Zwar lag die Produktion im ersten Quartal fast 15 Prozent unter dem Vorjahresniveau, wie der Branchenverband VCI am Dienstag mitteilte. Im Vergleich zum Vorquartal fiel sie allerdings nur noch um 0,9 Prozent niedriger aus. Die Preise stiegen binnen Jahresfrist um knapp elf Prozent. Wegen einer schwachen Nachfrage der Kunden fiel der Umsatz allerdings um gut acht Prozent auf 58,8 Milliarden Euro und lag damit erstmals seit zwei Jahren wieder unter dem Vorjahresniveau.

Eine kraftvolle Erholung ist nach Einschätzung des Verbands nicht in Sicht. "Zunehmend wird das ganze Ausmaß der Energiekrise sichtbar", sagte VCI-Präsident Markus Steilemann, der auch Vorstandschef beim Kunststoffkonzern Covestro ist. "Auch wenn die Energie- und Rohstoffrechnung für viele Chemie- und Pharmaunternehmen im ersten Quartal niedriger ausfiel als drei Monate zuvor, sind die Kosten immer noch doppelt so hoch wie in den Vorjahren." Zudem sei das Neugeschäft verhalten und die Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen weiter schwach. Die Branche sei aber zuversichtlich, dass sich der Abwärtstrend im Chemiegeschäft in den kommenden Monaten nicht weiter fortsetzt.

Für 2023 rechnet der VCI unverändert mit einem Rückgang der chemisch-pharmazeutischen Produktion von fünf Prozent. Ohne Pharma dürfte ein Minus von acht Prozent zu Buche stehen. Die Preise dürften um zwei Prozent sinken, der Umsatz insgesamt um sieben Prozent.

Der VCI bekräftigt seine Kritik am Industriestandort Deutschland, dieser werde international immer weniger wettbewerbsfähig. "Die Gefahr ist groß, dass in der energieintensiven Chemie Investitionen und Arbeitsplätze immer stärker ins Ausland abwandern", warnte Steilemann. Im ersten Quartal blieb der Zahl der Arbeitsplätze in Deutschlands drittgrößtem Industriezweig nach Autobranche und Maschinenbau mit rund 477.000 Beschäftigten stabil.

(Bericht von Patricia Weiß, redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)