Genf (awp) - Der Luxusgüterkonzern Richemont präsentiert am Donnerstag, 18. Januar, die Umsatzzahlen zum dritten Quartal des Geschäftsjahres 2023/24 (Oktober bis Dezember). Zum AWP-Konsens haben insgesamt elf Analysten beigetragen.

Q3 2023/24E
(in Mio EUR)       AWP-Konsens        Q3 22/23A   

Gruppenumsatz         5531                 5403   
- Schmuck             3903                 3722   
- Uhren                937                  952 

(in %)                                            
Org. Wachstum          6,8                  5,0  

FOKUS: Die Luxusgüterbranche, und dazu zählt die Schweizer Uhrenindustrie, hat sich sehr gut vom Corona-Rückschlag erholt. Im vergangenen Jahr dürften die Schweizer Uhrenexporte gar einen neuen Rekord erreicht haben, auch wenn sich die Nachfrage zum Jahresende hin abgeschwächt hat. Vom Exportplus haben auch die Luxusmarken der Richemont-Gruppe, wie Cartier, IWC, Piaget oder Jaeger LeCoultre profitiert.

Analysten rechnen bei Richemont zum dritten Quartal 2023/24 mit einem um Währungseinflüsse bereinigten Umsatzwachstum von 6,8 Prozent (AWP-Konsens). Das ist mehr als der Zuwachs von 5 Prozent aus dem Vorquartal (Juli-September) und liegt klar unter dem starken Wachstum aus dem Startquartal (April-Juni) von 19 Prozent. Getragen wird das Wachstum über alle Quartale hinweg vom florierenden Schmucksegment um die Vorzeigemarke Cartier.

ZIELE: Anlässlich der Vorlage der Halbjahreszahlen im November zeigte sich Richemont-Präsident Johann Rupert bezüglich der mittelfristigen Aussichten des Konzerns zuversichtlich. Die Verlangsamung im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2023/24 sei zum Teil der Normalisierung nach dem Boom der vorherigen Periode geschuldet gewesen, sagte er an einer Telefonkonferenz.

Rupert hielt darüber hinaus fest, dass die Konsumenten vor allem in China noch vorsichtig gestimmt seien. Zugleich seien aber immer mehr chinesische Touristen nach der Corona-Öffnung des Landes wieder vermehrt weltweit auf Reisen unterwegs. "Wir sind mittelfristig positiv", sagte Rupert. Konkrete Prognosen zum Geschäft macht Richemont jeweils nicht.

PRO MEMORIA: Die Schweizer Uhrenexporte haben 2023 in Franken gemessen ziemlich sicher einen Rekord erreicht. Nach elf Monaten waren sie gegenüber der Vergleichsperiode aus dem Rekordjahr 2022 um 7,7 Prozent auf 24,6 Milliarden Franken gestiegen. Besonders stark hat sich Hongkong (+24%) erholt. Aber auch die beiden grössten Absatzmärkte USA (+6,6%) und China (+7,8%) legten zu. Die Zahlen zum Jahr 2023 weist der Schweizerische Uhrenverband Ende Januar aus.

Zum guten Abschneiden der Branche haben auch die Marken der Richemont-Gruppe einen wesentlichen Beitrag geleistet. So erfreuen sich Luxusuhren rund um den Globus nach wie vor einer grossen Nachfragen. Dabei konnten die Hersteller zumindest einen Teil der höheren Energie- und Materialkosten in Form von Preissteigerungen an die Kunden weitergeben.

Einen Dämpfer musste Richemont im Online-Geschäft hinnehmen. Mitte Dezember zog sich der Konzern aus dem im Sommer 2022 abgeschlossenen Vertrag zum geplanten Teilverkauf des eigenen Online-Händlers Yoox Net-A-Porter (YNAP) an Farfetch zurück. Der Grund: Die kriselnde britische Online-Plattform wurde vom südkoreanischen E-Commerce-Riesen Coupang übernommen.

Richemont wollte mit Farfetch und deren Technologie eine globale digitale Plattform für die gesamte Luxusgüterindustrie aufbauen. Doch nun bleibt der Konzern auf der defizitären YNAP sitzen und auch die an Farfetch gewährte, vorrangige Wandelanleihe von 300 Millionen Dollar ist ein Problem. Dazu standen im November 218 Millionen in den Richemont-Büchern.

Ebenfalls im Dezember kündigte Richemont Veränderungen in der Führung der Töchter Chloé und Dunhill an. Beim französischen Modeunternehmen Chloé trat CEO Riccardo Bellini per Ende Dezember ab. Sein Nachfolger heisst Laurent Malecaze. Er war davor Chef der auf Luxus-Accessoires in Leder spezialisierten Marke Dunhill. Dunhill-CEO ad interim ist nun der COO Andrew Holmes.

Im November gab Richemont den Abschluss des für die Aktionäre aufgegleisten Options-Treueprogramms bekannt. Insgesamt wurden 98,9 Prozent der ausgegebenen 1,044 Milliarden 'A'-Warrants ausgeübt. Eine gleiche Anzahl 'B'-Warrants, die an die Compagnie Financière Rupert der Besitzerfamilie ausgegeben worden waren, seien ebenfalls eingelöst worden, hiess es.

Das aktienbasierte Treueprogramm wurde ursprünglich geschaffen, um die Kürzung der Bardividende für das im März 2020 beendete Geschäftsjahr infolge des Covid-19-Ausbruchs abzumildern und damit den langfristigen Aktionären die Möglichkeit zu geben, nach drei Jahren neue Richemont-A-Aktien zu einem potenziell günstigen Ausübungspreis zu erwerben.

In der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2023/24, also von April bis September, wuchs der Umsatz von Richemont um 6,0 Prozent auf 10,2 Milliarden Euro oder um 12 in Lokalwährungen. Das operative Ergebnis (EBIT) aus dem weitergeführten Geschäft belief sich auf 2,7 Milliarden Euro. Das ist auf vergleichbarer Basis ein Minus von 2,0 Prozent.

AKTIENKURS: Im 2023 zählte Richemont zu den wenigen Schweizer Blue Chips, die das Börsenjahr im Minus (-3,5%) abgeschlossen haben. Im Zuge von Rezessionssorgen und geopolitischer Konflikte flaute der Nachfrage-Boom in der Luxusbranche ab, was auch Richemont zusetzte. Im 2024 bleiben die Titel unter Druck und der Kurs rutschte zurück unter die Schwelle von 110 Franken.

www.richemont.com

ab/mk