FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Zuversicht des Luftfahrt-Branchenverbands treibt die Anleger am Montag wieder verstärkt in den Flug- und Reisesektor. Der Generaldirektor des Weltluftfahrtverbands IATA, Willie Walsh, kündigte bei der Generalversammlung in Doha an, für 2023 sollten branchenweit wieder schwarze Zahlen am Horizont sein. In der Folge griffen auch die Anleger bei den zuletzt schwach gelaufenen Branchenwerten vor allem von großen Netzwerk-Airlines wieder zu.

Die Titel der Lufthansa mauserten sich im MDax mit einem Anstieg um zuletzt 7,5 Prozent zum größten Gewinner, während die IAG-Titel in London um 7,4 Prozent stiegen. Übertrumpft wurde dies von den Papieren des Reisekonzerns Tui, die zuletzt sogar neun Prozent gewannen. Der europäische Branchenindex Stoxx Europe 600 Travel & Leisure, der zuletzt auf einem Tief seit November 2020 angekommen war, zog um rund drei Prozent an.

Während Walsh den Fluggesellschaften in Nordamerika schon dieses Jahr einen Milliardengewinn zutraut, dürfte dies der Branche in Europa nach seiner Schätzung im kommenden Jahr gelingen. Den weltweiten Branchenverlust schätzt der Verband in diesem Jahr auf nun 9,7 Milliarden US-Dollar und damit zwei Milliarden weniger als im Oktober vorhergesagt. Gemäß den Schätzungen dürften die Fluggesellschaften in Europa ihren Verlust 2022 im Jahresvergleich um rund zwei Drittel auf 3,9 Milliarden Dollar eindämmen.

Während derzeit vielerorts Personalmängel an den Flughäfen das Flugangebot hemmen, werteten Börsianer die aufgezeigte Perspektive für 2023 positiv. Laut der Expertin Chloe Lemarie von Jefferies Research bestätigten die IATA-Aussagen eine "beschleunigte Wiederherstellung des Luftverkehrs".

Die Expertin sieht dies auch positiv für die von ihr beobachteten Aktien im Bereich des zivilien Flugzeugbaus, darunter Airbus und MTU. Die beiden Dax-Aktien heimsten am Montag auch kräftige Kursgewinne von 2,9 respektive 5,4 Prozent ein.

"Weil die neue Prognose so viel höher als die letzte offizielle

Prognose vom Oktober 2021 ist, haben wir uns zuerst bei der IATA vergewissert, dass die neue Prognose kein Tippfehler war", kommentierte der Experte David Perry von der US-Bank JPMorgan die IATA-Erwartung, dass sich der Luftverkehr 2022 im Vorjahresvergleich fast verdoppeln sollte. Auch wenn sich die Einschätzung der IATA als zu optimistisch erweisen könnte, sei es doch klar, dass die Erholung des weltweiten Luftverkehrs deutlich stärker ausfalle als erwartet.

Durch die Erholungsrally näherten sich die Lufthansa-Titel mit 6,40 Euro der 21-Tage-Linie, die bei charttechnisch orientierten Anlegern ein beliebter Kurzfristindikator ist. Vor dem Wochenende war der Kurs der Kranich-Airlines noch auf ein Tief seit Anfang März abgerutscht. Damals hatte der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine für Entsetzen gesorgt. Passend zu den guten Nachrichten erwägt die Lufthansa angesichts einer starken Ticketnachfrage die Reaktivierung von A380-Großraumjets, die eigentlich keine Zukunft mehr haben sollten./tih/edh/mis