BERLIN/BARCELONA (dpa-AFX) - Der Essenslieferant Delivery Hero baut sein Geschäft in Lateinamerika mit einer Übernahme aus. Der Dax-Konzern kauft dem spanischen Online-Marktplatz Glovo für bis zu 230 Millionen Euro dessen Geschäftsteile in acht lateinamerikanischen Ländern ab, wie Delivery Hero am Mittwochabend in Berlin mitteilte. Bei Glovo können Kunden den Angaben zufolge jedes Produkt oder jeden Artikel innerhalb ihrer Stadt kaufen, empfangen und versenden. Delivery-Chef Niklas Östberg sieht in Lateinamerika ein außergewöhnliches Wachstumspotenzial für Online-Lieferdienste.

Am Finanzmarkt wurde die Nachricht zunächst mit leichten Kursverlusten quittiert. Im vorbörslichen Handel auf der Plattform Tradegate verlor die Delivery-Aktie am Donnerstagmorgen rund ein Prozent an Wert. Analyst Giles Thorne vom Analysehaus Jefferies lobte die Übernahme allerdings. Das Unternehmen treibe die Konsolidierung des Marktes in der Region voran, schrieb er am Mittwochabend.

In Lateinamerika ist Delivery Hero nach eigenen Angaben bereits in Argentinien, Panama und der Dominikanischen Republik vertreten. Mit der Übernahme des Glovo-Geschäfts baut das Unternehmen sein Geschäft in diesen Ländern aus. Außerdem erweitert der deutsche Konzern sein Geschäft in diesem Zuge auf Peru, Ecuador, Costa Rica, Honduras und Guatemala.

Der Mitteilung zufolge wollen beide Unternehmen die Transaktion innerhalb der nächsten Wochen abschließen, wenn die behördlichen Genehmigungen vorliegen. Glovo werde das Geschäft in den betreffenden Ländern aber bis März 2021 weiterführen.

Welche Summe Delivery Hero am Ende für den Deal bezahlt, hängt von der weiteren Entwicklung der übernommenen Geschäftsteile ab. Von den 230 Millionen Euro entfallen 60 Millionen Euro auf eine leistungsabhängige, variable Komponente.

Delivery Hero war vor wenigen Wochen als Nachfolger des insolventen Zahlungsdienstleisters Wirecard in den deutschen Leitindex Dax aufgerückt. Der Essenslieferdienst zählt zu den Profiteuren der Corona-Pandemie. Der Aktienkurs hat seit dem Jahreswechsel um rund ein Viertel zugelegt. Auf Sicht von zwölf Monaten hat er sich sogar mehr als verdoppelt.

Allerdings schreibt das Unternehmen immer noch hohe Verluste. Das laufende Geschäft deckt die Kosten nicht. Während sich der Umsatz im ersten Halbjahr fast verdoppelte, wuchsen der Verlust im fortgeführten Geschäft noch stärker./stw/eas/stk