ZÜRICH (dpa-AFX) - Die Schweizer Großbank Credit Suisse tauscht nach einem weiteren Milliardenverlust ihren Chef aus. Der bisherige Leiter der Fondssparte, Ulrich Körner, werde Anfang August Thomas Gottstein an der Konzernspitze ablösen, teilte das zweitgrößte Geldhaus des Landes am Mittwoch in Zürich mit. Damit hat sich Gottstein keine zweieinhalb Jahre als Credit-Suisse-Chef gehalten. Im zweiten Quartal verlor die Bank unter dem Strich rund 1,6 Milliarden Schweizer Franken (1,62 Mrd Euro). Und die Aussichten bleiben vorerst schwierig.

An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Nach anfänglichen Kursverlusten legte die seit Jahren darbende Credit-Suisse-Aktie am Vormittag um rund zwei Prozent auf 5,266 Franken zu und war damit zweitstärkster Titel im Schweizer Leitindex SMI. Das Papier gehörte allerdings in den vergangenen Jahren zu den größten Verlierern unter den Schweizer Standardtiteln. Seit dem Sommer 2017 fiel der Kurs der Aktie um rund zwei Drittel. Mitte Juli war das Papier mit Notierungen unterhalb der Marke von fünf Franken so billig wie noch nie.

Der geplante Chefwechsel war bereits vorab durchgesickert. Das "Wall Street Journal" und die "Financial Times" hatten über Gottsteins Abgang und Körners Berufung berichtet. Körner gehört seit April 2021 zur Geschäftsleitung der Credit Suisse. Damals kam er von der größten Schweizer Bank UBS. Zuvor hatte er bereits in leitender Funktion bei der Credit Suisse gearbeitet.

Mit dem Chefwechsel will die Credit Suisse auch ihre Strategie auf den Prüfstand stellen. Dabei sollen die Vermögensverwaltung für reiche Kunden und das Fondsgeschäft gestärkt werden. Zudem sollen die jährlichen Kosten der Bank mittelfristig auf unter 15,5 Milliarden Franken sinken.

Die Credit Suisse steckt schon seit rund anderthalb Jahren in der Krise. Anfang 2021 rissen die Probleme des inzwischen kollabierten Finanzkonglomerats Greensill und der Zusammenbruch des US-Hedgefonds Archegos die Bank tief in die roten Zahlen. Es folgten Strafzahlungen wegen eines Korruptionsskandals in Mosambik und schließlich die Verstöße des damaligen Verwaltungsratspräsidenten Antonio Horta-Osorio gegen Quarantänevorschriften in der Corona-Krise. Im Januar 2022 trat der Manager zurück.

Jetzt macht auch Gottstein den Weg frei. Er hatte die Führung der Bank erst Anfang 2020 von Tidjane Thiam übernommen, der nach einem Skandal um die Überwachung von Spitzenbankern zurückgetreten war.

Nach einem Milliardenverlust 2021 fiel bei der Credit Suisse auch das laufende Jahr bisher tiefrot aus. Für die ersten sechs Monate steht ein Verlust von fast 1,9 Milliarden Franken zu Buche. Ein Jahr zuvor hatte das Institut trotz der immensen Belastungen durch Greensill und Archegos noch einen Minigewinn von einer Million Franken erzielt.

Im zweiten Quartal lief es diesmal vor allem in der hauseigenen Investmentbank mies. Deren Erträge brachen infolge der Turbulenzen an den Finanzmärkten um 43 Prozent auf 1,2 Milliarden Franken ein. Vor Steuern verbuchte die Investmentbank in der Folge einen Verlust von 1,1 Milliarden Franken. Belastet wurde das Konzernergebnis zudem von Rückstellungen für Rechtsfälle in Höhe von 434 Millionen Franken. Die Bank habe zudem unter geopolitischen und gesamtwirtschaftlichen Herausforderungen gelitten, hieß es.

Mit Blick auf den Rest des Jahres bleiben die Aussichten durchwachsen. Nach Einschätzung des Managements dürfte das schwierige Wirtschafts- und Marktumfeld in den nächsten Monaten anhalten. So dürfte die Investmentbank im dritten Quartal erneut rote Zahlen schreiben, hieß es. Auch die Kunden der Vermögensverwaltung halten sich der Bank zufolge zurück. Das gesunkene Marktniveau dürfte die wiederkehrenden Erträge belasten. Allerdings profitiere die Sparte bereits von höheren Zinsen, vor allem mit Blick auf die USA, erklärte die Bank./stw/zb/jha/