(neu: Expertenstimmen, Kurse aktualisiert)

NEW YORK (dpa-AFX) - Der deutsche Immobilienriese Vonovia greift Kreisen zufolge zum dritten Mal nach dem Branchenkollegen Deutsche Wohnen. Der Konzern erwäge eine Übernahme für mehr als 19 Milliarden Euro, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Montag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Vonovia könnte dabei etwa 53 Euro je Aktie bieten. Am Freitag war das Papier bei knapp 45 Euro aus dem Handel gegangen. Auf der Handelsplattform Tradegate stieg der Kurs am Montag zuletzt kräftig auf 50,18 Euro. Vonovia fiel auf 51,38 Euro.

Die beiden Unternehmen seien vorbereitet, Bedenken aus Politik und Mieterschaft zu begegnen, hieß es in den Kreisen weiter. Vonovia strebe eine gütliche Einigung mit dem Management von Deutsche Wohnen an. Diese sei bereits in dieser Woche möglich. Es gebe aber noch keine endgültige Entscheidung und es sei nicht sicher ob die Erwägungen zu einer Transaktion führten. Die beiden Unternehmen waren am Feiertag zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Die beiden größten deutschen Vermieter bringen es zusammen auf mehr als eine halbe Millionen Wohnungen. Die gemeinsame Marktkapitalisierung liegt bei gut 46 Milliarden Euro, wobei Vonovia trotz eines Kursrutsches von 13 Prozent seit Jahresbeginn fast doppelt so viel wert ist wie Deutsche Wohnen, die um 3 Prozent zulegen konnten.

Der erste Übernahmeversuch war 2016 am Widerstand der Aktionäre von Deutsche Wohnen gescheitert. Das Übernahmeziel hatte die Offerte als feindlich bezeichnet und als nicht im besten Interesse seiner Anteilseigner. Zu Beginn des letzten Jahres hatte Vonovia Kreisen zufolge erneut einen Kauf erwogen. Am Ende der Erwägungen habe der Konzern aber entschieden, von dem Vorhaben Abstand zu nehmen, hatte Bloomberg damals berichtet.

Das Vonovia dieses Mal Erfolg hat, hält Analyst Thomas Rothäusler von Jefferies für sehr unwahrscheinlich. Die Bundestagswahlen im September könnten politische und regulatorische Risiken schaffen. Zudem sei die deutlich unterschiedliche Bewertung der beiden Unternehmen ungünstig, ein Aktientausch würde für Vonovia verwässernd wirken und eine Steigerung der Gewinne dürfte sich herausfordernd gestalten. Schließlich würde die Übernahme von Deutsche Wohnen Vonovia noch mehr in den Fokus der Debatte um bezahlbares Wohnen und Enteignung in Berlin rücken.

Analyst Neil Green von JPMorgan glaubt, dass die Bereitschaft von Deutsche Wohnen, auf der Basis des kolportierten Übernahmepreises in die Transaktion einzusteigen, begrenzt ist. Der Net Asset Value, eine für die Bewertung von Immobilienunternehmen gebräuchliche Bewertungskennziffer, habe im letzten Quartalsbericht bei 52,50 Euro je Aktie gelegen./he