TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones)--An den asiatischen Finanzmärkten ist nach der Stabilisierung der vergangenen Tage am Mittwoch die Kriegsangst zurückgekehrt. Die Abwärtsdynamik war zunächst nicht sehr ausgeprägt, steigerte sich dann aber im Verlauf vielerorts. Als Alarmzeichen wurde der Ölpreis (Brent) gewertet, der deutlich anzog und über die Marke 111 US-Dollar sprang. Von Panik konnte aber keine Rede sein, vermeintlich sichere Häfen wie Yen und Gold gaben sogar leicht ab, waren aber zuvor stark gesucht gewesen. Gleichwohl stiegen die Notierungen japanischer Staatsanleihen.

Aufgeschreckt wurden Anleger von Bildern und Berichten, die zeigten, dass das russische Militär seine Angriffe ausweitete und zusehends auch zivile Einrichtungen unter Beschuss nimmt. Am siebten Tag der Invasion wurde unter anderem der Kiewer Fernsehturm so schwer beschädigt, dass von diesem zunächst keine Ausstrahlung mehr möglich war. Für Beunruhigung an den Finanzmärkten sorgte insbesondere auch, dass sich ein rund 74 Kilometer langer russischer Militärkonvoi Kiew nähern soll, wie Satellitenbilder zeigen.

US-Präsident Joe Biden hat seine Rede zur Lage der Nation für eine Generalabrechnung mit dem russischen Machthaber Wladimir Putin wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine genutzt. Biden bezeichnete Putin vor dem Kongress als "russischen Diktator". Biden ließ den Luftraum seines Landes für russische Flugzeuge sperren.

Fast wichtiger als der eigentliche Krieg sind die globalen Sanktionen gegen Russland, an denen sich auch asiatische Staaten wie zum Beispiel Japan und Südkorea beteiligen. Diese zeigten Wirkung - auch in den verhängenden Ländern, hieß es im Handel. Für die Konjunkturentwicklung seien das keine positiven Aussichten. "Der Konflikt zeigt keinerlei Zeichen der Entspannung, Russland erweitert die Angriffe auf die Ukraine sogar noch und schürt damit weitere Sorgen über die ökonomischen Verwerfungen mit anhaltendem Preisdruck", hieß es bei IG.


   Börsen überwiegend im Abwärtstrend 

Während sich die Börse in Schanghai knapp behauptet zeigte, rutschte Hongkong um knapp 2 Prozent ab. Der Shenzhen-Composite büßte 0,6 und das Startup-Segment ChiNext 1,8 Prozent ein. Händler sprachen auf dem chinesischen Festland von geringen Umsätzen und werteten dies als Zeichen des Abwartens. Die Bereitschaft zum Kauf sei aber vorhanden. In Hongkong, wo die Börse internationaler ausgerichtet ist, überwiege dagegen die Risikoaversion, so Händler. Die nur moderaten Abgaben in Schanghai erklärten die Analysten von Creditsights mit der Einschätzung, dass das chinesische Wachstum wohl nicht signifikant vom Ukraine-Konflikt betroffen sein werde. Der Ausschluss der russischen Banken aus dem Swift-System dürfte das grenzüberschreitende System in China sogar stärken. Zudem dürften die Rohstoffimporte aus Russland zunehmen.

In Südkorea, wo am Vortag feiertagsbedingt nicht gehandelt worden war, stieg der Kospi sogar - um 0,2 Prozent, er gab damit aber zuvor höhere Gewinne wieder ab. Werte aus den Bereichen Ölverarbeitung und Schiffsbau stützten. Insgesamt beflügelt wurde der Markt durch besser als gedacht ausgefallene Handelsdaten. Südkorea hatte sich den Sanktionen gegen Russland angeschlossen. Das Land setzte unter anderem sieben russische Banken auf die Sanktionsliste und verbot den Handel mit neuen russischen Staatsanleihen.

Der Nikkei-225 (-1,7%) in Tokio zeigte sich dagegen sehr schwach - belastet von Finanz- und Automobilwerten. Im Automobilsektor gingen Sorgen über Lieferengpässe und steigende Kosten um. Bridgestone verloren 6,8 und Honda Motor 4,5 Prozent. Im Versicherungssektor gaben Dai-ichi Life Holdings 5,2 Prozent als Reaktion darauf ab, dass die Renditen japanischer Staatsanleihen stark nachgaben. Im Erdölsektor zogen Inpex mit der Preisrally des Rohstoffs um 7,7 Prozent an.

In Australien hat der S&P/ASX-200 mit einem Aufschlag von 0,3 Prozent geschlossen und damit temporäre Verluste wettgemacht - gestützt von positiven Wachstumsdaten. Die australische Wirtschaft ist im vierten Quartal 2021 wieder kräftig in Schwung gekommen, da die Verbraucherausgaben nach dem Ende der Lockdowns sprunghaft angestiegen waren. Binnen Jahresfrist lag das BIP um 4,2 Prozent höher. Die Prognose hatte auf 4,1 Prozent gelautet.


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Index (Börse)            zuletzt      +/- %      % YTD       Ende 
S&P/ASX 200 (Sydney)    7.116,70      +0,3%      -4,4%      06:00 
Nikkei-225 (Tokio)     26.393,03      -1,7%      -6,8%      07:00 
Kospi (Seoul)           2.703,52      +0,2%      -9,2%      07:00 
Schanghai-Comp.         3.484,19      -0,1%      -4,3%      08:00 
Hang-Seng (Hongk.)     22.341,60      -1,9%      -2,7%      09:00 
Taiex (Taiwan)         17.867,60      -0,2%      -1,9%      06:30 
Straits-Times (Sing.)   3.249,20      -0,9%      +4,9%      10:00 
KLCI (Malaysia)         1.598,26      +0,1%      +1,8%      10:00 
BSE (Mumbai)           55.194,28      -1,9%      -5,3%      11:00 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %      00:00  Di, 9:02h   % YTD 
EUR/USD                   1,1092      -0,3%     1,1122     1,1232   -2,4% 
EUR/JPY                   127,78      -0,0%     127,80     129,14   -2,4% 
EUR/GBP                   0,8350      +0,0%     0,8347     0,8367   -0,6% 
GBP/USD                   1,3287      -0,3%     1,3328     1,3425   -1,8% 
USD/JPY                   115,16      +0,2%     114,91     114,97   +0,0% 
USD/KRW                 1.205,48      +0,0%   1.205,46   1.198,19   +1,4% 
USD/CNY                   6,3117      -0,0%     6,3122     6,3135   -0,7% 
USD/CNH                   6,3152      -0,1%     6,3190     6,3155   -0,6% 
USD/HKD                   7,8159      +0,0%     7,8156     7,8133   +0,3% 
AUD/USD                   0,7252      +0,0%     0,7251     0,7285   -0,1% 
NZD/USD                   0,6761      +0,1%     0,6754     0,6788   -1,0% 
Bitcoin 
BTC/USD                43.919,34      -0,5%  44.160,74  43.495,61   -5,0% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settl.      +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                 111,00     103,41      +7,3%       7,59  +49,1% 
Brent/ICE                 112,67     104,97      +7,3%       7,70  +30,4% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag      +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.947,90   1.945,33      +0,1%      +2,57   +6,5% 
Silber (Spot)              25,27      25,36      -0,3%      -0,09   +8,4% 
Platin (Spot)           1.065,50   1.057,90      +0,7%      +7,60   +9,8% 
Kupfer-Future               4,58       4,59      -0,2%      -0,01   +2,5% 
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March 02, 2022 03:08 ET (08:08 GMT)