Düsseldorf/Danzig (Reuters) - Der Kunststoffkonzern Covestro setzt nach Einbußen im dritten Quartal auf eine Belebung der Geschäfte 2024.

Es könne im nächsten Jahr tendenziell etwas besser werden, sagte Finanzchef Christian Baier am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Nach seinen Worten könnte das Ebitda bei 1,4 Milliarden Euro liegen, wenn man die aktuellen Margen ansetzt und die erwarteten Volumen und Kosten. Dies sei aber keine Guidance oder Prognose, betonte Baier. Insbesondere in der zweiten Jahreshälfte könnten Asien, vor allem China, und die Autoindustrie für Unterstützung sorgen. Die Kunden bauten zudem ihre Lager ab. "Das kann Rückenwind geben, wenn die Konjunktur anspringt, was sie bisher nicht getan hat."

Das bekam das Unternehmen auch im dritten Quartal zu spüren. Der operative Gewinn (Ebitda) schrumpfte von Juli bis September um 8,3 Prozent auf 277 Millionen Euro. Analysten hatten im Schnitt mit einem Ergebnis von 282 Millionen Euro gerechnet. Covestro setzte 3,6 Milliarden Euro um, ein Minus von 22,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Am Donnerstagabend hatte Covestro mitgeteilt, sein Aktienrückkaufprogramm vorzeitig abzubrechen. Grund sei die momentane Gesamtlage und die begrenzt verbleibende Zeit bis zum Auslaufen des Programms. Die Aktie legte am Freitag dennoch zeitweise mehr als zwei Prozent zu.

ERGEBNISOFFENE GESPRÄCHE MIT ADNOC

Der Konzern erwartet ein Ebitda um 1,1 Milliarden Euro, womit er die bereits auf das untere Ende heruntergesetzte Spanne von 1,1 bis 1,6 (2022: 1,617) weiter einengte. Finanzchef Baier erläuterte, dass die Formulierung "um 1,1 Milliarden Euro" noch Abweichungen im einstelligen Prozentbereich zulasse. "Bis acht/neun Prozent kann es runter gehen, aber auch nach oben."

Von Juli bis Ende September fuhr Covestro einen Konzernverlust von 31 Millionen Euro ein nach einem Gewinn von zwölf Millionen Euro im Vorjahr. "Auch im dritten Quartal hat keine wesentliche Belebung der Konjunktur stattgefunden, die weltweite Nachfrage verharrt auf sehr schwachem Niveau", sagte Vorstandschef Markus Steilemann. Nichtsdestotrotz stelle Covestro die richtigen Weichen: "Wir agieren effizient und mit hohem Kostenbewusstsein." Zudem investiere das Unternehmen in den weltweiten Ausbau seiner Kapazitäten.

Covestro steht derzeit mitten im Zentrum von Übernahmespekulationen. An der ehemaligen Bayer- Kunststofftochter soll der staatliche Ölkonzern Adnocaus Abu Dhabi interessiert sein. Aber auch mit einer Erhöhung seiner informellen Offerte auf 57 Euro von rund 55 Euro je Covestro-Aktie konnte Adnoc die Leverkusener Insidern zufolge bisher nicht locken. "Wir gehen ergebnisoffen in die Gespräche", sagte Finanzchef Baier. Das Interesse von Adnoc spreche dafür, dass Covestro extrem gut positioniert sei. Zu Details wollte er sich nicht äußern.

(Bericht von Tom Käckenhoff, Bartosz Dabrowski, Patricia Weiß, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)