Düsseldorf (Reuters) - Abschiedsgeschenk für die Aktionäre: Der scheidende Post-Chef Frank Appel erhöht nach einem Rekordjahr die Dividende für 2022 und weitet das laufende Aktienrückkaufprogramm aus.

Für das vergangene Jahr wolle der Bonner Konzern 1,85 (Vorjahr: 1,80) Euro pro Aktie auf den Tisch legen, kündigte er am Donnerstag an. Das bestehende Aktienrückkaufprogramm werde um eine Milliarde Euro aufgestockt. Das Gesamtvolumen betrage bis zu drei Milliarden Euro.

Mit der Sonderkonjunktur für die Logistiker und dem Rekordkurs ist es jedoch erst einmal vorbei. Im laufenden Jahr muss die Post steigenden Preisen und der eingetrübten Konsumstimmung Tribut zollen - und auch das in den letzten zwei Jahren boomende Paket-Geschäft normalisiert sich wieder. Wegen der anhaltenden Ungewissheit über den Verlauf der wirtschaftlichen Erholung umfasse die Ebit-Prognose für 2023 drei Szenarien und liege in einer Bandbreite von 6,0 bis 7,0 Milliarden Euro - deutlich unter dem operativen Ertrag des Vorjahres von 8,4 Milliarden Euro. "Wir gehen davon aus, dass die erste Jahreshälfte besonders herausfordernd wird", sagte Appel: "Die Frage ist jedoch, wie lange es braucht, bis die weltwirtschaftliche Erholung wieder an Dynamik gewinnt."

Konkurrent UPS hatte im letzten Quartal sinkende Umsätze gemeldet. Wettbewerber Kühne+Nagel hatte das Ende der "coronabedingten Sonderkonjunktur" mit hohen Frachtraten ausgerufen.

Mittelfristig solle es bei der Post aber wieder aufwärts gehen: "Bis 2025 wollen wir erneut wachsen und haben dafür die besten Voraussetzungen", sagte Appel. Im Jahr 2025 soll der operativen Ertrag wieder auf über acht Milliarden Euro steigen.

Im vergangenen Jahr profitierte die Post noch vom Paket-Boom und gestiegenen Frachtraten. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) stieg getrieben vor allem durch deutlich höhere Erträge der Frachtsparte auf 8,4 (Vorjahr: acht) Milliarden Euro. Im Geschäft mit Briefen und Paketen in Deutschland musste der Konzern indes Federn lassen. "Der strukturelle Rückgang der Briefmengen hat sich fortgesetzt", sagte Appel. Der Umsatz des Logistikkonzerns kletterte im Gesamtjahr um 15,5 Prozent auf 94,4 Milliarden Euro.

Der seit Februar 2008 amtierende Post-Chef Appel kehrt dem Konzern nun bald den Rücken. Mit der Hauptversammlung am 4. Mai übergibt er sein Amt an Post-Vorstand Tobias Meyer. Appel, der seit April 2022 auch Aufsichtsratschef der Deutschen Telekom ist, hat die Post geprägt. Der ehemalige McKinsey-Berater kam im Jahr 2000 zu dem Bonner Konzern. 2002 wurde er Mitglied des Vorstands, 2008 rückte er auf den Posten des Vorstandsvorsitzenden. Appel hat unter anderem die Internationalisierung des Konzerns vorangetrieben. Längst schreibt die Post den Löwenanteil ihrer Gewinne abseits des deutschen Heimatmarkts. Appel hat sie damit unabhängig vom schrumpfenden deutschen Briefgeschäft gemacht.

Dieses wird aktuell von einem Tarifkonflikt belastet: Die Gewerkschaft Verdi will im Laufe des Tages bekannt geben, ob ihre Mitglieder das Tarifangebot der Post abgelehnt haben. Mehrere Landesbezirke hatten bereits erklärt, genau dieses Ergebnis zu erwarten. Damit könnte der Post ein unbefristeter Streik ins Haus stehen. "Wir müssen wir die Balance zwischen spürbarer Lohnerhöhung und wirtschaftlicher Tragfähigkeit finden", mahnte Appel.

(Bericht von Matthias Inverardi, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)