Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Lage an den europäischen Aktienmärkten bleibt auch zum Wochenauftakt labil. Zwar werden DAX und Euro-Stoxx-50 zunächst kaum verändert zu den Schlussständen vom Freitag erwartet. Eine Erholung von der Schwäche der vergangenen Tage ist aber nicht in Sicht: "Solange im Nahen Osten keine Entspannung in Sicht ist, bleibt auch die Lage an den Börsen angespannt", sagt Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Die Ölpreise behaupten die deutlichen Gewinne vom Freitag, ein Barrel der Sorte Brent notiert weiterhin über 90 Dollar. Der Goldpreis kommt dagegen nach dem kräftigen Aufwärtsschub vom späten Freitag wieder etwas zurück.

Das Szenario mit dem geringsten Risikoaufschlag für die Ölpreise wäre laut Commonwealth Bank of Australia (CBA) ein schnelles Zerschlagen der Hamas durch Israel und ein anschließender Rückzug aus dem Gaza-Streifen, während von Iran unterstützte militante Gruppen ihr militärisches Engagement begrenzten. In diesem Fall könnten die Brent-Futures möglicherweise im Bereich von 90 Dollar je Barrel bleiben. Zunächst drückt die Gefahr einer Eskalation der Lage aber generell auf die Risikobereitschaft der Anleger.

Außerdem wird Fed-Chef Jerome Powell in dieser Woche eine Rede halten, merkt CBA an und fügt hinzu, dass eine Bestätigung der Botschaft "längere Zeit höhere Zinsen" die US-Anleihenrenditen auf oder über ihrem aktuellen Niveau halten und den Dollar unterstützen könnte. Die Renditen ziehen am Morgen wieder etwas an, nachdem die Anleihen am Freitag wie das Gold stark von der Flucht in so genannte sichere Häfen profitiert hatten. Der Euro notiert gut behauptet bei 1,0530 Dollar.


   Polen mit der Hoffnung auf euroafreudlichere Regierung im Blick 

Gespannt warten die Anleger auf die Eröffnung in Polen. Hier zeichnet sich eine Regierungsübernahme europafreundlicherer Parteien ab, nachdem die PiS die Wahl anscheinend verloren hat. Die Commerzbank bewertet das voraussichtliche Ergebnis zunächst einmal als positiv für die polnische Währung, aber auch für das Investitionsklima in Polen: "Eine weitere Legislaturperiode unter PiS-Regentschaft (wohlmöglich noch in Zusammenarbeit mit rechtsextremen Kräften) hätte die Möglichkeit, dass Polen endgültig und unumkehrbar in Richtung einer autokratischen Staats- und Gesellschaftsform abdriftet, erhöht. Mittel- bis langfristig hätte dieser Weg Polen wohl aus der EU herausgeführt", so die Analysten der Commerzbank.

Der Zloty zeigt sich zum Wochenstart nach der Wahl in Polen fester. Nachdem er an den vergangenen Tagen bereits eine Aufwärtstendenz gezeigt hatte, ist der Zloty inzwischen so teuer wie zuletzt Anfang September.


   Berichtssaison tritt langsam in den Vordergrund 

Nachdem Sartorius am Freitag mit einer Gewinnwarnung überraschte, besteht auch die kommenden Tage die Gefahr, dass weitere Unternehmen für das 3. Quartal ihre Gewinnziele senken. Negative Entwicklungen, wie die Energiepreise und der anhaltende Lagerabbau, könnten die Gründe liefern. Zudem nimmt langsam die Berichtssaison in Europa Fahrt auf. In dieser Woche legen Unternehmen wie Volvo, Deutsche Börse, Nordea, Nokia und SAP ihre Quartalszahlen vor.

Die Deutsche Börse dürfte auch für das dritte Quartal solide Zahlen vorlegen. Insbesondere der anhaltende Anstieg der Zinseinnahmen sollte das Wachstum auch weiterhin angekurbelt haben. Die Analysten sehen SAP im Großen und Ganzen auf Kurs, die vor drei Monaten gesenkte Wachstumsprognose zu erfüllen - zumal der Auftragsbestand hoch sei. Zudem dürfte SAP im dritten Quartal mit einer höheren Marge aufwarten.

Die Aktie von Hawesko wird etwas leichter erwartet. Die erhoffte Erholung bei der Weinhandelsgruppe bleibt aus. Das Unternehmen senkte am Freitag nach Handelsschluss, auch wegen der anhaltend schlechten Verbraucherstimmung, die Prognose für das Gesamtjahr. Zudem schrieb Hawesko im dritten Quartal wegen einer Abschreibung rote Zahlen.


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DEVISEN          zuletzt        +/- %       0:00  Fr, 17:20   % YTD 
EUR/USD           1,0534        +0,1%     1,0522     1,0503   -1,6% 
EUR/JPY           157,42        +0,1%     157,26     157,16  +12,2% 
EUR/CHF           0,9494        +0,1%     0,9487     0,9499   -4,1% 
EUR/GBP           0,8656        -0,1%     0,8663     0,8651   -2,2% 
USD/JPY           149,47        +0,0%     149,45     149,63  +14,0% 
GBP/USD           1,2169        +0,2%     1,2147     1,2141   +0,6% 
USD/CNH           7,3110        -0,0%     7,3110     7,3098   +5,5% 
Bitcoin 
BTC/USD        27.958,63        +2,8%  27.189,63  26.758,54  +68,4% 
 
ROHÖL            zuletzt  VT-Settlem.      +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex          87,44        87,69      -0,3%      -0,25  +12,4% 
Brent/ICE          90,59        90,89      -0,3%      -0,30  +10,8% 
 
METALLE          zuletzt       Vortag      +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)     1.915,10     1.933,06      -0,9%     -17,96   +5,0% 
Silber (Spot)      22,58        22,73      -0,6%      -0,15   -5,8% 
Platin (Spot)     882,35       884,13      -0,2%      -1,78  -17,4% 
Kupfer-Future       3,59         3,57      +0,5%      +0,02   -5,8% 
 
YTD bezogen auf Schlusskurs des Vortags 
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October 16, 2023 02:16 ET (06:16 GMT)