--Commerzbank baut brutto insgesamt 10.000 Stellen ab

--Zahl der Filialen sinkt auf 450 von 790

--Commerzbank setzt Profitabilität vor Wachstum

--Eigenkapitalrendite von 6,5 bis 7 Prozent im Jahr 2024 angestrebt

(Durchgehend neu mit Details, Hintergrund)

Von Matthias Goldschmidt und Ulrike Dauer

FRANKFURT (Dow Jones)--Der neue Chef der Commerzbank verliert keine Zeit und verordnet der Bank massive Einschnitte, um die Profitabilität in den nächsten Jahren zu steigern. Wie die Bank mitteilte, plant sie eine tiefgreifende Restrukturierung. Bis 2024 will die Commerzbank brutto insgesamt 10.000 Vollzeitstellen abbauen und die Zahl der Filialen auf 790 von 450 Stellen reduzieren. In Deutschland ist damit jeder dritte Arbeitsplatz betroffen.

Die Kosten sollen in dem Zeitraum um 1,4 Milliarden Euro oder 20 Prozent im Vergleich zu dem für 2020 erwarteten Wert sinken. Profitabilität soll über Wachstum stehen, über den Strategiezeitraum wird mit einer Stagnation bei den Erträgen gerechnet. Für die polnische Tochter M-Bank trifft das nicht zu, sie wird ihre Wachstumsstrategie vorantreiben.

Der neue Kurs wird erst einmal Geld kosten: Die Commerzbank rechnet mit Restrukturierungsaufwendungen von 1,8 Milliarden Euro, die bis Ende 2021 vollständig bilanziell erfasst werden sollen. Mit 0,8 Milliarden Euro sei schon 2020 für einen Teil Vorsorge getroffen worden. Hinzu kommen 0,1 Milliarden Euro Vorsorge aus dem Jahr 2019. Das Ziel ist es, im Jahr 2024 eine Eigenkapitalrendite (ROTE) von 6,5 bis 7 Prozent zu erzielen.

Geld soll auch in die Digitalisierung fließen. In den kommenden vier Jahren will die Bank insgesamt 1,7 Milliarden Euro in die IT investieren. Der kulturelle Wandel solle mit dem Ziel vorangetrieben werden, "eine am Erfolg orientierte Leistungskultur zu stärken". Ein besonderer Fokus soll auch auf Nachhaltigkeit liegen.


   CEO: Werden alles Notwendige tun 

Die Restrukturierung finanziert die Bank komplett aus Eigenmitteln. Dennoch soll die harte Kernkapitalquote (CET1) durchgängig über den regulatorischen Mindestanforderungen liegen.

"Unsere Ziele sind sehr anspruchsvoll, aber wir werden alles Notwendige tun, um sie zu erreichen", sagte Manfred Knof, der sein Amt Anfang des Jahres angetreten hat. Er folgte auf Martin Zielke, der Mitte 2020 nach erheblichem Druck von Aktionären seinen Rückzug angekündigt hatte. Er hatte zwei Strategieprogramme mit Stellenstreichungen auf den Weg gebracht, die aber nicht ausreichten, um die Profitabilität spürbar zu steigern.

Im Rahmen der im Herbst 2019 gestartete Strategie "Commerzbank 5.0" läuft derzeit ein Abbau von brutto 2.300 Vollzeitstellen. Dass die Bank für 2020 tiefrote Zahlen ausweisen wird, liegt neben den Rückstellungen aber auch daran, dass sie ihre Risikovorsorge massiv aufgestockt hat und milliardenschwere Abschreibungen auf Geschäfts- und Firmenwerte vornimmt.

Der Aufsichtsrat wird über die Strategie am 3. Februar beraten, woraufhin sie vom Vorstand beschlossen werden soll. Das Management wird die Maßnahmen am 11. Februar auf der Bilanzpressekonferenz erläutern. Dann wird es auch einen Kapitalmarkttag für Investoren geben. Die Bank veröffentlichte die Eckdaten der neuen Strategie, nachdem Details durchgesickert waren.

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(END) Dow Jones Newswires

January 28, 2021 10:52 ET (15:52 GMT)