirtschaftlichen Wert der Immobilien. Auch aus der Gebäudetechnik kommen starke Innovationsimpulse vornehmlich zur Reduzierung des Energieaufwandes der Gebäude. Diese Impulse werden vom Immobiliensegment systematisch aufgenommen und verarbeitet, um eine optimale und langfristig wirtschaftliche Nutzung der Immobilien zu ermöglichen.

2. Gesamtwirtschaftliche und branchenbezogene Rahmenbedingungen

2.1 Entwicklung der Weltwirtschaft

Als internationales Textilunternehmen mit Kunden in rund 30 Ländern und weltumspannenden Aktivitäten in der Beschaffung ist der Dierig-Konzern abhängig von globalen weltwirtschaftlichen Entwicklungen. 2023 befand sich die Weltwirtschaft in einer starken Abkühlungsphase. Ursächlich waren dafür die Auswirkungen der sich überlappenden Krisen - der andauernde Krieg in der Ukraine, die Energiepreiskrise und generell eine hohe Inflation. Die negativen Auswirkungen dieser Krisen waren umso deutlicher, als dass sie auf eine von der Corona-Pandemie und den damit verbundenen einschränkenden Pandemiemaßnahmen noch deutlich geschwächte Wirtschaft trafen.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet in seinem am 30. Januar 2024 veröffentlichten Update zum Konjunkturbericht "World Economic Outlook" für das Jahr 2024 ein Wachstum der Weltwirtschaft in Höhe von 3,1 Prozent und für das darauffolgende Jahr ein globales Wirtschaftswachstum in Höhe von 3,2 Prozent. Damit liegen die Wachstumsraten im langjährigen Vergleich auf einem niedrigen Niveau. Als Belastung der Wirtschaftstätigkeit sieht der IWF die zur Bekämpfung der Inflation gestiegenen Leitzinsen der Zentralbanken. Die globale Gesamtinflation sieht der IWF bei 5,8 Prozent im Jahr 2024 und bei 4,4 Prozent im Jahr 2025.

2.2 Entwicklung der Konsum- und Textilkonjunktur in den relevanten Absatzmärkten

Ein schwaches Wirtschaftswachstum und eine hohe Inflation waren 2023 nicht nur die weltwirtschaftlich prägenden Faktoren. Beide Einflussgrößen wirkten sich auch hemmend auf das Konsumverhalten der privaten Haushalte in den relevanten Absatzmärkten des Dierig-Konzerns aus.

Deutschland, der wichtigste Kernmarkt der Dierig-Gesellschaften, befand sich nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) 2023 in einer Rezession. Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) lag nach ersten Berechnungen um 0,3 Prozent niedriger als im Vorjahr. Kalenderbereinigt betrug der Rückgang der

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Dierig Holding AG published this content on 11 April 2024 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 12 April 2024 07:25:04 UTC.