Motorsport-Enthusiasten kennen den Namen natürlich: Brembo ist der Weltmarktführer für High-End-Scheibenbremsanlagen. Das Unternehmen ist in so ziemlich allen Wettbewerben des Motorsports präsent, von der Formel 1 über die GT Serie bis hin zum Superbike. Im Strassenverkehr stattet man so ziemlich alle Luxusfahrzeughersteller aus, angefangen bei BMW, Audi, Mercedes über Astin Martin und Porsche bis hin zu den Landsleuten von Ferrari. Auch der Neuankömmling unter den Luxusautoproduzenten Tesla vertraut auf Brembo Bremsanlagen.
 
Chart Brembo N.V.
 
Der Umsatz verteilt sich geographisch zur Hälfte auf Europa, mit einem Drittel auf Nordamerika und dem Rest auf Asien. Wie die meisten Hersteller von High-end Autos profitiert Brembo natürlich von der guten Konjunkturlage, die sich ein paar Jahre nach der Finanzkrise eingestellt hat.
 
Die finanzielle Dynamik der letzten Jahre ist beeindruckend: Der Umsatz konnte seit 2010 von 1,1 Mrd. Euro auf 2,3 Mrd. Euro mehr als verdoppelt werden. Der Gewinn hat sich verachtfacht, auf 241 Mio. Euro, vor allem dank einer Verdreifachung der operativen Marge von 5,2% auf 14,4%. Dies stellt die strikte Kostenkontrolle des Managements unter Beweis. Und weil es gar so gut läuft wurde die an die Aktionäre ausgeschüttete Dividende von 14 auf 52 Mio. Euro angehoben.
 
Brembos Bilanz ist grundsolide, denn die Nettofinanzschulden machen nur ein Viertel des Eigenkapitals aus. Dank des starken Cash-Flows kann das Wachstum aus eigenen Mitteln finanziert werden. Man will auch nicht unbedingt schnell sondern vor allem nachhaltig wachsen. Übernahmen oder Abstecher in andere Märkte stehen so gut wie nie auf der Tagesordnung, wenn sich die Firmenchefs zu Sitzungen treffen. Diese Strategieausrichtung erinnert daran, dass Brembo, wenngleich an der Börse notiert, ein Familienunternehmen ist,  denn die Holdinggesellschaft der Familie Bombassei hält 53% der Anteile.
 
 
 
Teil der seit dem Jahr 2010 umgesetzten Wachstumsstrategie ist es, die Marktposition in Nordamerika zu stärken, insbesondere mit Blick auf die Großkunden Tesla und General Motors. Auch China, der mittlerweile größte KfZ Markt der Welt, darf natürlich nicht vernachlässigt werden: dort werden entsprechend umfangreiche Investitionen getätigt.
 
In der Summe wurden über den Zeitraum 2010-2016 mehr als zwei Drittel des Cashflows in den Ausbau von Produktionskapazitäten reinvestiert. Das verbleibende Drittel wurde in der Form von Dividenden ausgeschüttet. Die große Frage, die sich Investoren nun stellen, ist, ob die getätigten Investitionen sich als ausreichend profitabel erweisen werden. Angesichts der Tatsache, dass auch der Cashflow seit dem Jahr 2010 um das Vierfache gestiegen ist, scheint Brembo allerdings auf einem guten Weg zu sein.
 
Der gesamtwirtschaftliche Kontext war in den letzten Jahr dank der weltweiten Konjunkturerholung ausgesprochen favorabel. Aber was ist, wenn das Wachstum ausbleibt oder die Weltwirtschaft sogar in eine Rezession gerät? Wenn man die Krisenjahre 2008-2010 als Indikator nimmt, hat sich Brembo  auf jeden Fall sehr wacker geschlagen und im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen des Automobilsektors keinerlei finanzielle Schwierigkeiten.
 
Man kann davon ausgehen, dass Brembo auch eine neuerliche Wirtschaftskrise gut überstehen würde. Denn der zu Grunde liegende Cashflow, d.h. der Cashflow ohne die Tätigung neuer Investitionen, beläuft sich auf zwischen 250 Mio. und 300 Mio. Euro. 
 
Bei einem Kurs von aktuell ca. 13 Euro wird Brembo mit einem 2017er KGV von 15,2x bewertet. Angesichts der Tatsache, dass das Unternehmen grundsolide wie ein Familienunternehmen geführt wird, kann man die Aktie durchaus als günstig bezeichnen. Sie wird sicherlich keine Kursrakete aber für langfristig denkende Anleger, die eine gute Anlagemöglichkeit im Automobilsektor suchen, sollte Brembo eine Überlegung wert sein.