FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte zeigen sich erneut mit Abgaben und setzen damit die schwache Vortagestendenz fort. Weiter belastet der Gaslieferstopp Russlands nach Polen und Bulgarien. Der DAX fällt um 1,2 Prozent auf 13.592 Punkte, der Euro-Stoxx-50 verliert 1,1 Prozent auf 3.680 Punkte. Gute Quartalszahlen der Unternehmen sorgen dagegen bei Einzelwerten für Kaufinteresse. Auch der Euro gibt weiter nach, die jüngste Schwäche wird an der Börse auch damit begründet, dass weiter Geld aus dem Euroraum abgezogen wird. Dies liegt unter anderem an der hohen Zinsdifferenz zwischen dem US-Anleihemarkt und dem europäischen Zinsniveau. Zudem profitiert der Dollar von seinem Status als sicherer Hafen.

Für die Gaspreise am Terminmarkt geht es weiter nach oben. Der Lieferstopp nach Polen und Bulgarien erhöht nach Einschätzung von Stephen Innes, Marktstratege bei SPI-Assetmanegement, die Möglichkeit einer kurzfristigen Auseinandersetzung zwischen Russland und der EU darüber, ob die russische Forderung, Gas in Rubel zu bezahlen, erfüllt werde. Bewegungen in Richtung einer größeren Energieunabhängigkeit der EU von Russland böten das Potenzial für stark steigende Ölpreise, was den Euro gegenüber dem Dollar weiter schwächen dürfte. Seit der Meldung über den Stopp der Gaslieferungen ist der Preis für Öl gestiegen, aktuell kostet ein Barrel der Sorte Brent 105,70 Dollar. Die holländischen TTF-Gas-Kontrakte an der ICE springt der Frontmonat Mai um 13,2 Prozent auf 115,76 Euro

Man könne sich momentan nicht sicher sein, ob das, was gerade in Polen passiere, sich nicht in den nächsten Tagen oder Wochen in anderen EU-Ländern wiederhole, merkt Devisenstratege Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank an. Würden russische Gaslieferungen nach Europa großflächig ausfallen, würde in weiten Teilen der EU, insbesondere im Euroraum, nach Einschätzung der Commerzbank-Volkswirte eine Rezession drohen.


   Berichtssaison läuft auf Hochtouren 

Mit Deutsche Bank (-5,8%) und Commerzbank (+1,2%) drängen sich die Finanzwerte in die erste Reihe. Die Zahlen zur Deutschen Bank liegen nach Aussage aus dem Handel in der Breite leicht über den Prognosen, insgesamt seien die Abweichungen aber nur gering. "Dabei kommen die Abweichungen bei den Erträgen wieder vor allem aus dem Investmentbanking", ergänzt der Marktteilnehmer. Belastend werde aber die höhere Risikovorsorge eingestuft. "Das ist angesichts des Umfelds angemessen, belastet aber die Gewinne", so ein Marktteilnehmer.

Zu den Zahlen der Commerzbank heißt es von den Analysten der Citi, dass das operative Ergebnis von 544 Millionen Euro dank einer Ertragssteigerung von 21 Prozent deutlich über dem vom Unternehmen ermittelten Konsens von 282 Millionen Euro liege. Mit einem Nettogewinn von 284 Millionen Euro sei die Commerzbank auf dem besten Weg, ihr Ziel eines Nettogewinns von mehr als 1 Milliarde Euro im Jahr 2022 zu erreichen.

Immer wenn die Deutsche Bank berichtet, meldet sich auch die Tochter DWS (-2,5%). Negativ beurteilt ein Marktteilnehmer die Entwicklung bei der Fondsgesellschaft. Zwar liegen einige Kennziffern über den Erwartungen. Der Reingewinn hat aber die Prognose lediglich getroffen. "Negativ sind vor allem die Mittelabflüsse", sagt er. Das Haus habe im ersten Quartal netto unter einem Abfluss von einer Milliarde Euro gelitten, erwartet worden war ein Zufluss von 2,1 Milliarden.

