NEW YORK (Dow Jones)--Die Wall Street dreht am Dienstag im Verlauf wieder nach unten ab. Zu Handelsbeginn hatte es zunächst so ausgesehen, als ob sich die US-Börsen nach dem neuerlichen Absturz des Vortages und einer dreitägigen Talfahrt wenigstens stabilisieren würden. Etwas gestützt hatten nach Angaben aus dem Handel Berichte, wonach die Europäische Union eine gemeinsame Finanzierung von Energie- und Verteidigungsausgaben anstrebe. Die europäischen Staats- und Regierungschefs treffen sich diese Woche in Versailles, um Pläne zur Verringerung ihrer Abhängigkeit von russischer Energie zu debattieren. Die Hoffnung, dass die europäischen Länder durch eine große gemeinsame Anleiheemission eine finanzielle Atempause erhielten, stütze die Aktienmärkte etwas, sagt Analystin Susannah Streeter von Hargreaves Lansdown.

Der Dow-Jones-Index, der am Vortag erstmals seit zwei Jahren in den Korrekturmodus gerutscht ist, fällt gegen Mittag (Ortszeit New York) um 0,1 Prozent. S&P-500 und Nasdaq-Composite verlieren 0,4 und 0,5 Prozent, die Nasdaq befindet sich im Bärenmarkt. Die Entwicklung gibt Händlern recht, die an der Nachhaltigkeit der Stabilisierung zur Eröffnung gezweifelt hatten. Denn die jüngst dritte Gesprächsrunde zwischen Delegierten Russlands und der Ukraine ist praktisch ergebnislos geblieben, und Russland setzt den Angriffskrieg auf ukrainische Städte ohne Unterlass fort.

Zudem steigen die Erdölpreise weiter. Nun denkt auch Russland über ein Embargo für Ölexporte nach, nachdem am Wochenende aus den USA eine Diskussion angestoßen worden war, keine Energie mehr aus Russland zu beziehen. Im Handel ist am Dienstag zu vernehmen, dass die USA alle Energieimporte aus Russland stoppen wollen. Zwar sind die USA nicht auf Energielieferungen aus Russland angewiesen, mit den explodierenden Erdölpreisen kochen aber Stagflationsängste an den US-Börsen hoch. "Nicht jede Rezession wurde durch eine Ölpreisrally ausgelöst, aber jeder Ölpreisschock löste eine Rezession aus", warnt Marktstratege Brian O'Reilly von Mediolanum International Funds.

Auftrieb erhält der Ölpreis auch davon, dass eine Neuauflage des Atomabkommens mit Iran wieder etwas weiter in die Ferner gerückt scheint. Zum einen hat das an den Verhandlungen beteiligte Russland neue Hürden errichtet, indem es das Abkommen mit den gegen Moskau verhängten Sanktionen wegen des Ukrainekriegs in Zusammenhang brachte. Ferner hat Teheran nach eigenen Angaben am Dienstag seinen zweiten Militärsatelliten ins All geschossen. Den ersten Militärsatelliten hatte der Iran im April 2020 gestartet, was scharfe Kritik des Westens nach sich gezogen hatte.


   Anleger flüchten in Gold 

Angesichts der düsteren Konjunkturaussichten sind vermeintlich sichere Häfen gesucht. Der Goldpreis marschiert in Richtung seines Allzeithochs. Anleihen sind dagegen nicht gefragt, weil die steigenden Preise für Energie und Agrarrohstoffe Inflationsängste befeuern. Sinkende Notierungen treiben die Renditen nach oben. Der US-Dollar schwächelt ebenfalls etwas, der Dollarindex verliert 0,1 Prozent. Ein weiterer Anstieg in den kommenden Tagen sei aber plausibel, heißt es im Handel mit Blick auf das 21-Monatshoch des Vortages.

Chevron steigen mit der Ölpreisrally um rund 7 Prozent auf Rekordhoch. Der Titel verbucht die längste Gewinnphase seit dreieinhalb Jahren. Die Wettbewerberpapiere von Exxon Mobil klettern um 4,6 Prozent. Ein positiver Analystenkommentar verhilft Caterpillar zu einem Plus von 8 Prozent. Jefferies hat die Aktie des Baumaschinenherstellers auf "Kaufen" hochgestuft und als "starke Absicherung" gegen die Rohstoffinflation bezeichnet.

Der Secondhand-Einzelhändler ThredUp hat durchwachsene Quartalszahlen präsentiert. Zwar übertraf das Unternehmen in seinem ersten Quartal die Umsatzerwartung, verzeichnete aber einen höheren Verlust als erwartet. Zudem enttäuschte ThredUp mit dem Ausblick. Die Aktie hat sich nach einem anfänglichen Kurseinbruch erholt und steigt um 2,4 Prozent.


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INDEX                 zuletzt      +/- %       absolut      +/- % YTD 
DJIA                32.786,34      -0,1%        -31,04          -9,8% 
S&P-500              4.185,15      -0,4%        -15,94         -12,2% 
Nasdaq-Comp.        12.770,40      -0,5%        -60,57         -18,4% 
Nasdaq-100          13.231,15      -0,7%        -88,23         -18,9% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit     Rendite  Bp zu VT  Rendite VT  +/-Bp YTD 
2 Jahre         1,60      +6,1        1,54       87,5 
5 Jahre         1,79      +8,2        1,71       52,8 
7 Jahre         1,84      +8,6        1,75       40,0 
10 Jahre        1,86      +8,8        1,77       34,9 
30 Jahre        2,24      +5,0        2,19       34,4 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %  Di, 9:00 Uhr  Mo, 17:33 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,0881      +0,2%        1,0859         1,0856   -4,3% 
EUR/JPY                125,84      +0,5%        125,38         125,37   -3,9% 
EUR/CHF                1,0120      +0,7%        1,0062         1,0063   -2,5% 
EUR/GBP                0,8306      +0,3%        0,8295         0,8283   -1,2% 
USD/JPY                115,65      +0,3%        115,47         115,46   +0,5% 
GBP/USD                1,3100      -0,0%        1,3088         1,3106   -3,2% 
USD/CNH (Offshore)     6,3252      -0,0%        6,3216         6,3287   -0,5% 
Bitcoin 
BTC/USD             38.393,16      +0,5%     38.601,57      39.339,63  -17,0% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex              128,01     119,40         +7,2%           8,61  +71,9% 
Brent/ICE              132,24     123,21         +7,3%           9,03  +71,6% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          2.066,33   1.998,12         +3,4%         +68,21  +12,9% 
Silber (Spot)           26,82      25,64         +4,6%          +1,18  +15,1% 
Platin (Spot)        1.167,64   1.126,69         +3,6%         +40,95  +20,3% 
Kupfer-Future            4,69       4,72         -0,7%          -0,03   +5,0% 
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March 08, 2022 12:27 ET (17:27 GMT)