BERLIN (awp international) - Mit der Ausgabe von Wandelanleihen will der Online-Lieferdienst Delivery Hero sich mindestens eine Milliarde Euro fürs Wachstum besorgen. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete am Donnerstagabend von einer grossen Nachfrage durch Investoren, die bereits ausreiche, das angestrebte Volumen zu realisieren. Je grosser das Interesse, desto weniger Zinsen müssen Unternehmen in der Regel zahlen.

Der Konzern nutzt so das aktuell noch sehr attraktive Niedrigzinsumfeld, um sich günstig Geld zu beschaffen, während einige Notenbanken bereits über eine tendenzielle, leichte Straffung der Geldpolitik nachdenken. Das würde die Finanzierungskosten für Unternehmen dann wohl steigen lassen, wenngleich es noch Monate dauern dürfte, bis es soweit ist.

Die Wandelschuldverschreibungen in zwei Tranchen mit Laufzeiten bis 2026 beziehungsweise 2029 sollen ein Volumen von einer Milliarde Euro haben, wie das Dax-Unternehmen am späten Donnerstagnachmittag in Berlin mitteilte. Das Volumen könne dann noch um bis zu 250 Millionen Euro erhöht werden. Die Papiere sollen am oder um den 10. September herum begeben werden.

Auf der Handelsplattform Tradegate knickte der Kurs im Vergleich zum Xetra-Schluss am Abend um 2,7 Prozent auf 128,30 Euro ein, denn solche Anleihen können in Aktien gewandelt werden. Dadurch würden die Anteile der aktuellen Aktionäre verwässert. Im Hauptgeschäft waren die Papiere noch bis auf rund 135 Euro und damit auf den höchsten Stand seit Ende April geklettert.

Das frische Geld aus dem Anleihenverkauf will das Management "für allgemeine Unternehmenszwecke" verwenden sowie um - bei entsprechenden Gelegenheiten - ins Wachstum zu investieren.

Die Anleiheemission verspreche, dass es kurzfristig geschäftig zugehen werde, schrieb Analyst Giles Thorne vom Investmenthaus Jefferies denn auch in einem ersten Kommentar. Es gebe gute Argumente für Investitionen durch Delivery Hero in das Wachstum aus eigener Kraft, aber auch für Übernahmen.

Erst jüngst hatte das "Manager Magazin" berichtet, Delivery Hero stehe vor dem Einstieg beim Lieferdienst-Startup Gorillas für zunächst rund 200 Millionen Euro. Später sollen demnach weitere 200 bis 400 Millionen Euro investiert werden.

Aktuell arbeitet der Dax-Konzern an der Übernahme des südkoreanischen Lieferdienst Woowa. Hier gab es zuletzt den entscheidenden Fortschritt. So fand Delivery Hero einen Käufer für seine eigene Südkorea-Tochter Yogiyo. Die koreanischen Behörden hatten die Trennung von der Sparte zur Voraussetzung dafür gemacht, dass Woowa übernommen werden darf./mis/la