Qiagen legen um 3,5 Prozent zu, nachdem die vorab veröffentlichten Zahlen für das erste Quartal laut Jefferies beim Umsatz 8 Prozent über den Erwartungen liegen, beim Gewinn 14 Prozent. Zu ersterem hätten vor allem höhere Umsätze in Zusammenhang mit Covid-19 beigetragen, was der Markt weitgehend erwartet haben dürfte. Die Umsätze ohne Covid-19-Bezug seien robust um 14 Prozent gestiegen, was sich mit den Erwartungen von Jefferies decke. Das Unternehmen habe den Ausblick angehoben.


   Mercedes-Benz fährt deutlich zweistellige Rendite ein 

Mercedes-Benz (+0,6%) profitiert auch 2022 von hohen Verkaufspreisen für Premiumautos und der Nachfrage nach renditestarken Luxus-Fahrzeugen. Der Premiumhersteller hat im Kerngeschäft im ersten Quartal trotz anhaltender Chip-Lieferengpässe bei sinkenden Autoverkäufen den Gewinn deutlich erhöht. Die bereinigte Umsatzrendite kletterte bei Cars sogar auf 16,5 von bereits starken 15,8 Prozent im Vorjahreszeitraum.

Positiv beurteilt ein Marktteilnehmer die Zahlen von Symrise (+3,9%). "Das Unternehmen ist wohl in der Lage, die höheren Kosten weiter zu geben", sagt er. Positiv sei auch das organische Wachstum von 8,3 Prozent. Die Entwicklung sei relativ gut planbar und vorhersehbar, da die Konjunkturabhängigkeit gering sei.

Gut kommen an der Börse die Zahlen von Puma an, die Aktie fällt nach anfänglichen Gewinnen aber um 0,4 Prozent. Das EBIT ist im ersten Quartal knapp 10 Prozent oberhalb der Erwartung ausgefallen, so ein Marktteilnehmer. Höhere Umsätze wie auch eine stringente Kostendisziplin hätten dazu beigetragen. Beim Ausblick bleibt das Unternehmen wegen der Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Corona-Krise, gestörten Lieferketten, Inflationsdruck und dem Ukraine-Krieg aber vorsichtig und bestätigt den Ausblick.


=== 
Aktienindex              zuletzt      +/- %       absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.680,09      -1,1%        -41,27     -14,4% 
Stoxx-50                3.604,81      -0,8%        -27,62      -5,6% 
DAX                    13.591,63      -1,2%       -164,77     -14,4% 
MDAX                   29.446,99      -0,9%       -279,90     -16,2% 
TecDAX                  3.070,22      -0,3%         -9,31     -21,7% 
SDAX                   13.539,04      -1,2%       -167,47     -17,5% 
FTSE                    7.350,60      -0,5%        -35,59      +0,0% 
CAC                     6.348,81      -1,0%        -65,76     -11,2% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       0,80                    -0,01      +0,98 
US-Zehnjahresrendite        2,75                    +0,02      +1,24 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %  Mi, 8:13 Uhr  Di, 17:25   % YTD 
EUR/USD                   1,0599      -0,4%        1,0629     1,0659   -6,8% 
EUR/JPY                   135,41      +0,0%        135,90     135,73   +3,5% 
EUR/CHF                   1,0228      -0,1%        1,0244     1,0232   -1,4% 
EUR/GBP                   0,8448      -0,2%        0,8446     0,8439   +0,5% 
USD/JPY                   127,74      +0,4%        127,85     127,36  +11,0% 
GBP/USD                   1,2543      -0,2%        1,2586     1,2629   -7,3% 
USD/CNH (Offshore)        6,5863      -0,0%        6,5830     6,5872   +3,7% 
Bitcoin 
BTC/USD                38.703,94      +1,0%     38.413,97  39.217,37  -16,3% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settl.         +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                 102,46     101,70         +0,7%       0,76  +39,7% 
Brent/ICE                 105,70     104,99         +0,7%       0,71  +38,0% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag         +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.902,96   1.905,46         -0,1%      -2,51   +4,0% 
Silber (Spot)              23,57      23,50         +0,3%      +0,07   +1,1% 
Platin (Spot)             914,32     924,55         -1,1%     -10,23   -5,8% 
Kupfer-Future               4,49       4,45         +0,7%      +0,03   +0,7% 
=== 

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

DJG/thl/ros

(END) Dow Jones Newswires

April 27, 2022 03:46 ET (07:46 GMT)