Muttenz (awp) - Clariant erholt sich langsam von den Folgen der Corona-Pandemie. Der Spezialchemiekonzern hat zum Jahresauftakt 2021 die Profitabilität deutlich verbessert. Der "Tolggen" im Reinheft: In den USA wird der Konzern wegen in früheren Jahren hergestellten Chemikalien verklagt.

Der Umsatz ist in den Monaten Januar bis März in lokaler Währung um 2 Prozent auf 1,00 Milliarden Franken gestiegen. Dies habe man mit Preiserhöhungen erreicht, teilte Clariant am Donnerstag mit.

In Asien (+9%) und Europa (+17%) konnte Clariant deutlich mehr absetzen, während der Konzern in Nordamerika einen Rückgang von 27 Prozent verzeichnete. Dies war vor allem einem schwachen Geschäft mit Ölchemikalien geschuldet. "Ohne diesen Effekt wären wir um 9 Prozent gewachsen", betonte Konzernchef Conrad Keijzer an einer Telefonkonferenz.

Besser liefen hochmargige Geschäfte wie Katalysatoren, während die Kosten gesenkt wurden. Der Betriebsgewinn auf Stufe EBITDA stieg in der Folge um 4 Prozent auf 164 Millionen Franken und die entsprechende Marge um einen Prozentpunkt auf 16,4 Prozent. Die Prognosen der Analysten wurden damit übertroffen.

Margen erhöhen

Mit Blick auf das Geschäftsjahr 2021 erwartet Clariant ein moderates Umsatzwachstum in Lokalwährungen und eine Erholung der EBITDA-Margen auf ein Niveau, das leicht über jenem vor der Pandemie liegt. Wir nehmen die im Jahr 2019 erzielte Marge von 15,7 Prozent als Referenz", präzisierte Finanzchef Stephan Lynen.

Der Finanzchef warnte gleichzeitig davor, die im ersten Quartal erzielte Marge von 16,4 Prozent als Massstab für das ganze Jahr zu nehmen. Lynen verwies auf die Saisonalität der Geschäfte. Zudem stehe Clariant vor der Aufgabe, die steigenden Rohstoff- und Logistikkosten mit Preismassnahmen auszugleichen. Dies könne jeweils nur mit einer gewissen Verzögerung geschehen

Vor dem US-Kadi

Obschon Analysten voll des Lobes sind für die Zahlen, tauchen die Clariant-Aktien um fast 3 Prozent. Einerseits hatten die Papiere vor wenigen Tagen das Jahreshoch erreicht; Gewinnmitnahmen dürften also auch eine Rolle spielen. Belastend wirkt aber vor allem die Meldung über Rechtsstreitigkeiten in den USA.

Clariant wurde als Beklagter benannt als früherer Hersteller von Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS). Konkret gehe es um die Verwendung der Chemikalien in Feuerlöschschaum, sagte Keijzer. Clariant hatte das Geschäft 2013 veräussert und wehrt sich gegen sämtliche Vorwürfe.

In den USA haben in den letzten Wochen und Monaten viele Feuerwehrleute Klagen wegen des verwendeten Löschschaumes eingereicht. Sie behaupten, dass sie nach jahrelanger Verwendung schwere Verletzungen erlitten hätten. Die Hersteller von Feuerlöschschaum hätten etwa nicht vor dem Krebsrisiko gewarnt.

Der Konzern kann zum heutigem Zeitpunkt noch nicht abschätzen, ob diese Auseinandersetzung einen "wesentlichen" Einfluss auf das Finanzergebnis haben wird. Aber alleine schon der Umstand, dass die Fälle in der Medienmitteilung erwähnt wurden, habe ein gewisses Gewicht, mutmassen Beobachter.

ra/rw