DORTMUND/LONDON (dpa-AFX) - Sportlich ein Verlust, für das Vereinsklima von Vorteil - das zuletzt unrühmliche Kapitel Pierre-Emerick Aubameyang ist für Borussia Dortmund geschlossen. Nach diversen schlagzeilenträchtigen Provokationen in den vergangenen Tagen wechselt der Torjäger für 63,75 Millionen Euro zum FC Arsenal. "Von den unschönen Ereignissen der vergangenen Wochen abgesehen, erinnern wir uns gern daran zurück, dass die Geschichte von Pierre-Emerick Aubameyang beim BVB über mehr als vier Jahre eine einzige Erfolgsstory war", kommentierte BVB-Sportdirektor Michael Zorc. "Er hat in dieser Zeit Großartiges für Borussia Dortmund geleistet."

Aubameyang spielt künftig auch mit Nationalspieler Mesut Özil zusammen, der seinen Vertrag beim FC Arsenal bis zum Sommer 2021 verlängerte, wie die Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch aus dem Umfeld des 29-Jährigen erfuhr.

Nur der ehemalige Dortmunder Ousmane Dembélé, der für 150 Millionen Euro plus Boni zum FC Barcelona gewechselt ist, und Kevin De Bruyne, den es für 75 Millionen Euro zu Manchester City zog, brachten eine höhere Transfersumme für einen Bundesliga-Club ein als Aubameyang.

Für den HSV-Vorstandsvorsitzenden Heribert Bruchhagen ist die Bundesliga jedoch um eine Attraktion ärmer: "Ich habe Verständnis für den BVB. Aber das ist ein Riesenverlust. Der Kampf Lewandowski/Aubameyang war ein Markenartikel der Bundesliga. Deswegen tut uns das weh."

Dennoch reagierten viele Dortmunder mit Erleichterung. Nur ein halbes Jahr nach dem erstreikten Rekordwechsel von Dembélé provozierte ein weiterer BVB-Profi seinen Abgang. Mehrere Verfehlungen, die dem 28-jährigen Aubameyang in den vergangenen 15 Monaten diverse Suspendierungen und Geldstrafen eingebracht hatten, verärgerten die Vereinsführung.

Zudem sorgte Aubameyang wie schon sein Kumpel Dembélé im vergangenen Sommer für eine bundesweite Debatte über den Sittenverfall im Profifußball. "Es ist ein Unding, dass du als Club und Trainer inzwischen ausgeliefert bist. Wo endet das denn? In Anarchie!" klagte Frankfurt-Coach Niko Kovac jüngst im Fachmagazin "Kicker".

Der Verkauf des Bundesliga-Torschützenkönigs der vergangenen Saison soll nun für ein harmonischeres BVB-Klima sorgen. Selbst innerhalb der Mannschaft war der Rückhalt für das Enfant terrible geschwunden, das abseits des Platzes gerne mit schriller Mode und extravaganten Sportwagen auffiel. "Das schafft Unruhe und Kopfschütteln in der ganzen Mannschaft. Es ist nicht ganz so einfach, das alles abzuschalten und sich immer wieder nur auf den Fußball zu konzentrieren", hatte Mitspieler André Schürrle die anhaltenden Eskapaden Aubameyangs beschrieben.

Aus sportlichen Gründen ist der Stürmer für den Bundesliga-Sechsten jedoch ein Verlust. Schließlich erzielte der 2013 für rund 13 Millionen Euro verpflichtete Gabuner in seinen 213 Pflichtspielen für den BVB beachtliche 141 Tore. Noch vor wenigen Monaten sah sich die Vereinsführung veranlasst, den ursprünglich bis 2020 laufenden Vertag bis 2021 zu verlängern. Eintracht Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic gab wieder, in welchem Zwiespalt sich der BVB befand: "Natürlich hat man da ein weinendes und lachendes Auge dabei, wenn man die Qualität des Spielers sieht. Aber der Schritt, den die Verantwortlichen gemacht haben, ist absolut nachzuvollziehen."

Ohne Aubameyang dürfte das Saisonziel Champions-League-Qualifikation für den BVB nur schwer zu erreichen sein. Es sei denn, der angebliche Ersatz Michy Batshuayi erweist sich als würdiger Ersatz. Der 24 Jahre alte Belgier vom englischen Meister FC Chelsea soll nach mehreren Medienberichten für angeblich 1,5 Millionen Euro bis zum Saisonende auf Leihbasis zum BVB wechseln.

Neben Aubameyang verlässt auch Marc Bartra den BVB und spielt künftig für Betis Sevilla in der ersten spanischen Liga. Laut "Kicker" müssen die Andalusier für den 13-maligen spanischen Nationalspieler 10,5 Millionen Euro an den BVB überweisen. Der vertraglich bis 2020 gebundene 27-Jährige war im Sommer 2016 für acht Millionen Euro Ablöse vom FC Barcelona nach Dortmund gekommen und hatte seitdem 31 Bundesligaspiele bestritten.

Erst am Montag hatte Bartra in Dortmund als Zeuge im Prozess um den Bombenanschlag auf das BVB-Team ausgesagt, bei dem er am 11. April 2017 schwer am Arm verletzt worden war. Anders als Aubameyang genoss der Spanier innerhalb des Teams höchste Wertschätzung. Nicht zuletzt deshalb fielen seine Abschiedsworte an seine Kollegen emotional aus: "Ich hätte es nie für möglich gehalten, so viel Liebe und Unterstützung von einer der besten Fußball-Familien der Welt zu erhalten. Ihr seid ein Vorbild für alle."/bue/DP/tos