BERLIN (dpa-AFX) - Das Land Niedersachsen hat einen Stufenplan für die Wiedereröffnung von Hotels, Restaurants und Kneipen aufgestellt und bringt damit andere Urlaubsregionen in Zugzwang. An diesem Dienstag wollen die Wirtschaftsminister von Bund und Ländern das Thema erörtern und eine Entscheidungsgrundlage für die Beratungen von Kanzlerin Angela Merkel und den Länder-Ministerpräsidenten über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise am Tag darauf schaffen. Unter Verweis auf regionale Unterschiede pochen Länderregierungschefs zunehmend darauf, eigene Wege gehen zu können. Lockerungen gab es schon am Montag. Erstmals durften Friseursalons wieder aufmachen, Museen und Zoos ebenfalls. Und mehr Schüler als bislang konnten zurück in die Schulen.

FRISEURE DÜRFEN WIEDER HAARE SCHNEIDEN - MEHR SCHÜLER IN DER SCHULE

Zum Wochenstart sind in vielen Bundesländern die wegen der Corona-Pandemie geltenden Beschränkungen weiter gelockert worden. Friseure durften ihre Salons wieder öffnen, hunderttausende Schüler konnten nach Wochen wieder in ihre Schulen. Zugleich geht die Diskussion über weitere Lockerungen weiter. Am Mittwoch beraten Kanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder erneut über das weitere Vorgehen. Sachsen-Anhalt schaffte bereits Tatsachen. In seiner neuen Verordnung weicht das Land die Kontaktbeschränkungen deutlich auf. Statt wie bisher mit maximal einem Menschen außerhalb des eigenen Haushalts dürfen die Sachsen-Anhalter von Montag an zu fünft zusammensein.

BERATUNGEN ÜBER LOCKERUNGEN FÜR GASTRONOMIE

Die Wirtschaftsminister von Bund und Ländern wollen am Dienstag über mögliche Lockerungen der Corona-Beschränkungen in der Gastronomie beraten. Bei der digitalen Konferenz soll es auch um die Hotellerie und die Veranstaltungsbranche gehen, wie die Deutsche Presse-Agentur am Montag erfuhr. Das Gespräch soll die Beratungen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten der Länder am Mittwoch vorbereiten. Niedersachsen legte am Montag einen Stufenplan zur schrittweisen Öffnung vor. Demnach sollen vom 25. Mai an Hotels mit Einschränkungen wieder öffnen dürfen, Gastronomiebetriebe mit Einschränkungen bereits am 11. Mai.

MÖGLICHERWEISE 1,8 MILLIONEN INFIZIERTE IN DEUTSCHLAND

In Deutschland haben sich nach Ergebnissen der sogenannten Heinsberg-Studie möglicherweise bereits 1,8 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Dies ergebe eine Schätzung auf der Grundlage einer Modellrechnung, teilte die Universität Bonn am Montag mit. Die Forscher um den Virologen Hendrik Streeck zogen für ihre Schätzung die Dunkelziffer der Infizierten im Ort Gangelt im Kreis Heinsberg und die dort errechnete Sterblichkeitsrate bei einer Corona-Infektion heran. Daraus errechneten sie eine theoretische Zahl für Deutschland. Die Forscher hatten in Gangelt 919 Einwohner in 405 Haushalten befragt und Corona-Tests vorgenommen. In dem Ort hatten sich im Karneval im Februar viele Bürger mit dem Virus infiziert.

FAST 164 000 CORONA-NACHWEISE UND ÜBER 6700 Tote IN DEUTSCHLAND

In Deutschland sind bis Montagnachmittag mehr als 163 900 Infektionen (Vortag: 163 200) mit dem Coronavirus registriert worden. Mindestens 6767 (Vortag: 6715) mit dem Erreger Sars-CoV-2 Infizierte starben bislang bundesweit. Das geht aus einer Auswertung der Deutschen Presse-Agentur hervor, die die neuesten Zahlen der Bundesländer berücksichtigt. Nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts haben rund 132 700 Menschen die Infektion überstanden. Experten gehen auch in Deutschland von einer hohen Dunkelziffer nicht erfasster Fälle aus. Die höchsten Zahlen weist das Bundesland Bayern auf - mit mehr als 43 400 nachgewiesenen Fällen und mindestens 1950 Toten.

