Berlin/Shanghai (Reuters) - Der US-Elektroautobauer Tesla heizt jetzt auch in Europa und den USA angesichts schwächerer Nachfrage den Wettbewerb mit Preissenkungen an.

Nach den neuen Preisangaben auf den Tesla-Webseiten müssen Kunden je nach Konfiguration in Deutschland nach Berechnungen von Reuters zwischen einem und 17 Prozent weniger für die Limousine Model 3 und den Bestseller Model Y bezahlen. Vergangene Woche hatte Tesla bereits die Preise in China und anderen asiatischen Ländern deutlich gesenkt. Die Einstiegspreise der zuletzt meist verkauften beiden E-Autos Model 3 und Model Y in Deutschland seien um 6000 Euro und 9100 Euro auf rund 44.000 Euro bzw. 45.000 Euro reduziert worden, bestätigte Tesla. Der Autobauer begründete das mit einer günstigeren Produktion: "Am Ende eines turbulenten Jahres mit Unterbrechungen der Lieferkette haben wir nun eine Normalisierung eines Teils der Kosteninflation erreicht."

Der von Milliardär Elon Musk geführte Autobauer konnte im vergangenen Jahr wie auch die deutschen Konkurrenten höhere Preise durchsetzen, da das Angebot aufgrund von Teilemangel knapp war. Analysten erwarten, dass die Sonderkonjunktur im Lauf dieses Jahres endet, da der Halbleiter-Engpass nachlässt, während die Autonachfrage bei schwacher Konjunktur und hoher Inflation kaum noch wachsen würde. "Wir gehen davon aus, dass dem Preiszyklus die Luft ausgeht", erklärten die Analysten von Bernstein Research. In Europa werde sich das wegen des hohen Auftragsbestandes erst im zweiten Halbjahr bemerkbar machen.

AUSSICHTEN AM AUTOMARKT EINGETRÜBT

In den USA senkt Tesla die Preise um sechs bis 20 Prozent. An seinem Heimatmarkt rutscht das Tesla Model Y dank der Preissenkung erst in die Kategorie der vom Staat seit diesem Jahr geförderten E-Autos, so dass es über Nacht rund 30 Prozent billiger wird. In Tesla-Fan-Foren beschwerten sich Nutzer, das sei unfair gegenüber Käufern, die unlängst noch mehr für einen Neuwagen bezahlten. In China hatte das zu Protesten vor Auslieferungszentren geführt. Verärgerte Kunden forderten Erstattungen, was Tesla zunächst ablehnte. Analysten sagten, die Preisreduzierungen könnten in China die Nachfrage ankurbeln und den Druck auf die Konkurrenten erhöhen, ebenfalls günstigere Preise anzubieten. Das könne zu einer Rabattschlacht ausarten.

Auf seinem Weg zum Massenhersteller hatte der Elektroautopionier im vergangenen Jahr den Absatz um 40 Prozent auf 1,31 Millionen Fahrzeuge gesteigert. Musk hatte ursprünglich eine Steigerung um 50 Prozent anvisiert. Die "radikalen" Zinserhöhungen hätten die Aussichten am Automarkt geändert, so dass Tesla die Preise für anhaltendes Absatzwachstum senken könnte, hatte Musk im Dezember gesagt.

(Bericht von Victoria Waldersee, Zhang Yan, Hyunjoo Jin und Kevin Krolicki, geschrieben von Ilona Wissenbach und Myria Mildenberger, redigiert von Hans Seidenstücker.; Bei Rückfragen wenden Sie sich sich an unsere Redaktion: frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)