AUTOLÄNDER FORDERN KAUFPRÄMIEN IN DER CORONA-KRISE

Die "Autoländer" Niedersachsen, Bayern und Baden-Württemberg mit den Zentralen von VW, BMW und Daimler wollen die schwache Nachfrage mit Kaufprämien für Autos wieder ankurbeln: 4000 Euro zusätzlich soll es für den Kauf von Autos mit Elektro-, Brennstoffzellen- oder Plug-in-Antrieben geben, 3000 Euro für den Kauf hochmoderner Verbrenner. Auf diesen Forderungskatalog an den Bund verständigten sich die drei Ministerpräsidenten Stephan Weil (SPD), Markus Söder (CSU) und Winfried Kretschmann (Grüne) am Montag in telefonischen Beratungen, wie Söder anschließend sagte. Wenn jemand sein älteres Auto mit Euro-3- oder Euro-4-Norm abgibt, soll er nach Worten Söders dafür außerdem 1000 Euro sogenannte "Recyclingprämie" bekommen.

GEBERKONFERENZ SAMMELT FÜR IMPFSTOFF-ENTWICKLUNG

Deutschland will 525 Millionen Euro für die internationale Zusammenarbeit bei der Entwicklung von Impfstoffen und Medikamenten gegen das Coronavirus bereitstellen. Das sagte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Montag bei einer Online-Geberkonferenz, zu der die EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen eingeladen hatte. Die Pandemie sei eine globale Herausforderung, die auch nur mit einer weltweiten Zusammenarbeit besiegt werden könne, betonte Merkel. Frankreich will weitere 500 Millionen Euro beisteuern. "Das "Jeder-für-sich" wäre ein großer Fehler", sagte Staatschef Emmanuel Macron. Der britische Premierminister Boris Johnson versprach 388 Millionen Pfund (etwa 442 Millionen Euro). Eine weltweite Allianz wollte mindestens 7,5 Milliarden Euro Anschubfinanzierung sammeln.

ITALIENER DÜRFEN NACH SCHARFEN AUSGANGSSPERREN WIEDER RAUS

Italien unternimmt seit dem Montag nach fast zwei Monaten strikter Corona-Ausgangssperre erste kleine Schritte in Richtung Freiheit. Sport in Parks ist nun wieder erlaubt, aber nur alleine. Fabriken fahren wieder hoch. Insgesamt herrschte jedoch Verwirrung darüber, was nun genau zulässig ist und was nicht. Die Regierung hatte am 10. März die 60 Millionen Menschen im Land unter Quarantäne gestellt und die Produktion des Landes heruntergefahren. Damit stand das Land unter einem der längsten und striktesten Lockdowns der Welt. Italien hat mit fast 29 000 Toten so viele Opfer zu beklagen wie wenig andere Länder. Allerdings sinkt die Zahl der Infektionen seit längerem.

REKORDARBEITSLOSIGKEIT IN ÖSTERREICH

In Österreich ist die Arbeitslosigkeit im April aufgrund der Corona-Krise stark gestiegen und hat einen historischen Höchststand erreicht. Die Arbeitslosenquote kletterte um 5,5 Prozentpunkte auf 12,8 Prozent, teilte der Arbeitsmarktservice (AMS) am Montag mit. Die Zahl der Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer nahm im Vorjahresvergleich um 58,2 Prozent auf 571 000 Menschen zu. Betroffen waren alle Altersgruppen, in allen Branchen und in allen Bundesländern. Die Zahl der gemeldeten offenen Stellen sank um ein Drittel.

ZEHN CORONA-NACHWEISE IM PROFIFUSSBALL

Bei der ersten Testwelle mit 1724 Personen im deutschen Profifußball sind zehn Corona-Infektionen festgestellt worden. Mit dieser Bürde gehen die Deutsche Fußball Liga (DFL) und die 36 Clubs der 1. und 2. Bundesliga in die erhoffte politische Entscheidung über Geisterspiele zur Beendigung der aktuellen Spielzeit. Getestet wurden Spieler und Mannschaftspersonal wie Trainer und Physiotherapeuten. In Argumentationsnöte bringt der Spieler Salomon Kalou von Hertha BSC all jene, die wollen, dass der Ball wieder rollt. Er veröffentlichte auf Facebook ein Video aus der Kabine, in dem er Mitspieler per Handschlag begrüßte und keinen Sicherheitsabstand einhielt.

EINBRECHER STEHLEN TECHNIK FÜR ONLINE-GOTTESDIENSTE

Unbekannte haben aus einer Kirchengemeinde im nordrhein-westfälischen Wermelskirchen die Übertragungstechnik für Online-Gottesdienste gestohlen. Laut Polizei wurden Beamer, Mischpult, Laptop, Kopfhörer und zwei Kameras erbeutet. Die Evangelische Freikirchliche Gemeinde hatte seit der Corona-Krise Gottesdienste bei YouTube übertragen. Wie die Polizei am Montag mitteilte, hatten sich der oder die Täter wohl im Gebäude einschließen lassen. Am Sonntagmorgen sei die Technik in einem Wert im unteren fünfstelligen Bereich verschwunden gewesen. Die Gemeinde informierte die Gläubigen über ihren Youtube-Kanal und rief sie dazu auf, auch für die Einbrecher zu beten./sk/DP/stw